Unfall Landwind X7 mit Range Rover Evoque
Bamm! Ein Landwind X7 krachte in China in einen Range Rover Evoque. Schuld war der Klon-Fahrer.
Bild: carscoops.com
Der chinesische Autobauer Landwind ist dem britischen Premium-Hersteller Jaguar Land Rover mal wieder an den Karren gefahren. 2015 im sprichwörtlichen Sinn, als die Chinesen gegen den Willen der Briten die dreiste Evoque-Kopie Landwind X7 auf den Markt brachten. Jetzt hat es sogar wirklich gekracht: Auf einer Kreuzung in der chinesischen Stadt Chongqing knallte ein Klon des SUVs ins Original! Besonders bizarr: Die beiden SUVs, die sich bis auf kleine Unterschiede zum Verwechseln ähnlich sehen, waren auch noch im gleichen, leuchtend roten Farbton lackiert. Die herbeigerufene Polizei, so berichtet der Blog "Carscoops", habe den Fahrer des Landwind X7 als Schuldigen ermittelt. Der Crash verlief glimpflich: Beide Autos hatten leichte Blechschäden, verletzt wurde niemand.

Chinesesische Behörden schmetterten britische Klage ab

Landwind X7
Evoque oder nicht? Der Landwind X7 gehört zu den besseren Kopien eines westlichen Premium-Autos.
Bild: autoblog
Erstmals vorgestellt wurde das China-SUV Landwind X7 übrigens auf der Guangzhou Motor Show 2014. Und sorgte da für große Verwirrung, denn der Range Rover Evoque stand ebenfalls auf der Messe. Seit Sommer 2015 ist der Landwind X7 auf dem Markt, Land Rover konnte seine Einführung nicht verhindern. Eine offizielle Beschwerde bei den chinesischen Behörden wegen "Diebstahl geistigen Eigentums" wurde abgeschmettert. Und das, obwohl das China-SUV ganz eindeutig eine dreiste Kopie ist – innen wie außen, vorne wie hinten, sogar der Schriftzug ist geklaut. Was aussieht wie ein Premium-SUV, gibt es in China zum Schnäppchenpreis: Umgerechnet rund 19.600 Euro will die Jiangling-Tochter Landwind für den X7 haben, das ist ziemlich exakt ein Drittel davon, was der Evoque in China kostet. Der startet nämlich bei umgerechnet 57.808 Euro.
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Auch der Innenraum ist abgekupfert

Landwind X7
Sieht nicht übel aus: Der X7 kommt mit serienmäßigen 10,2-Zoll-Display und Panoramadach.
Bild: autoblog
Genau wie der Brite ist auch der Landwind mit einem Zweiliter-Turbo ausgerüstet, die Leistung ist allerdings recht unterschiedlich. 190 PS leistet die Maschine im X7, 240 die im Evoque (in China "Aurora" genannt). Landwind verspricht für den X7 "professionelle Qualität" und "stilvolle, zahlreiche Konfigurationsmöglichkeiten". Tatsächlich wirkt das Cockpit zumindest auf Bildern auf der chinesischen Webseite durchaus ansprechend – drei Mal dürfen Sie raten, warum. Richtig: Es sieht aus wie im Range Rover Evoque, zumindest sehr ähnlich. Das China-SUV soll serienmäßig mit einem Multimedia-Infotainmentsystem samt 10,2 Zoll großem Touchpad, Bremsassistent, ESC Fahrzeugstabilitätssystem, Antriebsschlupfregelung ASR, Tempomat, Keyless-Go-System und Panorama-Schiebedach ausgeliefert werden.
Das klingt gar nicht so übel, und zumindest auf den Fotos sieht die Qualität (Spaltmaße etc.) ganz ordentlich aus. Äußerst fraglich ist aber, ob der X7 ähnlich sicher ist wie der Evoque. Frühere Modelle des chinesischen Autobauers lieferten bei Crashtests der Euro NCAP nämlich grauselige Ergebnisse ab: Der X6, eine Kopie des Isuzu Rodeo, kassierte beim Test null Sterne. Und der Van CV9, ein Abklatsch des Opel Zafira, schnitt 2010 mit zwei Sternen ebenfalls absolut ungenügend ab. Dann doch lieber ein bisschen mehr Geld investieren und das Original kaufen!

Jaguar Land Rover fürchtet um Chinas Reputation

Landwind darf die Evoque-Kopie bauen
Ralf Speth, Chef von Jaguar Land Rover, zeigte sich sehr enttäuscht über die Entscheidung.
Ob das die Chinesen genauso sehen, wird sich zeigen – möglicherweise sparen sie lieber ihr Geld und kaufen sich lieber den heimischen Klon als das dreimal so teure britische Original, Sicherheit hin oder her. Dass Landwind den X7 tatsächlich verkaufen darf, hatte die Briten ziemlich erbost: "Es ist ein Jammer für uns und die gesamte Wirtschaft und Chinas Reputation. Ich dachte eigentlich, das Kopieren wäre eine Sache der Vergangenheit", kommentierte Ralf Speth, Chef von Jaguar Land Rover, die Entscheidung der chinesischen Behörden 2015 laut der indischen Zeitung "Economic Times". Er befürchte, dass die zunehmende Zahl an Kopien die Lust der Autobauer – seine eigene eingeschlossen – senken könnte, neueste Designs und Technologien auf dem größten Automarkt der Welt vorzustellen. "Es ist sehr enttäuschend, dass diese Art des Kopierens in China weitergeht", so Speth laut Autocar; vor allem, da man durch das Joint Venture mit Chery viel in das Land investiert habe.

Von

Maike Schade