Die kurze Ehe zwischen Suzuki und Volkswagen liegt in Trümmern und steht kurz vor der Scheidung. Zu groß sind die Kulturunterschiede zwischen beiden Firmen. Was die Japaner aber offenbar nicht davon abgehalten hat, sich ein Erfolgsrezept der Wolfsburger abzuschauen. Denn VW ist selten ganz vorn dabei, wenn es um neue Fahrzeugkonzepte geht. Stattdessen hat der Marktführer die Konkurrenz und die frischen Trends im Blick – und stößt bei Erfolg in die Marktnischen vor wie bei dem Minivan Touran oder dem Kompakt-SUV Tiguan.
Noch mehr SUV unter 30.000 Euro

Überblick: Alle News und Tests zum Suzuki SX4

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Video: SX4, Countryman, Trax

Kompakt-SUVs im Test

Ganz ähnlich macht es jetzt Suzuki. Kaum eine Fahrzeuggattung wächst in Europa so schnell wie die der Mini-SUVs, jener kleinen Geländewagen im Format zwischen Kleinwagen und Kompaktklasse. Die erste Generation des SX4 hatte Suzuki noch mit Kooperationspartner Fiat entwickelt. Der in Ungarn gefertigte Kraxler war aber für den hiesigen Markt schlicht eine Nummer zu klein. Und so tritt nun der neue SX4 mit 15 Zentimeter mehr Länge und dem Namenszusatz S-Cross gegen die etablierte Konkurrenz an. Aber reicht das aus, um gegen den viel geliebten Mini Countryman (seit 2010 auf dem Markt) und den ebenfalls taufrischen Chevrolet Trax (seit März) zu bestehen? Genau hingeschaut haben die Suzuki-Entwickler jedenfalls. Mit einer Länge von 4,30 Metern bietet der SX4 S-Cross nicht nur ordentlich Platz, sondern bleibt angenehm kompakt – ein charmantes Format. Während es für große Fahrer im Cockpit zwar etwas zwickt, bietet der Japaner aber auf der Rücksitzbank üppige Platzverhältnisse. Darüber hinaus zeigt der 430 Liter große Kofferraum alltagstaugliches Format.

Überblick: Alle News und Tests zum Mini Countryman

Mini Countryman
Das Raumgefühl im Mini ist eng – eine Folge der hohen Gürtellinie und der schießschartenähnlichen Fenster.
Der Mini gerät hier ins Hintertreffen, keine Überraschung – denn er ist rund 20 Zentimeter kürzer als der Suzuki. Vorn ist es im Countryman ähnlich eng wie im SX4, der Fond reicht nur für Kurzstrecken. Dazu kommt das beengte Raumgefühl, eine Folge der hohen Gürtellinie und der schießschartenähnlichen Fenster. Auch das Gepäckabteil ist kleiner als der Kofferraum des Japaners: 350 Liter – zwei Koffer weniger. Ähnlich knapp geht’s im Chevrolet Trax zu. Obwohl der kompakte Koreaner mit einer Länge von 4,25 Metern nahezu gleich groß ist wie der Suzuki, fasst sein Kofferraum nur sechs Liter mehr als der des Mini. Immerhin bietet der Trax, der technisch ein Doppelgänger des Opel Mokka ist, den Mitfahrern mehr Raum als seine Konkurrenten. Vor allem im gut verarbeiteten und übersichtlichen Cockpit bleibt selbst für große Passagiere dank des riesigen Verstellbereichs der Sitze üppig Raum. Kaum Unterschiede gibt es bei der Verarbeitung. Während der in der Vergangenheit oft für seine piefige Machart gescholtene Mini nun eine Reife erreicht, die der Preisklasse angemessener ist, fallen im Suzuki die müffelnden Kunststoffe auf. Fast nostalgisch dünsten sie aus. So haben japanische Autos vor 20 Jahren gerochen.
Allerdings ist das nur ein kleiner Schönheitsfehler, bei Materialauswahl und Verarbeitung gibt es wenig zu beanstanden, alles wirkt sehr ordentlich zusammengesetzt. Unterm Strich entscheidet der Suzuki so das Karosseriekapitel recht deutlich für sich. Ebenso überzeugen kann der Antrieb des neuen SX4. Sein 1,6-Liter-Turbodiesel ist ein Sahnestück geworden. Mit maximal 320 Newtonmeter Drehmoment erlaubt der Suzuki im Alltag extrem schaltfaules Fahren. Und soll es einmal etwas zügiger vorangehen, vergisst der laufruhige Selbstzünder nie seine Manieren und hält sich akustisch im Hintergrund.

Überblick: Alle News und Tests zum Chevrolet Trax

Chevrolet Trax
Licht und Schatten: Der Trax sprintet zwar am besten im Vergleich, fällt aber beim Geräuschkomfort ab.
Trotz der guten Fahrleistungen bleibt zudem der Verbrauch im Rahmen. Auf der AUTO BILD-Verbrauchsrunde kam der SX4 im Schnitt mit 5,6 Litern 100 Kilometer weit. Kein Wunder, ist der Japaner doch rund 100 Kilogramm leichter als der Mini. Der Brite ist als Cooper D sowieso nicht optimal motorisiert. Sein Turbodiesel wirkt zäh, auf der Autobahn müht er sich bei Geschwindigkeiten über 160 km/h ab. Doch obwohl er dann hoch gedreht werden muss, bleibt der Verbrauch mit sechs Litern im Rahmen. Deutlich spritziger wirkt der Chevrolet – obwohl die Koreaner auf einen 1,7-Liter-Turbodiesel zurückgreifen, den Opel gerade aussortiert hat. Kein Wunder, dass dieser Motor in Rüsselsheim in Ungnade gefallen ist. Zwar erreicht der Trax mit seinen 130 PS die besten Beschleunigungswerte, fällt aber beim Geräuschkomfort mit seinem Rumpelsound gegenüber Suzuki und Mini deutlich ab. Dazu kommt das hakelige, unpräzise und schwergängige Getriebe – ein echter Schwachpunkt des Koreaners. Wenigstens bleibt der Trax trotz hohen Gewichts und des alten Motors sparsam. Er kommt mit durchschnittlich 5,5 Litern pro 100 km aus. Trotzdem geht auch das Antriebskapitel an den neuen Suzuki.
Weitere Details zu den drei SUVs gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen lesen Sie in AUTO BILD 43/2013 oder als Download im Online-Heftarchiv.

Fazit

von

Stefan Voswinkel
Suzuki kommt später als die Konkurrenz mit einem Mini-SUV auf den Markt – und kann den Vergleich trotzdem gewinnen. Die Japaner haben ein komfortables Auto mit ordentlich Platz entwickelt, das zwar kaum Emotionen weckt, aber gut in den Alltag der meisten Autofahrer passt. Der Mini landet auf Platz zwei. Er macht viel Spaß, ist aber zu klein geraten, um den Vergleich gewinnen zu können. Chevrolet hat ein nur durchschnittliches Auto gebaut, dem der Feinschliff fehlt.

Von

Stefan Voswinkel