Dacia sorgt auf dem 83. Autosalon in Genf für Verwirrung. Zwar basiert der neue MCV auf dem neuen Sandero, dennoch heißt der Low-Budget-Laster weiterhin Logan. Das macht Sinn, immerhin hat das Raumwunder MCV einst geholfen, Dacia groß zu machen. Maximaler Nutzwert und robuste Verarbeitung zum Spottpreis, darunter bewährte Renault-Technik von gestern – das verkaufte sich. Inzwischen hat der Logan mit Dokker und Lodgy Konkurrenz aus dem eigenen Haus bekommen. Zu den beiden muss der Neue jetzt Platz lassen und schrumpft im Vergleich zum Vorgänger in Sachen Kofferraum um rund 100 Liter auf 573 Liter. Der Basispreis bleibt bei 7990 Euro.
Dacia Logan MCV
Ein wenig verwirrend: Der MCV basiert mittlerweile auf dem Sandero, heißt aber weiterhin Logan.
Der Innenraum des Logan offenbart für alle, die bereits Bekanntschaft mit dem neuen Sandero gemacht haben, wenig Überraschungen. Die Verarbeitung ist robust, das Ambiente so wohnlich wie eine Plastiklandschaft eben sein kann. Immerhin lässt der Erfolg der Pragmatiker-Marke inzwischen sogar ein kleines bisschen Chrom um Instrumente und Lüfttungsdüsen sowie silber lackierte Oberflächen zu. Zumindest dort, wo man hinschaut. Die LCD-Tankanzeige sorgt dagegen noch immer für ein heftiges 80er-Jahre-Flashback, auch die Fensterheberknöpfe in der Mittelkonsole sind nicht mehr zeitgemäß. Die Sitze sind alte Bekannte aus dem Sandero, über ihre eingeschränkte Langstreckentauglichkeit ist bereits viel geschrieben worden.
Renault Clio Grandtour
Deutlich unterlegen: Der Clio Grandtour ist in jeder Hinsicht kleiner als der Dacia Logan MCV.
Erfreulich ist, dass der Logan zwar an Kofferraumvolumen verloren hat, die Kopffreiheit aber weiterhin außergewöhnlich für ein so kleines Auto ist. Selbst der längste Lulatsch knallt im Logan nicht an den Himmel. Dacias größter Fortschritt ist allerdings unter der Haube passiert. Mussten sich die Rumänen früher anhören, ausschließlich antiquierte Renault-Technik zum Discount-Preis anbieten zu können, steckt jetzt gegen Aufpreis der neue 0,9-Liter-Dreizylinder-Turbo aus dem neuen Clio hinter dem erwachsenen Dacia-Gesicht. Sparsam, quirrlig – und zu diesem Preis eine Gefahr für die Mutter-Marke, auch wenn der eher antiquierte 75-PS-Vierzylinder der Preisknaller bleiben wird.
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Video: Genfer Autosalon 2013

Tops und Flops in Genf

Bild: AUTO BILD
Szenenwechsel zu Renault. 13.800 Euro, also genau 1000 Euro mehrals das Renault Clio Hatchback, kostet der neue Grandtour und ist damit immerhin 400 Euro billiger als sein Vorgänger. Im Vergleich zum Logan bietet der durchgestylte Clio weniger Beinfreiheit hinten, weniger Kopffreiheit und einen deutlich kleineren Kofferraum. Materialanmutung und Qualitätseindruck sind allerdings spürbar hochwertiger. Auch unerfahrene Umsteiger spüren, wo Dacia gespart hat, um den Logan zum Hammerpreis anbieten zu können.
Fahrwerk und Radstand entsprechen dem Clio-Steilheck, das Fahrverhalten dürfte sich also nur marginal ändern. Die Marke mit dem Rhombus hat ganz bewusst Einbußen beim Nutzwert einkalkuliert und dem Clio lieber eine stylische Form verpasst. Ist der Logan ein gutaussehender Umzugskarton, dann ist der Clio eine schicke Unisex-Designerhandtasche. Das muskulöse Design mit der markanten Sicke in der Seitenlinie geht auf die Studie Dézir zurück, die Renault 2010 auf dem Pariser Salon gezeigt hat. Clio Grantour oder Logan MCV – das ist vor allem eine Geld- und danach eine Einstellungssache.

Von

Lukas Hambrecht