Mini Cooper S gegen Clubman
Ein Mini macht mehr an

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So kurz wie möglich, so lang wie nötig - beim Mini zählt allein die Länge. Das gilt bei der Kleidung, aber auch beim Kult-Knirps von BMW. Der Clubman will es wissen.
Genau 24,4 Zentimeter groß ist der Unterschied. Also etwa die Höhe eines Aktenregisters. Nicht viel? Irrtum. Zumindest beim Mini bedeuten diese 244 Millimeter Welten. 24,4 Zentimeter mehr oder weniger Stoff? Das entscheidet beim Minirock zwischen scharf und schlampig. 24,4 Zentimeter mehr oder weniger Blech? Das macht beim Mini Cooper S die Differenz zwischen klassischem Kleinwagen und coolem Kombi namens Clubman. Doch rein äußerlich sind es weniger die zusätzlichen Zentimeter, die uns beim Clubman weich werden lassen. Nein, der Mini-Kombi provoziert die Liebe auf den ersten Blick vor allem durch sein pfiffiges Türkonzept. Gegenüber dem dreitürigen Standard-Mini finden wir beim Clubman immerhin fünf Einladungen zum Rendezvous. Eine mittig geteilte Tür eröffnet beim aktuellen Mini erstmals nennenswertes Transport-Talent. Der Clubman taugt auch ohne umgeklappte Rücklehnen zum Einkaufen, mit flach gelegten Fondsitzen erreicht er schon fast Übernachtungs-Format.
Im Clubman lässt es sich zu viert auf Partytour gehen
Da kann der deutlich kleinere Normal-Mini nur charmant lächeln und darauf verweisen, dass auch er immerhin über geteilte Rücksitze verfügt. Nicht weniger clever als die zweiflügelige Kofferraumtür, vielleicht aber sogar noch trendiger: die zusätzliche Mini-Tür auf der Beifahrerseite. Obwohl es sich bei dem Stummelportal tatsächlich nur um eine halbe Tür handelt, erleichtert sie den Einstieg doch enorm. Ins Clubman-Hinterzimmer können selbst Minirock-Trägerinnen mit Würde und Anstand einsteigen – der Dreitürer erfordert hier deutlich mehr Körpereinsatz. Der dann noch nicht einmal belohnt wird. Im Gegenteil. Denn der ursprüngliche Mini kneift in der zweiten Reihe wie eine eingelaufene Jeans. Im Clubman dagegen lässt's sich sogar zu viert auf Partytour gehen. Acht Zentimeter mehr Radstand und 2,5 Zentimeter mehr Dachhöhe verwandeln ihn zwar nicht gleich in eine gemütliche Chillout-Lounge, wohl aber in einen absolut brauchbaren Pistenbegleiter.
Beim Kurvenräubern machen beide Minis viel Spaß

Weitgehend neutral, äußerst präzise und fast schon narrensicher zieht der Clubman seine Bahnen. Mit der angenehm direkten Lenkung folgen wir der Ideallinie so locker, als sei sie dem Maximal-Mini schon von Geburt an ins Fahrwerk programmiert worden. Nur in engen Kehren schiebt er nennenswert über die Vorderräder, sonst folgt er brav und willig jedem Lenkeinschlag, lässt sich selbst beim abrupten Gaswegnehmen in Kurven leicht in der Spur halten. So macht sogar der Grenzbereich noch Spaß. Im Prinzip gilt das Gleiche auch für den kurzen Cooper S, nur dass er in jeder Hinsicht schärfer reagiert. Die etwas schwergängigere Lenkung arbeitet noch einen Zacken direkter, wirkt im Alltag fast schon zu spitz und ein wenig nervös. Wer im Übereifer zu schnell in die Kurve sticht, sollte beim Rettungsversuch auf der Bremse das Gegenlenken nicht vergessen – auf Lastwechsel reagiert der nicht elektronisch überwachte Kurz-Mini mit stärkerem Hüftschwung. Und wer den kaum zu überbietenden Spaß bis an die Drehzahlgrenze ausreizt, dem spült der Motor die Gehörgänge auch mit ein paar Dezibel mehr als im Clubman.
An der Kasse spielt der Clubman dann aber wieder den Wilden. Während er bei Garantien, Versicherung und Wartung keinen Cent extra kostet und auch beim Verbrauch alle 100 Kilometer nur bescheidene 0,1 Liter Großraum-Zuschlag fordert, haut er bei der Anschaffung ordentlich rein. Mit 23.900 Euro kostet er bei gleicher Ausstattung – nur das ESP ist inklusive – immerhin 2300 Euro mehr als der kurze Cooper S (21.600 Euro). Umgerechnet sind das annähernd 100 Euro pro Zentimeter – und da sage noch einer, auf die Länge kommt es nicht an...
Fazit von AUTO BILD-Redakteur Gerald Czajka
Der Mini ist und bleibt Kult – das gilt für den normalen Mini, aber noch mehr für den neuen Clubman. Mit seinem ebenso pfiffigen wie trendigen Türkonzept stiehlt er seinem kleinen Bruder die Show. Und mit dem spürbar größeren Innenraum wird er auch noch deutlich alltagstauglicher. Das alles ohne den fahraktiven Charakter des Originals zu verleugnen. Nur der happige Preis stört.
Technische Daten Mini Cooper S
Vierzylinder, Turbolader, vorn quer • vier Ventile pro Zylinder • zwei oben liegende Nockenwellen mit Kettenantrieb • Hubraum 1598 cm³ • Leistung 128 kw (175 PS) bei 5500/min • max. Drehmoment 240 Nm (260 mit Overboost) bei 1600/min • Vorderradantrieb •Sechsganggetriebe manuell • Scheibenbremsen, vorn innenbelüftet • Testwagenbereifung 195/55 R 16 V • Spitze 225/224* km/h • Verbrauch (EU-Mix) 6,2/6,3* l/100 km • CO2 149/150* g/km • Tankinhalt 50 l Super • Vorbeifahrgeräusch 74 dB(A) • Kofferraumvolumen minimal 160/260* l, maximal 680/930* l (*Werte für Clubman)
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