E-Auto zu Hause laden: Wallbox, Förderung, Erfahrungen
Das lange Warten auf die heimische Wallbox fürs E-Auto

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Monatelang hat AUTO BILD-Redakteur Holger Karkheck auf seine E-Auto-Wallbox gewartet. Und auch nur so "kurz", weil er sich bereit erklärte, eine andere zu nehmen als eigentlich gewünscht.
Bild: Holger Karkheck
Der Elektriker kam irgendwann Anfang des Jahres. Es war tiefer Winter, draußen lag Schnee. Volker Trute guckte in meinen Stromkasten, schaute sich im Garten die Stelle an, wo die Wallbox aufgestellt werden sollte. Und sagte: "Kein Problem."
Es kam dann doch etwas anders. Ich sagte, ich wolle zum Laden die Testsieger-Wallbox. Und Trute sagte: "Leider nicht lieferbar. Erst wieder im Sommer. Seit Beginn der Förderung kommen wir kaum hinterher. Alle Welt will eine Wallbox haben, selbst wer noch gar kein E-Auto hat." Egal, mein E-Auto sollte auch erst im Sommer kommen, ich hatte also Zeit.

Im Februar 2021 begutachtete Elektriker Volker Trute den Sicherungskasten und nahm den Auftrag entgegen.
Bild: Holger Karkheck
Das nächste Lebenszeichen von Elektriker Trute kam im Mai per Mail: "Ich versuche bis zum heutigen Tag die angebotene Wallbox zu erhalten, dieses scheint leider aussichtslos." Ein Liefertermin sei wohl erst im November möglich. "Eventuell", fügte er noch hinzu. Er bot mir eine alternative, schneller lieferbare Wallbox an, ich sagte zu.
Frist für die Wallbox-Rechnung verlängert
Am 1. Juli 2021 bekam ich, wie viele andere Antragsteller, eine Mail von der KfW. Aufgrund der Lieferengpässe bei Wallboxen würde die Einreichungsfrist für die Rechnung um drei Monate verlängert. Ursprünglich waren es neun Monate, nun zwölf. Anders formuliert: Viele Wallboxen hatten offenbar Lieferzeiten von bis zu einem Jahr!
Wallbox-Fördertopf leer
Die Situation bei der Wallbox-Förderung
Seit Ende Oktober gibt es vorerst keine staatlichen Zuschüsse mehr für Kauf und Installation von Wallboxen. "Bitte keine Anträge mehr stellen – die Fördermittel sind erschöpft", heißt es auf der Internetseite der bundeseigenen KfW-Bank. Ein knappes Jahr lang hatte der Staat pro Wallbox 900 Euro Zuschuss gewährt. Wichtig für alle, die bereits einen Antrag gestellt, aber noch keine Wallbox bekommen haben: "Haben Sie schon eine Antragsbestätigung erhalten? Dann ist Ihr Zuschuss für Sie reserviert", heißt es dazu von der KfW. Das bedeutet: Sobald die Ladestation aufgebaut ist und die Rechnung dafür vorliegt, gibt es die 900 Euro.
Insgesamt hat das Bundesverkehrsministerium 800 Millionen Euro in den Ausbau privater Ladeinfrastruktur gesteckt. Gestartet war das Programm im November 2020 zunächst mit einem Budget von 200 Millionen Euro. Über eine Fortführung des Förderprogramms muss nun die neue Bundesregierung entscheiden.
Als im November 2020 das KfW-Förderprogramm 440 aufgelegt wurde, war es für 222.222 Ladepunkte ausgelegt. Schon als ich meinen Antrag im vergangenen Februar stellte, waren 245.000 Wallboxen bestellt. Der Fördertopf wurde mehrfach aufgestockt, inzwischen ist er leer. Am Ende sind bei der KfW insgesamt 825.042 Anträge für etwa eine Million Ladepunkte eingegangen, viele sind bis heute nicht abgearbeitet.

Im Garten sollte das Erdkabel mindestens 60 cm tief verlegt und durch ein Warnband gesichert werden.
Bild: Holger Karkheck
Mein Installationstermin wurde für den 21. September um 7.30 Uhr terminiert. Ich buddelte den Kabelkanal im Garten, dann kamen Trutes Kollegen, verlegten ein gut daumendickes Erdkabel in den Rabatten, bohrten ein Loch in die Hauswand, verkabelten alles mit der Stromverteilung, installierten noch Schutzschalter. Und nach Monaten des Wallbox-Wartens hatte ich endlich meine Auto-Steckdose. Meister Trute schickte die Rechnung, sie belief sich auf 1538,76 Euro. 914 Euro für die Wallbox, der Rest für Kabel, den FI-Schutzschalter und "1 Stück" Mauerdurchbruch.

Die Wallbox lässt sich per App ein- und ausschalten. Das schützt vor unberechtigter Benutzung.
Bild: Holger Karkheck
Am 22. Oktober stellte ich den Auszahlungsantrag bei der KfW. Rechnung hochladen, innerhalb von wenigen Minuten hatte ich die Auszahlungszusage für Ende November. So einfach sollte Bürokratie immer sein, dachte ich. Inzwischen ist die 900-Euro-Förderung für Wallboxen (vorerst) ausgelaufen. "Die neuen Anfragen sind sofort spürbar zurückgegangen", sagt Meister Trute. An den langen Lieferzeiten für einige Modelle hat sich dennoch bis heute nichts getan. Wer besagte Testsieger-Wallbox ordern will, muss darauf aktuell je nach Verkäufer bis Februar oder April 2022 warten. Andere nennen Lieferzeiten von "150 bis 200 Werktagen" oder "30 Wochen".

Tipp am Rande: Man muss nicht den Original-Standfuß nehmen (600 Euro). Ein paar Bretter von Obi tun's auch (15 Euro).
Bild: Holger Karkheck
Trutes Rat Nr. 1: mit der Bestellung so oder so noch warten, bis die neue Regierung am Start ist. "Ich gehe davon aus, dass es wieder eine Förderung geben wird, denn das ist politisch gewollt." Rat Nr. 2: besser nicht auf ein bestimmtes Modell festlegen, sondern das nehmen, was es gibt. "Von Ihrer Box könnte ich Ihnen zum Beispiel problemlos weitere 600 Stück liefern, und zwar bis morgen!" Och, vielleicht etwas viele.
PS: Noch länger wartete ich übrigens auf das E-Auto. Am 3. Dezember wird es geliefert. PPS: Ich habe bei der KfW einen neuen Förderantrag gestellt. Programm 455 für altersgerechtes Umbauen. Aber das ist eine andere Geschichte.
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