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Video: Islands Straßen

Straßen für Abenteurer

Den Weg zur Arbeit versperrt ein reißender Fluss. Für einen mitteleuropäischen Stadtmenschen wohl eher die Ausnahme, aber durchaus normal auf Island. Für einige Isländer zumindest. Wer nicht in der Nähe einer asphaltierten Straße lebt, fährt ein Auto mit Allrad. Muss er sogar, denn bestimmte Straßen dürfen nur mit 4x4 befahren werden. Diese sogenannten Fjallvegir oder F-Straßen sind in einspurige Pisten, die jederzeit von einer Furt durchschnitten oder Schwemmsand überflutet werden können. Für Offroad-Anfänger sind sie nicht das richtige Geläuf. Neulinge können aber auch an der nächstbesseren Variante verzweifeln. Je nach Pflege sind diese Schotterstraßen Rüttelstrecken, die jedem serienmäßigen Straßenfahrzeug den Garaus machen. Und dann ist da noch die saisonale Fahrtbeschränkung namens Winter. Der schließt große Teile der Insel nicht nur unter einer meterdicken Schicht aus Eis und Schnee ein, er sorgt für eine Schneeschmelze, die sich im Frühling in Form von wilden Sturzbächen in Richtung Tal ergießt. Von den unzugänglichen Gletschern, den Stürmen und dem sich ständig ändernden Wetter gar nicht zu sprechen.
Total verrückter Sport: Islands Formula Offroad

Fette Reifen brachten die zündende Idee

Chevrolet Suburban
Ohne automatisch ausfahrende Trittleiter könnte die Besitzerin Schwierigkeiten beim Einsteigen bekommen. Dafür ist ihr Suburban beinahe gletschertauglich.
Bild: Auto Bild Alexander Reinhardt
Das alles sind Gründe, die vor rund dreißig Jahren die ersten findigen Köpfe auf die Idee brachten, riesige Ballonreifen an ihre Geländewagen und Pick-ups zu schrauben. Die waren relativ günstig aus den USA zu beziehen und passten mit ein bisschen Schraubertalent und Improvisation ganz gut an Jeep Grand Cherokee, Ford Econoline, Chevrolet Suburban und Co. Die Idee der isländischen Super-Jeeps waren geboren. Noch fuhren die zwar gruselig ungenau und unkomfortabel, die eisigen Zungen des Vatnajökull-Gletschers waren aber plötzlich kein Hindernis mehr. Einfach fast die komplette Luft aus den gewaltigen Rädern gelassen und die Geländemonster schwebten federleicht über Terrain, das üblicherweise nicht einmal zu Fuß erreichbar war. Was für eine Arbeitserleichterung für die Fahrer der Bergrettung!
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Vom Spaß für Wenige zum Industriezweig

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Video: Mercedes Sprinter-Umbau

Sprinter fürs Grobe

Mit den Jahren professionalisierte sich der Bau der Super-Jeeps, sie wurden regulär für die Straßen zugelassen, die Nachfrage stieg. Zu Allrad-Freaks mit dem Hang zum Extremen und den potenziellen Rettern unter den Kunden gesellten sich Touristenführer und nicht zuletzt Forscher, die die Geländegängigkeit der wilden Kisten schätzen lernten. Firmen wie Arctic Trucks und die Manufaktur von Pall Halldorsson (im Video links) entstanden. Die eine ist dadurch bekannt geworden, dass sie die Toyota Hilux aufgebaut hat, mit denen die Kollegen von Top Gear zum Polarkreis fuhren. Das besondere Merkmal der anderen ist ihre Spezialisierung auf Vans vom schlanken Sprinter bis zum dicken US-Ford. Heute können Interessierte bei einer ganzen Handvoll Spezialfirmen oder direkt beim Händler ihren Super-Jeep bestellen. Voraussetzung dafür ist bloß ein Basisfahrzeug mit stabilem Leiterrahmen und – wenn möglich – Starrachsen. Die Spezifikationen sind individuell. Die Preise beginnen bei umgerechnet 4000 bis 5000 Euro.
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Ein halber Meter Federweg

Ford E 350
So martialisch dieser Ford Econoline auch aussieht, er ist ganz harmlos. Fährt er mit niedrigem Reifendruck, schont das sogar die Fauna.
Bild: Auto Bild Alexander Reinhardt
Für solch einen Preis bekommt man die Basisvariante eines Super-Jeep. Die hat 33 oder 35 Zoll große Reifen mit den passenden Felgen und im Fall des 35er-Pakets leichte Änderungen an der Aufhängung und Verbreiterungen der Kotflügel. Um die eingangs erwähnten Fjallvegir zu meistern, reichen beide aus. Anders sieht das bei Exkursionen auf den Gletscher aus. Dafür eignen sich die 38- bis 46-Zoll-Umbauten besser. Vor allem, wenn sie zusätzlich mit Funk, Satellitennavigation, Winde, elektronischer Reinfendruckkontrolle und ähnlichen Optionen bestückt wurden. Ein halber Meter Federweg und die Fähigkeit, einen Meter hohe Stufen zu überwinden, gehören dann zum Standard. Zum Vergleich: Das schafft sonst nur ein Leopardpanzer! Solche umfassenden Modifikationen bergen allerdings einen deutlich höheren Aufwand. Schließlich müssen halbe Karosserien weggeflext und Aufhängungen praktisch neu konstruiert werden. Ein Budget von 55.000 Euro und mehr (ohne Auto) sollte der interessierte Kunde daher einplanen.
Noch extremer geht es nicht? Doch. Dieser Ford F-350 fährt auf 54-Zoll-Rädern: