Kulleraugen, Knutschmund, Knackpopo. Mehr braucht der Mini nicht, um der gesamten Damenwelt den Kopf zu verdrehen. Ein Date, und selbst hartgesottene Ladys liegen ihm zu Füßen. Augen zwinkern, Handküsse fliegen, Herzen brechen, Frühlingsgefühle erwachen. So als hätte Enrique Iglesias jeder Einzelnen eine spanische Ballade ins Ohr gehaucht. Der Männerwelt bleibt nur die Eifersucht. Wie frustrierend. Doch jetzt ist Schluss mit so süß, so drollig, so niedlich. Drei Tuner nehmen sich den Kultbriten zur Brust, exorzieren das Hab-mich-lieb-Getue und wandeln den Engel zum Bengel. Minis für Kerle. Kein Lovesong auf Rädern, sondern bassiger Rhythmus, rockige Längsdynamik und harte Kurvenbeats. So manchem genügt vielleicht schon die Basis mit 175 Turbo-PS, optionalem Sperrdifferenzial gegen Fronttrieblerleid, strammem Fahrwerk und rotem S hinter der Cooper-Insignie. Spätestens aber, wenn sich Fahrspaßspezialisten wie AC Schnitzer oder die Mini-Experten von Schäfer und A-Workx dem Knirps widmen, am Fahrwerk feilen und dem 1,6-Liter-Turbo den Ladedruck hochschrauben, wird auch der letzte Macho zum Frauenversteher.

A-Workx macht aus dem Mini einen flachen Asphaltschlürfer

A-Workx Cooper X Meister Edition
Missverständnisse kommen beim Cooper X von A-Workx erst gar nicht auf. Die Ansage könnte klarer kaum sein: Vorsicht, Giftzwerg! Das verträumte Glubschaugengesicht verläuft Richtung Asphalt zu einer riesigen Frontschürze, die bereits mit Fallobst auf Tuchfühlung geht und sich auf fix gekreuzten Brückenfugen gern mal einen Nasenstüber einfängt. Hinten verabschiedet ein stattlicher Carbonflügel den Fahrtwind, jedoch nicht ohne ihm via Edelstahl-Endschalldämpfer ein rotziges Salut hinterherzupusten. Völlig schrill, wie die Lackierung in mattem Orange-Schwarz, die bei Motorsportfans sofort Erinnerungen an Rennlegenden im Jägermeisterkostüm wecken dürfte. Vermutlich auch nicht ganz ungewollt, schließlich ziert den Cooper X die Signatur von Thomas Jäger, dem Meister der Mini Challenge 2006. Schäfer blieb der Titelgewinn bislang zwar versagt, kein Grund jedoch, sich nicht an pfiffigen Wortspielchen zu beteiligen. Die Hessen würzen ihre Spaßinterpretation des Cooper S mit dem Zusatz Spicy. Ein Mini peppig wie Chilichips also, für solche, die es scharf mögen. Dabei wirkt der laserblau getunkte Kultkrümel äußerlich eher seriennah süß. Durch die Heckschürze zwirbelt sich ein großkalibriges Endrohrduett, ansonsten zeugen nur der geduckte Körper und die OZ-18-Zöller in den Plastikbacken vom gestiegenen Anspruch.

Der Mini von AC Schnitzer zeigt sich auch akustisch gut in Form

AC Schnitzer Cooper S
Um Anspruch geht es auch bei AC Schnitzer. Schließlich zählt man seit Jahren zu den Topadressen, wenn es um veredelte BMW geht – wozu ja bekanntlich auch Mini gehört. Wie A-Workx pferchen die Aachener markante Bicolor-18-Zöller in die Radhäuser, ducken die Karosserie und überspannen den Vierzylinder mit einer sehenswerten Domstrebe. Klassischer Schürzen- und Schwellerzierrat samt Miniaturdiffusor am knappen Heck dramatisieren den Auftritt, ein Sportschalldämpfer kümmert sich um adäquate Beschallung: untenrum pfiffig grummelnd, dumpf rumorend durch die Mitte, nach obenhin eine Massage für Ohrmuschel, Gehörgang und Trommelfell. Zeit zu lauschen bleibt aber nur wenig. Knapp oberhalb der Leerlaufdrehzahl, nachdem sich der Borg-Warner-Lader über sein minimales Druckloch hinweggehangelt hat, saust der Schnitzer Cooper S los wie ein Eichhörnchen auf Epo. 225 PS errackern die vier Kolben, zerren die Nadel des Riesentachos nach 6,6 Sekunden über die Hundertermarke, um sie nach Dauervollgas erst bei Tempo 241 wieder loszulassen. Da linsen nicht nur potente Mittelklasse-Sechszylinder in die Röhrchen, auch die Tuningkonkurrenz muss zugucken, wie der Schnitzer mit hämmerndem Sound am Horizont versuppt.
Der Meister-Jäger-Mini steht sich bei der Autobahnhatz gewissermaßen selbst im Weg. Zwar schmieden die vier Kolben saftige 235 PS, die gigantische Frontschürze samt Ladeluftkühler im Hasenstallformat lässt ihn allerdings schon bei 228 km/h chancenlos gegen die Elemente anrennen. Auch beim Sprint schiebt er trotz Mehrleistung seine zerklüftete Spoilerschnauze als Letzter über die 100-km/h-Linie, muss sich mit 7,3 Sekunden sogar dem 25 PS schmächtigeren Spicy geschlagen geben, schnupft das Serienauto aber immerhin um drei Zehntel auf. Und verlangt vom Nutzer der Recaroschalen stets vollen Einsatz. Nicht nur, dass sich der spät, aber brachial einsetzende Turbobumms bis in die Handgelenke schlängelt, so bisweilen zu unfreiwilligen Kursänderungen zwingt, auch das brettharte, dreifach einstellbare Gewindefahrwerk spannt seine Nutzer auf die Folter. Federweg im Wortsinn findet praktisch nicht statt, Vertikalbewegungen der Karosserie verlieren sich im Mikrometerbereich, und jedes überrollte Streichholz wird formgenau ins Gesäß gedruckt. Obendrein entwickelt sich der Mini zum Spurensucher, dass selbst Sherlock Holmes himself die Kappe ziehen würde. Wie seine Konkurrenten schnüffelt er jeder noch so winzigen Spurrille hinterher, flutscht hinein, lümmelt unruhig darin herum, um sich nur zappelnd wieder zu befreien und wenige Meter später in die nächste zu schlüpfen, als sei es der Lieblingspantoffel. Doch trotz taumeligen Fahrgefühls auf krummen Pisten lechzen die Mini nach Kurven wie ihre Landsleute nach Teatime, Fish and Chips.
Wie sich die drei scharfen Minis auf dem Nürburgring geschlagen haben, sehen Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Vergleich mit allen technischen Daten und Fahrleistungen können Sie im Heftarchiv als pdf herunterladen.

Von

Stefan Helmreich