Flotte Päckchen ab 9650 Euro

Die Post sortiert nach bestechend simpler Methode. Sie behandelt alle Pakete streng nach Größe und Gewicht. Ob dabei in Quader- oder Röhrenform, ob verschnürt oder zugeklebt, was auch immer drin ist – die "Gelben" versenden alles. Hauptsache, das Bündel ist nicht länger als 1,20 Meter und höchstens fünf Kilogramm schwer.

Ganz so schlicht darf man Autos natürlich nicht abstempeln. Da spielen Format und Inhalt noch eine entscheidende Rolle. Besonders, wenn es sich um Pakete handelt, die wie unsere drei Diesel-Exemplare außerordentlich günstig frankiert werden. Wie zum Beispiel der Dacia Logan 1.5 dCi. Für das Porto von 9650 Euro schickt die rumänische Renault-Tochter eine waschechte Limousine mit vier Türen auf die Reise. Mit immerhin 4,25 Meter Länge, fürstlichem Platzangebot im Innenraum und einem Gepäckabteil von stattlichen 510 Liter Größe wirkt der Logan in seiner (Kleinwagen-)Preisklasse fast schon wie Sperrgut im Briefkasten.

Der Preis für diesen Preis ist jedoch schon auf den ersten Blick deutlich zu erkennen. Extrem schlicht wirkende Kunststoffe innen, ein Kofferraum ohne Öffnertaste, mäßig vernähte Sitze und schlecht passende Verkleidungsteile sind nur einige Beispiele von vielen.

Kosten und Ausstattung

Opel setzt beim etwas teureren Agila 1.3 CDTI auf ein klassisches Hochformat mit reichlich Platz über den Köpfen. Für 12.115 Euro bietet der Kleinst-Bus, wie auch die Dacia Limousine, vier Türen und einen brauchbaren Kofferraum, der nach echter Van-Manier sogar auf stolze 1250 Liter Größe erweiterbar ist.

VW hat sein 11.650 Euro teures Stückgut Fox TDI deutlich kompakter geschnürt. Der klassische Kleinwagen muß mit nur drei Türen und vier Sitzplätzen auskommen und kann seine Funktionalität allenfalls durch verschiebbare Fondsitze und eine Flut von brauchbaren Ablagen und Fächern im Innenraum aufwerten.

Wenn wir schon über Aufwerten sprechen, muß das Thema Sicherheitsausstattung auf den Tisch. Da haben alle drei Kandidaten noch Nachholbedarf. So liefert Dacia den Logan ab Werk grundsätzlich ohne Seitenairbags und Gurtstraffer aus. Und für das auch in dieser Wagenklasse unbedingt empfehlenswerte ESP gilt wie beim Opel Agila CDTI: unbekannt verzogen. VW hat da eine bessere Frachtversicherung im Angebot. Immerhin gibt es im Fox ESP und Seitenairbags (im Opel Serie) gegen Aufpreis.

Die Komfortpakete sind mager

Im Komfortbereich schnüren alle drei ebenfalls ähnlich verbesserungswürdige Päckchen. Klimaanlage, elektrische Fensterheber oder eine Zentralverriegelung kosten sämtlich extra. Aber wer in dieser Klasse einen Dieselmotor wählt, ist ohnehin eher auf Sparen geeicht.

Das funktioniert im Agila am besten. Wobei das "am besten" wenige Zehntelliter Diesel auf 100 Kilometer bedeutet. Mit seinen 5,1 Liter Durchschnittsverbrauch liegt der Agila nur hauchdünn unter den Werten von Fox (5,2) und Logan (5,3). Respekt verdienen dabei alle Verbräuche, denn die drei Autos mit ihren fleißigen Dieselmotörchen sind wahrlich keine Schleicher. Besonders der mit typischem Turbodieseldruck anschiebende Vierzylinder des Agila bereitet (Fahr-)Freude.

Dennoch kann der Opel seinen kleinen Drehmoment-Vorsprung auf der Straße nicht wirklich umsetzen. In den Disziplinen Sprint und Durchzug im hohen Gang fährt ihm der Fox mühelos davon. Dabei scheint dessen Dreizylinder subjektiv viel schlapper – wohl auch, weil der sonore Klang und die gleichmäßige Leistungsentfaltung des TDI stets einen unaufgeregten Eindruck hinterlassen.

Im Logan vereiteln eher die knochige Schaltung und eine schwergängige Kupplung mit langem Einrückweg den Spaß am Fahren. Dafür glänzt der Renault-Motor in diesem Trio mit dem leisesten Arbeitsgeräusch. Ankreiden läßt sich dem sanften Selbstzünder allenfalls eine dezente Anfahrschwäche. Zur Wiedergutmachung bietet der Dacia durch den längsten Radstand ein besonders erwachsenes Fahrverhalten mit komfortbetonter Fahrwerkabstimmung.

Werksangaben und Testwerte

Auch in der Disziplin Fahrdynamik verhält sich der Dacia Logan durchaus anständig – trotz des fehlenden ESP und wachsweicher Lenkung meistert er Ausweichversuche berechenbar und bleibt jederzeit beherrschbar.

Im Opel stören starke Aufbaubewegungen und das extrem heikle Fahrverhalten. Starke Lastwechselreaktionen in Verbindung mit dem hohen Schwerpunkt führen beim Ausweichen leicht zum Dreher. Ganz klar: Der Opel braucht das ESP wie ein Postbeamter sein Stempelkissen.

Mit dem Fox (Testwagen mit ESP) zeigt VW, wie es gehen kann. Narrensicher pariert der kleine Wolfsburger auch hektische Fahrmanöver. Sehr effektiv und souverän verhindert die Elektronik Rutschpartien bereits im Ansatz. Weiterer Sicherheitsvorteil des Fox: Er steht bei Gefahrbremsungen aus 100 km/h deutlich früher als Dacia und Opel. Und sicher ankommen zählt nicht nur bei der Post.

Fazit und Zeugnis

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Jan Horn: Die Post soll pünktlich und zuverlässig liefern. Allein letzteres muß beim Auto oberste Priorität haben. Und die hat es bei Opel und Dacia wahrlich nicht. Das heikle Fahrverhalten stempelt den Agila zum Verlierer, und das dürftige Sicherheitsniveau sortiert den Logan aus. Auch wenn die Sicherheit des Fox Aufpreis kostet – in dieser Beziehung geht er ganz klar als Sieger hervor. Zumal auch die besseren Bremswege dieses Ergebnis bestätigen. Nur schade, daß es keinen Fünftürer gibt. Für den rumänischen Billigheimer sprechen natürlich der günstige Preis und das gute Platzangebot – mit ESP, Seitenairbags und besserer Bremse wäre er eine echte Empfehlung. Der praktische Charakter macht den Agila zum attraktiven Stadtflitzer.

Hier ist Ihre Meinung gefragt

Ob ein Auto letztlich ankommt, wissen nur die Verbraucher selbst – also Sie. Deshalb ist uns Ihre Meinung wichtig. Vergeben Sie eigene Noten für Dacia Logan 1.5 dCi, Opel Agila 1.3 CDTI und VW Fox 1.4 TDI. Den Zwischenstand sehen Sie nach Abgabe Ihrer Bewertung.