Fahrbericht Opel Astra
Wieder ein Retter in der Not

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Von wegen düstere Zukunft für Opel: Nach dem Insignia könnte uns auch der neue Astra überraschen. AUTO BILD durfte den kompakten Rüsselsheimer bereits unter die Lupe nehmen und war ziemlich angetan.
Opel ohne GM wäre ein florierendes Unternehmen. Das beweisen überzeugende Produkte wie der Insignia und der optisch gelungene neue Astra. Mit Autos wie diesen darf eine Firma nicht untergehen. Anderen Herstellern das Leben schwer machen, das darf sie. Ford wird den neuen Focus brauchen (kommt 2010) und VW den Golf VII (kommt 2012), um den blitzsauberen Astra-Nachfolger in die Schranken zu weisen. Wir haben uns im 180 PS starken 1,6-Liter-Turbo eine halbe Nacht lang die Seele aus dem Leib gefahren. Erster Eindruck: viele Stärken, kaum Schwächen. Vor allem Lenkung, Bremse und Fahrwerk überzeugen. Der Golf VI im Hinterkopf hatte jedenfalls seine liebe Not, Schritt zu halten.
Das adaptive Fahrwerk des neuen Opel Astra zeigt sich ausgewogen
Allerdings war der Testwagen bis unter das früh nach hinten abfallende Dach mit Extras vollgestopft. Das Flex-Ride-Fahrwerk ist im "Touring"-Modus geschmeidig und in "Sport" nicht zu hart. Die elektrische Servolenkung arbeitet verbindlicher, und sie wirkt weniger künstlich als im Insignia. Der Abrollkomfort verdient selbst in Verbindung mit den breiten 18-Zöllern das Prädikat gut. Das AFL+-Lichtsystem macht die Nacht zum Tag. OpelEye erkennt Verkehrszeichen und Fahrbahnmarkierungen – frei nach dem Motto: Fahrer schläft, Auto wacht. Zu viel des Lobes? Na klar, ein paar Kritikpunkte finden sich allemal. So hat im Astra der Platz und vermutlich auch das Geld leider nicht für ein zeitgemäßes Ein-Knopf-Bediensystem gereicht. Auch auf Doppelkupplungsgetriebe und Allradantrieb müssen die Opel-Kunden verzichten. Und der Einstieg in die zweite Sitzreihe wird trotz sieben Zentimeter längeren Radstands durch die relativ schmalen Türen erschwert.
Bei den Motoren wachsen die Bäume zunächst nicht in den Himmel

Der neue Astra (Basispreis circa 16.500 Euro) ist ein großes Auto geworden. Mit 4,42 Meter Länge übertrifft er den Vorgänger mal eben um 17 und den Golf sogar um 22 Zentimeter. Auch Radstand (2,69 Meter) und Breite (1,86 Meter) haben deutlich zugelegt. Vor allem in Verbindung mit den optionalen Hightech-Sitzen aus dem Insignia lassen sich lange Strecken ermüdungsfrei absolvieren. Schon unser Vorserienwagen war ordentlich verarbeitet und nobel eingerichtet. Statt tristem Schwarz und Grau bietet Opel auf Wunsch erstmals fröhlichere Farbkombinationen im Interieur. Die Palette der Ausstattungsvarianten reicht von jugendlich (Enjoy) bis gediegen (Cosmo). Das Gepäckabteil über dem dreifach in der Höhe verstellbaren Laderaumboden (Flex Floor) fasst 380 Liter – auch das eine Spitzenleistung in der Golf-Klasse.
Technische Daten Opel Astra Vierzylinder, Turbo, vorn quer • vier Ventile pro Zylinder • Hubraum 1598 cm³ • Leistung 132 kW (180 PS) bei 5500/min • maximales Drehmoment 230 Nm bei 1750/min • Vorderradantrieb • manuelles Sechsganggetriebe • Kofferraumvolumen 380 Liter • L/B/H 4419/1814/1510 mm • 0–100 km/h in 7,5 s • Spitze 220 km/h • EU-Mix 6,9 l Super/100 km • CO2 164 g/km.
Fazit
Wer hätte das gedacht? Nach fünf Kadett-Generationen und drei Astra-Anläufen könnte mit dem Astra IV erstmals die Wolfsburg ins Wanken geraten. Wenn der erste Fahreindruck vom Vorserienmodell nicht täuscht, hat der Opel das Zeug zum Erfolgswagen.
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