Diesel bis zu 16,6 Prozent teurer

Die Diesel marschieren. Vergangenes Jahr lag ihr Anteil bei 43 Prozent der Neuzulassungen. In diesem Jahr stieg er nochmals: auf 45 Prozent. Als Faustregel gilt: Je größer der Hubraum, desto mehr Diesel. Bei Motoren bis zwei Liter waren 50,4 Prozent Diesel, über zwei Liter gar 66 Prozent. Deutschland also ein Diesel-Land. Und das überall?

Nicht ganz. Bei Motoren unter 1,4 Litern kommen die Selbstzünder gerade mal auf 5,9 Prozent. Aus gutem Grund: In den kleinen Klassen überwiegen die Nachteile. Diesel sind schwerer als Ottomotoren, sie sind lauter und schlichtweg teurer. Wie teuer, zeigt sich beim Blick in die Preislisten unserer drei Minis: Beim Citroën C1 beträgt der Aufpreis für den HDi 55 gegenüber dem 68-PS-Benziner 1200 Euro – oder anders gesagt elf Prozent des Kaufpreises von 10.940 Euro.

Kommt noch "besser". Fiat berechnet für den Panda 1.3 Multijet 11.490 Euro – satte 1800 Euro oder 15,7 Prozent mehr als für den 60-PS-Benziner. Und beim Kia Picanto sind es sogar 16,6 Prozent: Der CRDi LX kostet mit 10.675 Euro exakt 1775 mehr als der 65-PS-LX. Trotzdem hat AUTO BILD natürlich genau geprüft, ob sich die Diesel nicht doch lohnen (s. Seite 5). Wie die drei Benzin-Varianten abschneiden, lesen Sie in Ausgabe 4/2006 von AUTOMOBIL TESTS (für zwei Euro am Kiosk oder hier zum Nachbestellen).

C1: Fröhlich, aber etwas phlegmatisch

Den C1 gibt es ja als einzigen aus dem Dreigestirn mit Peugeot 107 und Toyota Aygo überhaupt mit Selbstzünder. Der 1,4-Liter-HDi – wie die anderen ohne Partikelfilter – läuft eigentlich angenehm kultiviert. Eigentlich, denn bei höherem Tempo brummt er kräftig und macht wie der Fiat insgesamt deutlich mehr Lärm als der Kia Picanto.

Die 54 PS sollten für das Leichtgewicht von 930 Kilo reichen – und das tun sie auch. Mit dem C1 kann man flink durch die Stadt wuseln und ist an der Ampel bestimmt nicht der Letzte. Der direkte Vergleich und die Meßwerte sagen allerdings etwas anderes: Die stärkeren Panda (69 PS) und Picanto (75 PS) sprinten viel schneller und ziehen kräftiger durch, der C1 wirkt dagegen regelrecht phlegmatisch. Die Nase vorn hat er beim Verbrauch: 5,5 Liter Diesel im Test-Durchschnitt. Der Kia brauchte 5,8, der Fiat 5,9 Liter. Alles bestimmt nicht schlecht. Aber ehrlich, wir hatten uns noch weniger erhofft. Denn wir reden hier von richtig kleinen Autos. Nur 3,44 Meter kurz ist der C1 und damit der Zwerg hier. Trotzdem gibt es vorn erstaunlich viel Platz, eng geht es aber im Fond und im Mini-Kofferraum (139 Liter) zu.

Der C1 hat mir vor allem wegen seines frischen, fröhlichen Designs gefallen – ein Auto der unverkrampften Art. Er fährt sich handlich und unaufgeregt, muß sich aber, noch mehr als die beiden anderen, heftige Kritik an den Bremsen gefallen lassen: 43,4 Meter sind viel zuviel. Keine Diskussion! Nach 41,8 Metern steht der Fiat Panda mit warmer Bremse – besser, aber immer noch zu schlecht.

Munterer Auftritt des Fiat Panda

Der Fiat federt eine Spur komfortabler als Citroën und Kia, sein Fahrverhalten in brenzligen Situationen ist jedoch nach wie vor bedenklich. Beim plötzlichen Ausweichen reagiert er zickig, neigt zum ansatzlosen Übersteuern. Wir empfehlen in jedem Fall das ESP für 500 Euro extra, dann passiert so etwas nicht.

Der 1,3-Liter-Diesel ist mit seinen 69 PS ein munteres Motörchen, hängt lebendig am Gas und dreht locker. Er klingt rauher als der Citroën, ist ähnlich laut. Die Fahrleistungen sind deutlich besser als beim C1, im Sprint ist der Panda sogar der Schnellste, der Kia zieht aber etwas kräftiger durch.

Mit seinem sympathisch-verschmitzten Design hat der Fiat einen ähnlich lockeren Auftritt wie der Citroën, und mit seinem Platzangebot liegt er in der Mitte zwischen Picanto und C1 – vorn nicht ganz so luftig wie der Citroën, aber größer als der Kia. Hinten ist er genauso eng wie die beiden anderen. Aber er hat den größten Kofferraum. Er schluckt 206+ Liter, also fast doppelt soviel wie der Kia mit 105 Litern. Und nur für den Panda kann eine verschiebbare Rückbank mit verstellbarer Lehnenneigung geordert werden (250 Euro) – sehr zu empfehlen.

Kia liefert das beste Gesamtkonzept

Auch beim Kia läßt sich im Fond die Neigung der Lehne verstellen, ganz ohne Aufpreis. Und das ist nur ein Beispiel dafür, wie gründlich und mit wieviel Überlegung der Picanto konstruiert wurde. Die verbauten Kunststoffe sehen einfach besser aus als die im C1 oder Panda, die Verarbeitungsqualität ist eine Klasse sorgfältiger als beim Citroën und auch eine Stufe besser als beim Fiat. Das ganze Auto wirkt ernsthafter, gediegener, fast wie aus der nächsthöheren Klasse.

Unsere Meßwerte sagen, daß der Kia vorn eine Spur enger ist als die anderen, viel zu bemerken ist davon subjektiv nicht. Es herrscht Wohlfühl-Atmosphäre, die Sitze sind mit Abstand die bequemsten. Hinten können es – wie bei den beiden anderen – auf Kurzstrecken auch zwei Erwachsene aushalten.

Der 1,1-Liter ist mit seinen 75 PS nicht nur der Kräftigste, sondern auch der einzige Dreizylinder. An den heiseren, kernigen Sound gewöhnt man sich gern – zumal es nie unangenehm laut wird. Der Motor hat Temperament, Kraft und Lebensfreude. Auch mit seinem Fahrverhalten gefällt der Kia, besonders im direkten Vergleich. Er liegt straff, bleibt brav und sicher in der Spur. Wären da nicht die Bremsen. Auch hier sagen wir: unbedingt nachbessern! Rund 42 Meter sind zuviel.

Der direkte Vergleich: Diesel kontra Benziner

Viel zuviel kommt auch bei der Kostenrechnung heraus. Fakt ist: Keiner der drei Diesel-Minis rechnet sich. Alle müßten um die 40.000 Kilometer im Jahr rollen. Das ist in dieser Klasse illusorisch. Und der Spaß? Na ja, zwei sind ganz sympathisch, aber richtig Freude macht nur der Kia Picanto.

So hat AUTO BILD gerechnet: Zum Vergleich haben wir den jeweils am besten passenden Benziner herangezogen. Wir gehen von einer Haltedauer von vier Jahren aus und haben errechnet, wieviel Kilometer pro Jahr in dieser Zeit nötig wären, um die höheren Kosten des Diesels – Neupreis, Steuern, Versicherungen und Öl – mit dem niedrigeren Verbrauch hereinzufahren.

Fazit und Wertung

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Dirk Branke: Der Vergleich zeigt klar, warum der Diesel-Anteil bei den Kleinen so niedrig ist: Sie sind für diese Klasse einfach zu teuer und wiederum nicht sparsam genug, um die höheren Kosten hereinzufahren. Die Diesel selbst funktionieren in den Minis ganz gut, wenn auch nicht überragend. Auch der HDi im C1 ist subjektiv lebhafter, als es die Meßwerte aussagen. Schon der Multijet im Panda tritt kräftiger an, mehr Spaß kommt aber im Kia auf. Der Picanto ist der klare Sieger hier – bei ihm geht das Gesamt-Konzept am besten auf.

Hier ist Ihre Meinung gefragt

Ob ein Auto letztlich ankommt, wissen nur die Verbraucher selbst – also Sie. Deshalb ist uns Ihre Meinung wichtig. Vergeben Sie eigene Noten für Citroën C1 Hdi 55 Style, Fiat Panda Dynamic 1.3 und Kia Picanto 1.1 CRDi LX. Den Zwischenstand sehen Sie nach Abgabe Ihrer Bewertung.