(dpa/reuters/jr/cj/lhp) Volkswagen steuert mit seiner E-Auto-Offensive in die Zukunft – aber das kostet Tausende Jobs. Beim Hochfahren der Stromer-Produktion könnten an den Standorten Emden und Hannover insgesamt bis zu 7000 Stellen wegfallen. Dies sei jedoch nur möglich, wenn Altersteilzeit-Regelungen voll ausgeschöpft würden, heißt es aus Konzernkreisen. Betriebsbedingte Kündigungen hatte Vorstandschef Herbert Diess zuvor ausgeschlossen. Allerdings kündigte er wegen der verschärften CO2-Grenzwerte für Neuwagen in der EU ein noch härteres Umbauprogramm für den VW-Konzern an. Nach dpa-Informationen könnten über Vorruhestandsregelungen bis zu 4000 Stellen in Hannover und bis zu 3000 in Emden gestrichen werden. Dies sei aber nur auf freiwilliger Basis machbar. In Hannover blieben dann gut 10.000 Beschäftigte, in Emden etwa 6000.

Einschätzung: Weniger Mitarbeiter für Bau von E-Autos

In der Branche gilt die Einschätzung, dass für den Bau der weniger komplexen Elektroautos weniger Mitarbeiter gebraucht werden. Um die Umstellung an den beiden VW-Standorten abzufedern, wurde eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2028 vereinbart. Volkswagen hatte kürzlich bekanntgegeben, dass in Emden und Hannover künftig auch E-Autos gefertigt werden. Mit dem Wandel zur Elektromobilität hat die ganze Industrie mit bundesweit mehr als 800.000 Beschäftigten zu kämpfen. Branchenexperte Stefan Bratzel geht von einem Rückgang der Beschäftigung um 15 Prozent bis 2030 aus: Je weniger Verbrenner gebaut würden, umso stärker müsse das nötige Arbeitsvolumen sinken. Nach Einschätzung von VW-Chef Herbert Diess muss Volkswagen angesichts verschärfter EU-Klimaschutzvorgaben den Anteil der Stromer am Gesamtabsatz bis 2030 auf über 40 Prozent hieven. "Natürlich werden wir das Ziel, bis 2030 die CO2-Emissionen nochmals um 37,5 Prozent zu reduzieren, erreichen können. Mit unserer E-Plattform und der starken Präsenz in China schaffen wir das", sagte Diess unlängst in BILD. Das bedeute einen enormen Wandel. Der VW-Chef kritisierte, Batterien und CO2-Strafzahlungen für konventionelle Autos ließen Einstiegsmobilität für viele Kunden unerschwinglich werden. "Und es würde Arbeitsplätze kosten, in einer Größenordnung, die wir in diesem Zeitraum nicht mehr über Vorruhestandsregelungen abbauen könnten."

Volkswagen gibt Verbrenner-Aus bekannt

Zuletzt hatte Volkswagen den Komplett-Ausstieg aus der Verbrennertechnologie angekündigt. "Im Jahr 2026 beginnt der letzte Produktstart auf einer Verbrennerplattform", sagte VW-Chefstratege Michael Jost am 4. Dezember 2018 auf einer Presseveranstaltung in Wolfsburg. Der größte deutsche Autokonzern setzt künftig wie die gesamte Branche vornehmlich auf Elektroantriebe und will sich von Benzinern und Diesel trennen. Die Ziele des Pariser Klimaabkommens könnten nur dann erreicht werden, wenn im Jahr 2050 kein Auto mehr mit Verbrennungsmotor auf den Straßen fährt, sagte Jost laut "Handelsblatt". Volkswagen rechne daher damit, die letzten Verbrenner etwa um 2040 zu verkaufen. Demnach dürften die letzten neuen Modelle als Benziner oder Diesel in den frühen 2030er-Jahren auf den Markt kommen. Der Wolfsburger Autobauer hatte Mitte November angekündigt, seine Investitionen in Elektromobilität, autonomes Fahren und Digitalisierung in den kommenden fünf Jahren auf knapp 44 Milliarden Euro aufzustocken. Davon seien 30 Milliarden Euro für die Elektromobilität bestimmt, sagte Konzernchef Herbert Diess.

Blick nach Europa:
Großbritannien: Keine neuen Diesel mehr ab 2040

Großbritannien plant ein Verkaufsverbot von Diesel- und Benzinautos ab dem Jahr 2040. Das bestätigte Umweltminister Michael Gove im Juli 2017 in London. Diesel- und Benziner verursachten Gesundheitsprobleme und schadeten dem Klima, sagte Gove der BBC. "Die Konservativen haben in ihrem Manifest versprochen, dass keine Diesel- oder Benzinfahrzeuge bis 2050 mehr auf unseren Straßen sind." In Großbritannien fallen Hybridautos Medien zufolge ebenfalls unter das Verbot.

Frankreich: Das Land will 2050 CO2-neutral sein

Auch Frankreich hatte erklärt, den Verkauf von Verbrennungsmotoren bis 2040 einzustellen. Frankreich kämpft mit dem Verkaufsstopp für Verbrennungsmotoren vor allem gegen die Erderwärmung: Nach der Abkehr der USA vom Pariser Klimaabkommen will das Land seine eigenen Ziele verschärfen. Es soll bis 2050 CO2-neutral werden. Das bedeutet: Es wird nur so viel klimaschädliches Treibhausgas Kohlendioxid ausgestoßen wie gleichzeitig etwa durch Wälder aus der Atmosphäre geholt werden kann. Andere Länder setzen ebenfalls auf emissionsfreie Neufahrzeuge. Indien will ab 2030 nur Elektroautos neu zulassen. Unterdessen hatte BMW mitgeteilt, seinen ersten vollelektrischen Mini ab 2019 trotz des Brexits im englischen Werk Oxford zu bauen. Batterie und Motor für den Elektro-Mini sollen in den bayerischen Werken Dingolfing und Landshut gefertigt werden.
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Norwegen: Radikaler Schnitt schon 2015

Diskussion: Europa ohne Verbrenner?
Schon für die bisher zugelassenen Elektroautos gibt es zu wenig Ladestationen.
Norwegen will im Kampf gegen den Klimawandel noch früher drastische Maßnahmen ergreifen. Den Plänen der Regierung zufolge sollen bereits ab 2025 keine neuen Benzin- und Dieselfahrzeuge mehr zugelassen werden. Damit soll der Ausstoß von klimaschädlichen Abgasen verringert werden. Das Ziel ist im nationalen Transportplan verankert, der derzeit im Land heftig diskutiert wird. Der Transportsektor ist für ein Drittel des CO2-Ausstoßes in Norwegen verantwortlich. Das Land mit etwas mehr als fünf Millionen Einwohnern ist in Sachen E-Mobilität bereits führend. In keinem anderen Staat Europas werden – gemessen an der Bevölkerung – so viele Elektroautos verkauft. 15 Prozent aller neu zugelassenen Autos fahren elektrisch. Norwegen, dank großer Öl- und Gasvorkommen ein reiches Land, gewinnt nahezu 100 Prozent seines Stroms aus umweltfreundlichen Quellen: Wasser und Wind. Die Anschaffung von Elektroautos wird in Norwegen bereits seit Jahren massiv gefördert, mit Steuererleichterungen und Abgabenfreiheit. Das hat den Verkauf der Stromer mächtig angekurbelt.