Der Dodge Challenger 392 Hemi Shaker belebt eine alte Muscle-Car-Tradition: Die auf dem Motor thronende Lufthutze schüttelt sich bei jedem Gasstoß.
Die gemeine Ansauglufthutze hat ein Imageproblem. In den goldenen 80ern war sie der letzte Schrei aus dem D&W-Katalog, leitete sie tapfer lauen Fahrtwind auf winzige, ungewaschene Vierzylinder, ja sogar Heckmotorautos hat man sie auf die vordere Haube laminiert. Und umgekehrt. Außerhalb der USA traut sich heute höchstens noch Subaru den großen Schnorchel auf der Haube – und das auch nur zur Anströmung des Ladeluftkühlers.
Der Shaker erhöht den Fahrspaß ganz erheblich
Shake it, Baby! Der große Luftsammler des Hemi-V8 ragt aus der Haube heraus und tanzt beim Schalten.
In der Dragster-, Hot-Rod- und Muscle-Car-Szene, dort wo der Scoop – zu Deutsch: Schaufel – groß geworden ist, erfreut er sich jedoch ungebrochener Beliebtheit. Insbesondere als Shaker-Version, die direkt auf dem Triebwerk sitzt und durch eine Öffnung in der Motorhaube ragt, so dem Fahrer die Bewegungen des dicken V8 vor Augen führt. Längsdynamik: Der 6,4-Liter-Hemi ist eine Macht: In 15,6 Sekunden geht's aus dem Stand auf 200 km/h – ganz ohne Turbo, Doppelkupplungszauberei oder komponiertes Klappenauspuff-Gedöns. Der Challenger Shaker rockt hart, laut, unverschnitten. Und als Sahnehäubchen wackelt die Shaker Hood bei jedem Schaltvorgang der hervorragenden ZF-Achtstufen-Wandlerautomatik hin und her. Auch Wirksamkeit und Standfestigkeit der Bremsen sind untadelig.
Dank Mercedes-Fahrwerk kann der schwere Ami auch Kurven
Schnell und sicher ums Eck: Dodge vertraut beim Challenger auf ein Mercedes-Fahrwerk.
Querdynamik: Nicht so schlimm, wie man angesichts der schieren Masse vermuten würde. Das gute alte Mercedes-Fahrwerk der E-Klasse W210 lässt den Brocken angemessen schnell, vor allem aber sehr sicher um die Ecken gehen. Obendrauf gibt's einen angenehmen Federungskomfort. Emotion: Ein derart expressiv auftretendes Auto spaltet das Publikum. Kalt lässt ein Challenger jedenfalls niemanden. Alltag: Viel Platz für vier Personen plus Gepäck, gute Sitze und bekömmlicher Langstreckenkomfort, dazu eine All-inclusive-Ausstattung mit Klimaautomatik, Leder und Xenonlicht. Bei der Parkplatzsuche ist Deutschland aber manchmal einfach zu klein für den Dodge. Preis/Leistung: Die längsdynamisch ähnlich schnellen, querdynamisch jedoch agileren Konkurrenten Mustang und Camaro kosten mit V8 und vergleichbarer Ausstattung rund 30.000 Euro weniger. In den USA ist das nicht so.
Fahrzeugdaten
Dodge Challenger 392 Hemi Shaker
Motor
V8, vorn längs
Hubraum
6417 cm³
kW (PS) bei 1/min
362 (492)/6000
Literleistung
77 PS/l
Nm bei 1/min
644/4200
Antrieb
Hinterrad
Getriebe
8-Stufen-Automatik
Bremsen vorn
390 mm/innenbel./geschl.
Bremsen hinten
350 mm/innenbel./geschl.
Reifengröße vorn
275/40 R 20
Reifengröße hinten
275/40 R 20
Maße L/B/H
5028/1923/1419 mm
Messwerte
0-100 km/h
4,8 s
0-200 km/h
15,6 s
Vmax
270 km/h
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
36,7 m
aus 100 km/h warm
35,7 m
Testwagenpreis
75.900 Euro
Florian Neher
Fazit
Ein herrliches Muscle Car, das geradeaus sehr schnell und in Kurven gutmütig fährt. Die tanzende Shaker Hood ist ein nettes Gimmick, das den Fahrspaß nochmals steigert. Im Vergleich zu den querdynamisch agileren Rivalen Ford Mustang und Chevrolet Camaro ist der Challenger aber leider viel zu teuer.