24. Finale von Deutschlands beste Autofahrer: Selten war die Entscheidung so knapp wie 2012. 28 Männer und elf Frauen kämpften um den Titel, am Ende triumphierte Bastian Volz aus Lübeck.
Die ganze Welt schaut nach London. Die ganze Welt? Nicht ganz. Denn für die Finalisten von Deutschlands besten Autofahrern lag der Olymp Anfang August 2012 jedenfalls nicht im Machtzentrum des Empires, sondern im kleinen Örtchen Schlüsselfeld, rund 50 Kilometer entfernt von Nürnberg. 28 Männer und 11 Frauen kämpften bei den "automobilen Spielen" um Gold, Silber und Bronze. Bei uns haben die Medaillen allerdings Räder. Denn Deutschlands beste Autofahrer konnten ihre Lorbeeren direkt nach Hause fahren. Der Sieger gewann einen Ford C-Max im Wert von 29.000 Euro, der Zweite einen B-Max (23.000 Euro), der Dritte einen Vespa-Roller (4500 Euro). Von der Ehre ganz zu schweigen.
Die Finalisten: 30 Tagessieger der Vorrunden und die zehn bestplatzierten Damen hatten sich qualifiziert. Ein Teilnehmer musste kurzfristig absagen.
Als spätabends endlich klar war, wie der neue Champion heißt, konnte der es gar nicht fassen. Bastian Volz (38), Kfz-Meister aus Lübeck und Vater von drei Söhnen, standen Tränen in den Augen. Da war es dann auch eher amüsant, dass ihm seine Frau am Telefon gerade noch gebeichtet hatte, eine Felge am heimischen Familienauto "umgeformt" zu haben: "Macht nichts, Schatz, ich habe gerade vier neue Räder gewonnen – und das Auto hängt auch noch dran." Vor den Freudentränen floss bei 30 Grad im Schatten erst einmal reichlich Schweiß. Sieben Übungen mussten die 39 Finalisten (einer musste wegen Krankheit absagen) absolvieren. Natürlich auch die Sicherheits-Klassiker "Bremsen/Ausweichen" und "Ungebremster Spurwechsel". Aber es gab zusätzlich neue Herausforderungen – und die hatten es in sich. So sollten die Kandidaten zum Beispiel beweisen, dass sie bei einem Unfall ebenso cool wie korrekt reagieren.
Vorgegeben war ein simulierter Auffahrunfall mit bewusstlosem Fahrer. Nun ging es dar um, die Unfallstelle abzusichern, den Verletzten zu bergen, richtig zu lagern und Hilfe zu organisieren. Klingt einfach, aber kennen Sie die richtige Reihenfolge? Warnblinkanlage einschalten – Warndreieck aufstellen – Verletzten bergen – Hilfe rufen. Ja, genau so geht das. Aber wie hole ich eine 30-kg-Puppe, schwer und unhandlich wie ein nasser Sandsack, möglichst schnell aus dem Auto? Und wie ging das noch mal mit der stabilen Seitenlage? Einer ging ganz pragmatisch an die Sache – er legte sich kurzerhand neben den Verletzten und rollte sich selbst in die Seitenlage. Thomas Müller vom Bayerischen Roten Kreuz kontrollierte und benotete die zum Teil filmreifen Rettungsversuche.
Amüsante Szenen mit guten Klickchancen bei YouTube spielten sich auch beim Auto-Dart ab. Hier ging es darum, Abmessungen und jeden Winkel des Autos richtig einzuschätzen. Der Fahrer musste sein Auto so über einer am Boden liegenden Dartscheibe parken, dass eine von ihm nicht einsehbare senkrechte Metallstange möglichst auf die Mitte der Scheibe zeigt. Das wären dann 100 Punkte. Der Beste schaffte 90 Punkte. Einige lagen so daneben, dass man ihnen die Dienste eines Optikers hätte nahelegen wollen. Noch mehr Fragezeichen standen den Finalisten der 24. Endrunde von Deutschlands größter Verkehrssicherheitsaktion im Theorietest ins Gesicht geschrieben. 28 Fragen, von denen die nach der Lichtpflicht am Tage noch nicht einmal die schwierigste war. Dänemark, Norwegen, Österreich, Litauen, Deutschland. Hätten Sie's gewusst? Richtig ist Dänemark, Norwegen und Litauen. Und wofür gilt der Führerschein Klasse "T"? Für land- und forstwirt-schaftliche Zugmaschinen. Das war wirklich kniffelig. So schwer, dass der beste Theoretiker mit acht Fehlern ins Ziel kam.
25 C-Max fuhren in diesem Jahr auf der Sicherheits-Tournee mit. Alle wurden wieder unbeschadet an Ford zurückgegeben.
Selbst Gesamtsieger Volz leistete sich zwölf Fehler. Hier hätte sein härtester Konkurrent Rene Geritan (33) aus Bornheim (bei Köln) die drei Pünktchen Rückstand in der Gesamtwertung aufholen können, die ihm zum Sieg fehlten. Aber auch er erlebte hier sein Waterloo. Und da nützte es wenig, dass er mit nur 0,11 Liter Verbrauch auf der Berg-und-Tal-Sparfahrt am besten mit dem Sprit geizte. Ärgern muss sich auch Bronzemedaillengewinner Andreas Schulz aus Bad Oldesloe bei Hamburg nicht. Mit 86 Gesamt-Strafpunkten lag er am Ende deutlich hinter den beiden Autogewinnern (63 und 65 Strafpunkte). Wie schwer es ist, einen Gesamtsieg zu wiederholen, musste der amtierende Champion Paul Mögel (22) aus Dresden erkennen.Er schaffte als erster Gesamtsieger überhaupt den erneuten Finaleinzug – wurde aber nach hinten durchgereicht. Platz 32. Ähnlich erging es den anderen Finalisten, die in den vergangenen 24 Jahren ebenfalls schon mehrfach dabei waren. Auch sie verpassten Gold, Silber und Bronze. Teilweise sogar deutlich. Diesmal waren es eben die Spiele der Neulinge. Keiner der drei Erstplatzierten war schon einmal bei Deutschlands beste Autofahrer am Start. Die Geschlagenen nahmen es sportlich und ganz im Sinne des olympischen Gedankens: Dabei sein war alles.