Papenburg im Emsland. Weltbekannt durch die Meyer-Werft, die von dort riesige Luxusliner in die Ems gleiten läßt. Das Land ist flach, und zerzauste Moorbirken haben Mühe, den Wind zu bremsen, der meist von Holland herüberweht. Papenburg hat noch eine Sehenswürdigkeit: das ATP-Testgelände (Automotive Testing Papenburg). Es gehört zu 60 Prozent Karmann in Osnabrück, 40 Prozent hält eine Tochter des Erbauers DaimlerChrysler. Auf dem 12,3 Kilometer langen Rundkurs, der sonst Erlkönigfahrern gehört oder Auto- und Reifentestern der Industrie, konnten wir ungestört unsere Bahnen ziehen, um endlich mal die Frage zu beantworten: Was verbrauchen unsere Autos wirklich?

Wer jetzt wissenschaftlich präzise Ergebnisse erwartet, den müssen wir enttäuschen. Wir fuhren Tempo 80, 100, 130, 150, 180, 200, 220, 250 und Höchstgeschwindigkeit, notierten dabei die Verbrauchsangaben der mittlerweile recht präzisen Bordcomputer der jeweiligen Fahrzeuge. Auch mischten Wind und Wetter mit. Der April zeigte sich von seiner sprichwörtlichen Seite, der Wind schob uns auf der einen Geraden, bremste auf der anderen. Also nahmen wir auch hier den Mittelwert von Hin- und Herfahrt.

Sehr hübscher Nebeneffekt: Auf der Schnellfahrbahn steht eine Meßanlage, die den Fahrern ihr genaues Tempo anzeigt. Prima für eine Tachokontrolle, die zeigte, daß alle erstaunlich ehrlich sind. Die beiden Golf mogeln am meisten: Bei echten 130 km/h zeigen sie 137 an, bei echten 200 melden beide 210. Petitessen. Es geht hier ja um den Durst.

Der Cayenne-Durst ist echt gepfeffert

Da wartete das Testteam natürlich neugierig auf den bulligsten Porsche aller Zeiten, den Cayenne Turbo S. Er enttäuschte nicht. Bei Dauervollgas soff das 270-km/h-SUV sagenhafte 66,7 Liter Super plus. Der Bordcomputer verriet das nicht, er stoppt schamhaft bei "29,9". Den wahren Verbrauch haben wir per Nachtanken ermittelt: fast 67 Liter auf 100 Kilometer! Ein 40-Tonner kommt mit 35 aus. Auch wenn nur Scheichs den 521-PS-Boliden kaufen sollten, er paßt nicht mehr so richtig in unsere Zeit.

Steigen wir ins andere Extrem, den derzeit als so fortschrittlich gepriesenen Prius von Toyota mit Hybridantrieb – im Stadt- und Kurzstreckenbetrieb ein echter Knauserer. Nein, den Verbrauchsrekord bei Tempo 80 hält er nicht, da sind die Diesel in Zafira, 407 und Golf noch etwas geiziger. Wenn der Prius dann aber mal auf der Autobahn mitschwimmen muß, fährt oberhalb von 130 km/h der stärkere Mercedes C 180 deutlich wirtschaftlicher, die kompakten Diesel schlagen ihn ohnehin um Längen. Ausnahme VW Multivan. Der stemmt dem Wind eine so große Stirnfläche entgegen, die den Verbrauch bei schneller Fahrt – wie auch bei Cayenne und Touareg – natürlich in die Höhe treibt.

Beliebtester Testwagen war der 911 Carrera S. Mal ungestört den Tacho an die 300 treiben, in Papenburg kein Problem. Der Steilkurven-Rekord liegt bei 352 km/h, die Mannen von AMG halten ihn, wird erzählt. Allerdings müssen die dann auch einen stabilen Magen haben, wird er doch bei dem Tempo mit zweieinhalbfacher Erdanziehung Richtung Hosenboden gedrückt. Auch der 911er rückt seinen echten Verbrauch nur verschämt heraus: Die Anzeige im Blickfeld verabschiedet sich bei 26,9 Litern, und der Bordcomputer auf der Konsole will nach dem Nullen erst mal einige Kilometer gefahren haben, bevor er langsam hochrechnet und brauchbare Angaben herausrückt.

C 180 punktet bei Vollgas gegen Golf TSI

Die anderen Teilnehmer machten nicht so viele Sperenzchen, lieferten schnell verwertbare Zahlen. Nur dem 23 Jahre alten Mercedes 190 mußte das Testteam mangels Bordcomputer ein Meßgerät einbauen. Das Ergebnis im Vergleich zum modernen C 180 zeigt den enormen Fortschritt der Automobiltechnik.

Der Seitenblick auf den technisch hochinteressanten Golf GT 1.4 TSI wird dagegen schnell zum Seitenhieb: Der zwar etwas schwächere, aber deutlich größere Mercedes verbrennt bei Tempo 180 fast vier Liter weniger Super auf 100 Kilometer!

In der Bildergalerie gibt's die Verbrauchswerte aller Testkandidaten. Lesen Sie, vergleichen Sie, ziehen Sie Rückschlüsse. Daß schnelles Fahren mehr kostet, wußten Sie schon immer. Jetzt wissen Sie auch, wieviel.

Kommentar von AUTO BILD-Redakteur Diether Rodatz: Die Satiriker der Zeitschrift "Pardon" dichteten einst: "Denk an die Scheiche, schleiche!" Nun bekommen wir mittlerweile zwar das meiste Rohöl aus der Nordsee und Rußland, aber bei den derzeitigen Spritpreisen hat die Mahnung an Aktualität nichts verloren. Auch beim Blick nach vorn ist keine rettende Niedrigpreis-Oase in Sicht. Im Gegenteil, die Steuern sollen noch steigen. Bleibt den Konsumenten einzig die Konsequenz: sparen und nochmals sparen. Heißt: weniger Gas, bewußter fahren.

Ich weiß, wer sein Auto beruflich nutzen muß, der hat kaum Alternativen. Aber wie unsere Testreihe zeigt, im oberen Drittel der erreichbaren Leistung geht der Verbrauch Rapide in die Höhe. Mit sanftem Gasfuß läßt sich noch mancher Liter einsparen. Und mit neuester Motorentechnik. Die dürften die Scheiche fürchten.

Die zwölf besten Spartips

1. Runter mit dem Gewicht Das tut nicht nur Menschen gut. Eine Entschlackungskur für das Auto ist eine Wohltat für das Bankkonto. Also: raus mit allem, was nicht gebraucht wird. Als da wären: Getränkekiste, alte Zeitungen, Gummistiefel, Restmüll. Echte Sparfüchse ersetzen das Reserverad, das bringt im Schnitt 15 bis 20 Kilo, und legen eine Dose Reifenpilot ins Handschuhfach. Faustformel: 100 Kilogramm weniger Gewicht sparen einen halben Liter Sprit.

2. Alles runter vom Dach Kein Geld zu verschenken? Na, dann schnell runter mit dem Dachträger. Egal ob Fahrrad oder Dachbox, der Luftwiderstand des Autos wird dramatisch schlechter. Faustregel: Eine Dachbox treibt den Durst des Autos einen halben Liter nach oben, der Fahrradträger kostete im aktuellen Test bis zu 4,6 Liter zusätzlich. Auch auf halbstarke Spoiler und andere Anbauten sollten Sie verzichten, die bringen gar nichts.

3. Mehr Luft in die Reifen Vertrauen ist gut, Kontrolle besser. Das gilt vor allem für einen korrekten Luftdruck im Reifen. Ein zu niedriger Luftdruck ist nicht nur für die Fahrsicherheit gefährlich. Der erhöhte Rollwiderstand kostet Benzin. Ein um 0,2 Bar zu geringer Luftdruck bedeutet ein Plus von ein bis zwei Prozent Treibstoffverbrauch. Deshalb die Devise: Etwas mehr Luft im Reifen kostet nichts, spart aber bares Geld. Tip: Fahren Sie auch unbeladen den maximal erlaubten Reifendruck (siehe Tankdeckel oder Betriebsanleitung).

4. Ein teurer Tropfen spart Wer gut schmiert, der gut fährt. Deshalb bei der nächsten Wartung nicht mehr auf zähes Billigöl zurückgreifen, sondern ein modernes Leichtlauf-Öl der 0-W- oder 5-W-Klasse einfüllen. Kostet pro Liter zehn bis 15 Euro und spart im Kurzstreckenverkehr sowie bei kalter Witterung bis zu fünf Prozent Kraftstoff.

5. Regelmäßige Inspektion Luftfilter verstopft, Zündkerzen verrußt, Motoreinstellung total verkorkst? Kein Wunder, daß der Wagen säuft wie ein Loch. Ein regelmäßiger Motorcheck in der Werkstatt läßt den Motor wieder rund laufen und spart manchen Liter des teuren Supersafts.

6. Nach dem Start losfahren Es ist eine weitverbreitete Unsitte: Nach dem Start den Wagen erst mal im Leerlauf warmlaufen lassen. Ganz klar: Das bringt rein gar nichts, außer einem erhöhten Benzinverbrauch – und stinkender Luft. Deshalb nach dem Start gleich losfahren. Das schont Umwelt und Bankkonto.

7. Mit Vollgas beschleunigen Klingt zwar widersinning, funktioniert aber bei modernen Einspritzern (gilt nicht für Automatik und Diesel): Mit Vollgas bis etwa 2000 Umdrehungen beschleunigen spart im Extremfall fünf bis zehn Prozent. Grund: Bei leichtem Gasgeben steht die Drosselklappe ungünstig im Ansaugtrakt, verbrauchssteigernde Wirbel entstehen, bei Vollgas hingegen steht die Drosselklappe schön schlank im Ansaugtrakt. Tips für Automatik und Diesel: wenig Gas geben, bei Turbos vollen Ladedruck meiden.

8. Früher schalten Denn hohe Drehzahlen bedeuten immer auch hohen Verbrauch. Wer dagegen brav im Drehzahlkeller fährt, spart Kraftstoff für viele Kilometer. Beispiel: Ein Ford Focus 1.8 braucht bei 50 km/h im fünften Gang nur vier statt 8,7 l/100 km im zweiten.

9. Ruhig mal rollenlassen Sparen beginnt im Kopf. Also nicht wie ein Rowdy hektisch an die Ampel rasen, dann voll bremsen. Statt dessen rechtzeitig den Fuß vom Gas nehmen und entspannt rollen lassen. Wichtig: nicht auskuppeln. Grund: Alle modernen Autos haben eine Schubabschaltung, beim Rollen ohne Gas bei eingelegtem Gang beträgt der Verbrauch 0,0 Liter.

10. Strom sparen Komfort kostet. Denn für den Strom sorgt die Lichtmaschine, und die wird vom Motor angetrieben. Sind viele Verbraucher eingeschaltet, verbraucht sie bis zu zwei Liter mehr Kraftstoff. Einzelbeispiele: • Klimaanlage bis 0,7 l/100 km • Nebelscheinwerfer bis 0,3 l/100 km • Radio bis 0,2 l/100 km.

11. Bei Stillstand Motor aus Ein Motor, der im Stand läuft, bewegt nichts und verpestet nur die Luft. Deshalb nach etwa 15 Sekunden ausstellen. Wer sich konsequent daran hält, spart im Stadtverkehr bis zu einem Liter.

12. Normal statt Super Viele moderne Motoren besitzen einen Klopfsensor. Der erkennt die Spritqualität, stellt den Motor darauf ein. In der Praxis bedeutet das: Manchmal reicht auch Normal statt Super, vor allem, wenn man überwiegend in der Stadt unterwegs ist. Wichtig vor dem Umstieg: Schauen Sie zuerst in die Bedienungsanleitung.