1001 PS, acht Liter Hubraum, 16 Zylinder: Der Motor aus dem Bugatti Veyron ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. 2005 war der Veyron mit 407 km/h Topspeed das schnellste Serienauto der Welt, der monumentale Motor kommt noch bis heute im Nachfolger Chiron zum Einsatz. Ursprünglich sollte der Veyron aber einen noch krasseren Motor bekommen: einen W18!

Den W18 gab es auch in einer Limousine

Bugatti Veyron sollte einen W18 bekommen
Vier W18 auf einem Bild: Hinten links ist der EB 218, daneben der EB 118. Vorne: 18.3 Chiron und 18.4 Veyron.
Richtig gelesen – Bugatti hatte die Idee, den Veyron mit einem Achtzehnzylinder auszuliefern. Verschiedene Komplikationen verhinderten dieses Vorhaben. Aber im Gegensatz zum geplanten W18 von Mercedes gab es den Bugatti-Motor tatsächlich. Die Volkswagen-Tochter präsentierte gleich mehrere Studien mit dem W18! Nachdem VW 1998 Bugatti übernommen hatte, wurde mit dem EB 118 Coupé die erste Studie unter VW-Regie gezeigt. 1999 stand die viertürige Limousine EB 218 auf dem Autosalon in Genf. Das Design der Luxuslimousine sollte an die Bugatti-Modelle der 1930er erinnern und stammten aus der Feder von Giugiaro. Beide Konzeptstudien wurden mit dem W18-Motor ausgestattet, gingen aber nie in Serie.
Bugatti Veyron sollte einen W18 bekommen
Die Studie 18.3 Chiron basiert auf einem Lamborghini Diablo VT. Leistung: 555 PS und 650 Nm.
Stattdessen konzentrierte sich Bugatti auf die Entwicklung eines Supersportwagens, der alles in den Schatten stellen sollte. Die Idee des Veyron war geboren! Ebenfalls 1999 zeigte Bugatti mit der 18.3 Chiron genannten Studie einen ersten Entwurf. Besonders interessant ist der Blick auf den Motor: ein W18-Sauger, für den die Ingenieure drei Reihensechszylinder miteinander kombiniert hatten. Die Zylinderbänke stehen im 60-Grad-Winkel zueinander, drei der 18 geschmiedeten Pleuel haben einen gemeinsamen Hubzapfen. Das erklärt auch die Nomenklatur "18.3": 18 Zylinder und drei Zylinderbänke.

Mehrere Probleme mit dem Über-Motor

Bugatti Veyron sollte einen W18 bekommen
W18 im Heck des 18.3 Chiron: Die drei Zylinderbänke sind  deutlich zu erkennen.
Der fertig konstruierte W18 hatte allerdings gleich mehrere Probleme. Erstens war er so groß und ausladend geraten, dass selbst der gigantische W16 des Veyron dagegen kompakt wirkte. Hinzu kamen thermische Probleme aufgrund der drei Zylinderbänke. Und: Der W18 hatte einfach zu wenig Leistung! In den Studien brachte es der 6255 ccm große Saugmotor auf 555 PS und 650 Nm Drehmoment. Viel Leistung Ende der 90er-Jahre, aber nicht genug, um den Bugatti zum schnellsten Serienauto der Welt zu machen.
Bugatti musste also weiter tüfteln und widmete sich erst mal dem Design. Auf der Tokyo Motor Show 1999 wurde erstmals die Studie Veyron 18.4 mit dem fast schon finalen Design des Serienautos gezeigt. Aber auch diese Studie besaß noch den W18-Motor, der kurioserweise an eine Fünfgang-Handschaltung gekoppelt war. Die in Japan veröffentlichten Fahrleistungen: 4,2 Sekunden bis Tempo 100 und 340 km/h Topspeed. Schnell, aber nicht schnell genug!

W16 mit vier Turbos ersetzt W18-Sauger

Erst 2001 kam die Entscheidung, den Bugatti Veyron in Serie zu bringen. Der erste fahrbereite Prototyp war 2003 so weit. Inzwischen hatte Bugatti umgesattelt und statt des W18 einen komplett neuen W16 aus zwei zusammengesetzten Achtzylindern entwickelt. Die Maschine hatte so gut wie nichts mehr mit dem einst geplanten Achtzehnzylinder gemein. Technische Schwierigkeiten und die Reifenproblematik warfen die Ingenieure immer wieder zurück, weshalb der Bugatti Veyron 16.4 erst 2005 in Serie ging. Jetzt allerdings mit dem inzwischen legendären Achtliter-W16 mit vier Turboladern und anfänglich 1001 PS. Das reichte dank Allrad und DSG für 2,5 Sekunden bis 100 km/h und unglaubliche 407 km/h Topspeed. Der auf 1200 PS erstarkte Veyron Super Sport schaffte sogar 431 km/h!
Bis heute wird der W16 in modifizierter Form im Nachfolger Chiron eingesetzt, wo er 1500 PS leistet. In den Sondermodellen Centodieci und Chiron Super Sport 300+ werden sogar 1600 PS auf alle vier Räder losgelassen. Der auf 30 Stück limitierte Super Sport 300+ stellte mit 490,484 km/h einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf. Fans des W18 können den Motor übrigens noch heute in der Autostadt Wolfsburg begutachten.