Die Auto Expo in Neu Delhi taugt 2014 auch nicht mehr als Spiegelbild der indischen Gesellschaft. Früher fand die Messe zentral auf einem staubigen Gelände voller bröckelnder Bauten statt, in deren Schatten bettelnde Kinder neben einer S-Klasse hockten, bis sie von Mitarbeitern verjagt wurden, die den ganzen Tag den Staub von den Luxuslimousinen schrubbten.
Vorbei. Seit diesem Jahr steigt die Auto Show von Indien alle zwei Jahre auf einem Messegelände in dem Retorten-Stadtteil Greater Noida außerhalb der Stadt. Und sie ähnelt zusehens den ganzen anderen Automessen auf dieser Welt – sogar die deutschen Luxusmodelle stehen inzwischen nicht mehr unter freiem Himmel. Also rein ins Getümmel. Im deutschen Zelt bilden sich die längsten Schlangen bei BMW, doch deren neuer Marketingchef Frank Schlöder blickt skeptisch. Der indische Markt sei wegen der Wirtschaftskrise und der fallende Rupie unter Druck. "Wir müssen regelmäßig die Preise nach oben anpassen." Die Marge sei verschwindend gering.

Jede Menge Elektro-Studien

Also rüber zu den einheimischen Herstellern. Und mich trifft der Schlag: Das Land, das nicht in der Lage ist, seiner Bevölkerung eine stabile Energieversorgung zu bereiten, dieses Land setzt auf die Elektromobilität. Selbst der BMW-Marketingchef hat einen Generator auf dem Dach seines Hauses in einer Villengegend. Deshalb sind die E-Autos auch nur E-Studien. Und werden es auch bleiben. Mahindra zeigt gleich vier Show Cars zur E-Mobilität, davon drei Plug-ins: Der Verito Electric ist ein unschöner Stufenheck-Kleinwagen mit einer Reichweite von 80 Kilometern bei Tempo 85. Nicht sehr vielversprechend.
Daneben steht der Mahindra Reva E2O, die indische Version des E-Smart. Reva ist übrigens die Elektro-Sparte von Mahindra, so wie die i-Serie bei BMW. Mit dem Unterschied, dass die Bayern die E-Autos auch in Serie bauen. Den E2O gibt es tatsächlich schon zu kaufen. Für umgerechnet 7031 Euro. Das billigste E-Auto der Welt! Und, hat es tatsächlich schon jemand gekauft? Schulterzucken.
Weiter. Noch mehr Mahindra Reva gefällig? Der E-Sportwagen Halo soll in unter acht Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Ein E-Auto! Als Sportwagen! In acht Sekunden! Acht! Okay, weiter. Zu Tata. Halt! Fast übersehen: Neben dem Formel-Rennwagen M1 Electro für die neue FIA Formel E steht da auch noch Mahindras XUV500, ein SUV mit Dieselhybrid. Reine Show, das Car.

Tataaa! Tata mit Kleinwagen-Brüdern und Minibus

Jetzt aber Tata. Deren Nano, das "billigste Auto der Welt", das hier 2008 vorgestellt wurde und auf den Titelblättern der Zeitungen in aller Welt zu sehen war, war ja ein gigantischer Flop. Junge Inder wollen angeblich kein "Billig"-Auto. Nun sollen es die Kleinwagen-Brüder Bolt (Fließheck) und Zest (Stufenheck) machen. Beide mit Verbrennungsmotoren, gibt's also auch noch. Genauso wie Tatas Designstudien Connectnext und Nexon. Letztere natürlich wieder elektrisch– und "mit Allradantrieb für die City und Off-Road". Klar, die Straßen sind in Indien ja auch in Stadt und Land gleich schlimm. Und noch ein E-Auto: Ein Minibus, der wie die indische Version der Mia Electric wirkt – dieser aber ohne Schiebetüren und mittigem Sitz für den Fahrer. Dafür auch mit einem schönen Namen: Magic Iris. Der E-Motor leistet neun (in Worten: 9) kW. Die magische Iris soll mit voller Batterie bis zu 100 Kilometer weit kommen. Und Platz für Fahrer und vier Passagiere bieten. Hey, ihr Tata-Leute! Guter Witz! Ihr solltet wissen, dass in Indien in solchen Minibussen durchschnittlich zehn Personen mitfahren.
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