Clio Sport – Ibiza Cupra TDI – 206 RC
—Doll, doller, Diesel
TDI-Spanier mit Anfahrschwäche
Manchmal braucht es eben ein paar Minuten mehr, um aus dem Kleinwagen wieder ein Sportauto zu machen. Einen echten Cupra, der sich so anfühlt, wie der Name es verspricht. Denn mit Cupra kürzt Seat "Cup Racing" ab, was übersetzt Pokalrennen heißt. Das klingt mindestens so aggressiv wie GTI. Doch die Wirkung beginnt mit Verzögerung. Beim Losfahren kämpft der Diesel-Cupra gegen seine TDI-typische Anfahrschwäche.
Erst ab 2000 Touren zieht er los wie die Wildsau. Der Ibiza explodiert schlagartig. Genauso schnell geht ihm die Puste ab 4000/min wieder aus. Typisch Turbodiesel eben. Was dem Seat fehlt, bringen seine französischen Konkurrenten mit: flotter Antritt, wenig Gewicht und harmonische Kraftentfaltung, um schnell von einer Kurve zur nächsten zu spurten.
Renn-Franzosen mit Kompromissen
Der Clio beschleunigt mit ruhiger Beharrlichkeit. Ruhiger jedenfalls als das auffällige Doppelendrohr andeutet. Auch am Peugeot-Heck blitzen vorwitzig zwei Auspuffspitzen. Der 206 tönt anders, aber nicht besser. Beim Hochdrehen wirkt er angespannt – auch wenn 177 PS mit 1105 Kilogramm keine Mühe haben. Schnell wird klar, daß diese kleinen Kisten Kompromisse suchen.
Zwischen Rennstrecke und Supermarkt finden die beiden Franzosen den goldenen Mittelweg: ordentlich Biß und gute Alltagstauglichkeit. Wer allerdings eine französische Sänfte erwartet, liegt falsch. Clio und 206 rollen straff über Bodenwellen. Nicht schön, aber erträglich. Wer es sportlich will, nimmt so ein Fahrwerk in Kauf. Der Cupra dagegen übertreibt: Stöße leitet er direkt ins Rückenmark. Hey, wer will mit so einem Brett zum Baumarkt fahren? Zum Glück investiert Seat in gute Sitze, die Nebenwirkungen mildern.
Ibiza mit sparsamem Knalldiesel
Gas geben, ohne viel Geld zu verheizen – das hat Diesel groß und stark gemacht. Mittlerweile sind über 40 Prozent der Neuzulassungen Diesel. Tendenz steigend. Ein Trend, den auch der kleine Seat stützen wird. Sein Knalldiesel mischt das Kleinwagensegment auf. Er kann seinen Otto-Brüdern nicht nur Paroli bieten, sein üppiges Drehmoment (330 Newtonmeter gegenüber 200 und 210 Nm) beschert auch den größeren Fahrspaß. Die Nachteile des Diesels werden auf kurvigen Strecken besonders deutlich. Dort sorgt die ruckartige Leistungscharakteristik für hektischen Fahrstil.
Außerdem verstärkt der schwere Dieselmotor die Tendenz, über die Vorderräder nach außen zu rutschen. Ein sicheres, aber wenig sportliches Verhalten, das der Clio noch deutlicher zeigt. Für Überraschungen sorgt der 206: Im Grenzbereich kommt sogar das Heck. Erst das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) fängt ihn wieder ein – spät und heftig.
Clio mit gewaltigem Vorwärtsdrang
Derartigen Ruhm hat der Clio nicht zu bieten. Aber auch er hat ein Sportlerherz. 179 Saug-PS aus zwei Liter Hubraum erzeugen einen gewaltigen Vorwärtsdrang. Daß der Renault dem fast gleich starken Peugeot 0,6 Sekunden von null auf 100 km/h abnimmt, deutet auf ein besonders agiles Clio-Aggregat hin. Oder auf eine optimistische 206-Leistungsangabe. Immerhin: Beim Höchsttempo kann der Peugeot gut mithalten. Der Renault-Motor leistet soviel, wie das Fahrwerk gerade noch verkraften kann. Die Abstimmung ist harmonisch und sicher; das Spaßpotential darum erheblich.
Daß Kleinwagen auch Sportwagen sein können, belegen am Ende alle drei. Daß Diesel durchaus sportliche Gene besitzen können ist nicht neu. Aber daß Dieselkleinwagen jetzt auch bei den Rennzwergen gewaltig mitmischen, ist eine ganz neue Erfahrung.
Technische Daten
Kosten und Ausstattung
Fazit und Wertung
Fahrspaß vermitteln alle drei in einem hohen Maß. Natürlich drehen 206 RC und Clio lustbetonter nach oben, bieten eine höhere Leistungsspitze und sind in Wechselkurven agiler, doch der Seat hält gut mit. Leider nervt er auf schlechten Straßen mit übertriebener Härte und setzt so ein hohes Maß an Leidensfähigkeit voraus. Ansonsten hat die sportliche Kleinwagenwelt ein neues Thema: Diesel!