Die Deutschen haben bei den Autos eine Menge erfunden – nur nicht die Billigmarke. Die kommt aus Frankreich und heißt Dacia. Der Durchbruch gelang Renaults Resterampe, die alte Clio-Technik aufkocht, seit dem Jahr 2006 mit dem Logan MCV. Der Discount-Kombi senkte den Preis für über zwei Kubikmeter Laderaum auf konkurrenzlose 7990 Euro. Das Auto war so gut und mit 85.000 Verkäufen in Deutschland so erfolgreich, dass Dacia in der Folge daraus gleich drei Autos gemacht hat: den 2012 vorgestellten Van Lodgy, den Kastenwagen Dokker und schließlich den neuen Logan MCV, den AUTO BILD exklusiv erstmals fahren konnte.
Weitere Kombis unter 30.000 Euro

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Dacia Logan MCV
Klassisches Kombi-Design: Der Neue sieht aus wie ein alter MCV nach einer Kur mit dem Plätteisen.
Was sofort auffällt: Der Nachfolger ist ein ganz anderes Auto geworden und sieht aus wie ein alter MCV nach einer Kur mit dem Plätteisen. Zwar misst der Dacia stattliche 4,49 Meter Länge, doch sein Dach steht neun Zentimeter tiefer als beim Vorgänger – hier fährt jetzt ein klassischer Kombi vor. Damit entfällt die dritte Sitzreihe, die ein Viertel aller Kunden kauften, ebenso wie die zweiflügelige Hecktür. Stattdessen öffnet die Klappe jetzt klassisch nach oben. Der Kofferraum fasst immer noch so viel (573 Liter), dass man darin ein Echo erwartet. Die Ladekante angenehm niedrig, im Boden Verzurrösen und ein riesiges Unterflurfach – Kombi-Können hängt bei den Franzosen zum Glück nicht vom Preis ab. Mit maximal 1518 Litern fasst der Logan deutlich weniger Gepäck als bisher. Die riesigen 2350 Liter des alten MCV sind passé. Wer unbedingt diese Höhle benötigt, muss jetzt den 2000 Euro teureren Lodgy kaufen, den wir ebenfalls im Easy-Index vermessen haben. Der hat dann auch für 590 Euro extra die dritte Sitzreihe.

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Dacia Logan MCV
Weniger Platz in Reihe zwei: Der Radstand schrumpfte von 2,90 beim Vorgänger auf 2,63 Meter.
Echte Raumwunder vollbringen sie im Fond beide nicht. Zwar gestatten große Türausschnitte einen bequemen Einstieg, und überm Kopf bleibt jeweils genug Luft, doch für die Knie wird es im Logan eng – als Taxi taugt der MCV nicht mehr. Anders als früher werden Droschkenbesitzer um den Billigheimer einen weiten Bogen machen. Das Platzangebot in der zweiten Reihe zeigt deutlich, dass der Kombi das Format des Kleinwagens Sandero übernimmt. Der Radstand schrumpfte in Folge von üppigen 2,90 beim Vorgänger auf 2,63 Meter. Das macht ihn in der Stadt wendiger, auf langen Autobahnwellen federt er etwas unruhiger – beides nicht der Rede wert, denn für seine dynamischen Qualitäten wurde der Dacia selten geschätzt. Eher macht sich auf den breiten, nachgiebigen Polstern schnell eine Gelassenheit breit, weil man mit den Schwächen bei diesem Preis leben kann. Die Lenkung? Wie ein Griff in alte Sofakissen. Der 1,2-Liter-Benziner? Laut und müde. Die Federung? Na ja, geht doch. Immerhin bietet Dacia erstmals serienmäßig den elektronischen Schutzengel ESP, der bei simuliertem Ausweichen flott und sicher eingreift.

AUTO BILD fuhr das nackte Basismodell für 7990 Euro, das nur einer von zehn Kunden kauft. Dieses Auto ohne Radio, elektrische Fensterheber, Kopfstützen hinten oder Laderollo wirft ständig die Frage auf: Bin ich ein Luxus-Weichei? Immerhin beweist der neue Armaturenträger aus dem Sandero mit hellen Flächen und mattem Hartplastik nun einen Hauch von Liebe. Trotz der einfachen Qualität knarzt und knistert nichts. Die simple Bedienung kann in Zeiten allgemeiner Schalterflut sogar beruhigen.

Nie war billig so cool: Dacia Sandero im Vergleich

Dacia Logan MCV
Keine elektrischen Fensterheber, Kopfstützen hinten oder Laderollo: Das Basismodell zeigt sich eher nackt.
Zugleich zeigt dieser Preislockvogel, warum Käufer überwiegend zum Laureate griffen, der im neuen MCV mindestens 9990 Euro kostet. Dann gibt es immerhin Zentralverriegelung, geteilt umklappbare Rückbank oder das höhenverstellbare Lenkrad. Man sitzt nicht wirklich besser als früher, auch die zusätzliche Lärmdämmung bewirkt keine Wunder – beides hatten Besitzer beim Vorgänger kritisiert. Dafür hat das neue Radio schon im Sandero gefallen, auch das Navi (180 Euro) überzeugt mit seiner einfachen Bedienung zum günstigen Preis. Hier ist der Abstand zu aktueller Renault-Technik inzwischen deutlich geschrumpft, was auch für die Motoren gilt. Der neue Dreizylinder- Turbo, mit 135 Nm Drehmoment deutlich zugkräftiger und sparsamer als der müde Basisbenziner, ist auch im Clio erst ein Jahr alt. Allerdings verlangt Dacia dafür mindestens 11.090 Euro. Ein modernes Doppelkupplungsgetriebe, bei Renault jüngst eingeführt, bringt Dacia frühestens 2014. Es bleibt also Platz – für Verbesserungen.
Technische Daten Dacia Logan MCV 1.2 16V 75 Vierzylinder, vorn quer • vier Ventile pro Zylinder • Hubraum 1149 cm³ • Leistung 55 kW (75 PS) bei 5500/min • max. Drehmoment 107 Nm bei 4250/min • Vorderradantrieb • Fünfganggetriebe • Länge/Breite/ Höhe 4494/1733–1994*/1550 mm • Radstand 2634 mm • Leergewicht 1091 kg • Tank 50 l • Kofferraum 573–1518 l • 0–100 km/h 14,5 s • Spitze 162 km/h • Verbrauch EU-Mix 5,8 l Super • CO2 135 g/km • Preis ab 7990 Euro.
* Breite mit Außenspiegeln 

Fazit

von

Joachim Staat
Der neue Logan MCV ist sicherer, sparsamer, aber nicht teurer als der alte. Ein Volks-Wagen im besten Sinne, Dacia bleibt auch bei der zweiten Modell-Generation bei strikten Kampfpreisen. Allerdings hat der MCV sein hohes Dach und den Endlos-Kofferraum eingebüßt – er schafft so Platz für Dacias neue Raumautos.

Von

Joachim Staat