Kompakt-Vans sind eine ernste Sache. Sie sollen viel Platz auf kleinem Raum bieten, möglichst variabel sein und dürfen natürlich nicht viel kosten. Design, Fahrspaß und Lebensfreude bleiben eher nachgeordnete Größen. Heraus kommen Autos wie der VW Touran, der dieses nüchterne Anforderungsprofil in Vollendung erfüllt. Auch Kia widmet sich dem Segment mit der gebotenen Ernsthaftigkeit. Der Carens ist ein Bruder im Geiste des VW, ein Streber – und das ist hier als Kompliment gemeint. Kompakt-Vans sind also eine ernste Sache? So ernst auch wieder nicht, sagt Citroën und stellt ein Auto wie den Grand C4 Picasso auf die Räder.

Überblick: Alle News und Tests zum Grand C4 Picasso

Citroën C4 Grand Picasso
Mit auffallendem Design, sehr großzügiger Verglasung und spezieller Inneneinrichtung will der C4 punkten.
Mit auffallendem Design, äußerst großzügiger Verglasung und spezieller Inneneinrichtung pflegt er einen mehr spielerischen Zugang zum Thema. Aber reicht die ganze Lockerheit aus, um gegen die Klassenstreber zu bestehen? Hinter der riesigen Frontscheibe und unter dem Panorama-Glasdach (500 Euro) sitzt es sich vorn im C4 wie im Glashaus. Fahrer und Kopilot thronen auf üppigen Sesseln, können sich bei Bedarf massieren lassen, für den Beifahrer gibt es eine ausfahrbare Beinauflage (alles Serie beim Exclusive), sehr lässig. Vor dem Piloten breitet sich eine weitläufige Armaturenlandschaft mit zwei Bildschirmen aus. Der obere für die Instrumente, der untere zur Steuerung von Radio, Navi und vielen Fahrzeug-Funktionen. Grafisch attraktiv und nett anzuschauen. Aber leider nicht schön zu bedienen, vieles nervt: Die Sensortasten arbeiten ohne fühlbaren Druckpunkt, die Menüs erschließen sich selten auf Anhieb. Ändert man das Farbthema, startet das komplette System neu, und das dauert. Ewig.

Überblick: Alle News und Tests zum Kia Carens

Kia Carens
Ansehnlich und funktional: Mit einem einzigen Griff wird der Carens zum großen Transporter.
Verglichen mit dem lebensfrohen C4 herrschen im VW fast schon klösterliche Strenge und Ordnung. Doch die schnörkellose Einrichtung hat auch ihre Vorteile, alles ist mühelos zu bedienen. Der Touran ist vorn einen Hauch enger geschnitten als der Citroën, verfügt aber über die besten Sitze: straff gepolstert und passend ausgeformt. Beim Carens hat sich Kia spürbar am VW orientiert, ihm aber mehr Schwung verpasst, mehr Freude am Detail. Ansehnlich und auch funktional, für die leichte Bedienbarkeit kann man den Koreaner gar nicht genug loben. Das gilt auch für die Variabilität. Die drei Einzelsitze im Fond sind nicht nur die im Vergleich bequemsten, sie lassen sich auch mit einem einzigen Griff zu einer ebenen Ladefläche umlegen. Das sollte sich Citroën mal in Ruhe anschauen. Die Franzosen haben an ihren drei zierlichen Rücksitzen insgesamt fünf Schlaufen, Gummizüge und Hebel angebracht, um sie zu verstellen, zu verschieben und zu kippen. Wenn wir richtig gezählt haben. Wir empfehlen eine Ausbildung zum experimentellen Physiker, um das System halbwegs zu begreifen.
Für den C4 (700 Euro) und den Kia (750 Euro) sind noch zwei zusätzliche Sitze für die dritte Reihe lieferbar. Beide sind für Erwachsene praktisch nicht zumutbar – kleinere Kinder fühlen sich auf dem Gartengestühl ganz hinten durchaus wohl. Ähnliche Sitze gibt es auch für den Touran (745 Euro), sie waren beim Testwagen aber nicht an Bord. Der VW – mit 4,40 Meter zwanzig Zentimeter kürzer als der Citroën – hat im Fond trotzdem kaum weniger Platz als die anderen.

Überblick: Alle News und Tests zum VW Touran

VW Touran
Der VW fährt sich mit Abstand am handlichsten, kommt einem normalen Pkw noch am nächsten.
Und er besitzt sogar den größten Kofferraum (maximal 1989 Liter), ein Verdienst der betont kastenartigen Form. Auch bei ihm sind die drei Einzelsitze in der zweiten Reihe schmal geschnitten. Und auch sie lassen sich klappen, kippen und ausbauen, mühelos. Angetrieben wird der Touran vom Zweiliter-TDI mit 140 PS. Der läuft leise und geschmeidig, harmoniert bestens mit dem schnellen Doppelkupplungs-DSG (1875 Euro). Im Vergleich fährt sich der VW mit Abstand am handlichsten, kommt einem normalen Pkw noch am nächsten. An Bord war allerdings auch das DCC-Fahrwerk mit verstellbaren Dämpfern (1000 Euro). Wir empfehlen es, der Touran federt damit ausgewogen. Der Komfort sollte traditionell eine Stärke der Franzosen sein – und der Citroën enttäuscht nicht. Nein, eine schaukelige Sänfte ist er deshalb nicht. Er lenkt zögerlicher ein als der VW, fährt sich nicht so agil. Der neue, kräftige Zweiliter mit 150 PS geht lebhaft zur Sache und knurrt unter Last schon mal, bleibt insgesamt aber friedlich. In seinem Tatendrang wird er von der schläfrigen Sechsstufenautomatik zwar behindert – insgesamt passt das zum Charakter eines gemütlichen Gleiters.

Weitere Details zu den drei Vans gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten gibt es als Download im Online-Heftarchiv.
Dirk Branke

Fazit

Am Ende liegen die drei Kompakt-Vans dicht beieinander. Der Citroën feiert einen gelungenen Einstand, schafft es aber nicht ganz nach vorn. Das verhindern ein paar Spielereien und Nachlässigkeiten. Für viele wird es genau das sein, was das Auto so sympathisch macht. Auch der Kia ist eine Empfehlung. Günstig und wohlgestaltet, seine sagenhafte Garantie ist nicht das schlechteste Argument. Es gewinnt der Touran. Kein aufregendes Auto, aber er beherrscht genau das, worauf es hier ankommt.