Fiat Panda/Kia Picanto: Vergleich
Zweizylinder gegen Vierzylinder

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Fiat traut sich wieder etwas und steckt dem neuen Panda einen aufwendigen Downsizing-Turbo-Zweizylinder unter die Haube. Der Kia Picanto kontert mit Konventionellem. Und mit Erfolg.
Mut ist mitunter nichts anderes als Fehleinschätzung von Risiko. Und Mut ist ein Charakterzug der Fabbrica Italiana Automobili Torino, die Autos wie 130 Coupé, Multipla, Barchetta, Coupé Fiat oder 500 ohne Bedenkenträgerei auf den Markt wirft – mit wechselndem Erfolg. Einer der mutigsten und gleichzeitig erfolgreichsten Fiat ist der Panda. Beim Debüt vor fast genau 32 Jahren ist er nicht weniger als die Neudefinition des automobilen Minimums. Das maximal nutzwertige Design stammt von Giorgio Giugiaro (der – unnützes Wissen, Teil 364 – entwirft übrigens nicht nur Autos, sondern neben Alltagsgegenständen auch für Beretta das Luftgewehr Cx4 Storm). Auf die Frage, wie wenig Auto genügt, hat kaum einer eine cleverere, wenige eine günstigere und keiner eine unpeinlichere Antwort als Fiat mit dem Panda. Das gilt auch für die zweite, seit 2003 gebaute Generation.
Überblick: Alle News und Tests zum Kia Picanto

Konventioneller Konkurrent: Der Kia Picanto tritt mit klassischem Vierzylinder zum Test an.
Überblick: Alle News und Tests zum Fiat Panda

Im Leerlauf rumpelt der Panda-Zweizylinder, in Fahrt will er auf Drehzahl gehalten werden.
Im Leerlauf rumpelt der Paralleltwin mit dem großen Einzelzylindervolumen von 437,5 Kubik herb, erst um 2000 Touren beruhigt sich sein Lauf, doch schon bei 5500 Umdrehungen rasselt er in den Begrenzer. Aber dazwischen: Da zwitschert der Turbo mit 1,4 Bar Ladedruck und zerrt den Panda vehement voran. Im Picanto dagegen läuft ein Vierzylinder kultiviert und homogen. Er dreht quirlig, fordert erst über 6000/min die nächste Stufe seines leichtgängig und präzise schaltbaren Fünfganggetriebes. Bis auf den schwächlichen Durchzug bietet er ähnliches Temperament wie der Panda. Dessen Zweizylinderkonzept soll neben guten Fahrleistungen niedrige Verbrauchswerte erzielen. Was in der Theorie so gut klingt – weniger Zylinder, weniger innere Reibung, Kraft von unten dank Aufladung –, klappt in der Realität nur unvollkommen.
Wer sich zwingt, die Schaltempfehlungen des Fiat anzunehmen, und über den hoch positionierten Hebel spätestens bei 2500/min den nächsthöheren Gang einlegt, erzielt tatsächlich günstige Verbrauchswerte. Doch selbst die unterbietet der Kia. Im Test muss der 875er seine Turbokraft häufig bemühen, was den Konsum auf durchschnittlich 6,9 l/100 km hebt – einen Liter über dem Picanto. So erweist sich das teure, unkultivierte, nicht gerade sparsame, aber durchaus charmante Triebwerk als größte Schwäche des Panda. Der zählt weiterhin zu den gelungenen Kleinwagen – gerade weil er es sich erlaubt, besonders zu sein. In seiner dritten Generation besonders pragmatisch, dazu besonders sicher und vielleicht ein bisschen übermütig. Doch hier gewinnt der Picanto mit traditionellem Vierzylinder, etwas mehr Platz und sieben Jahren Garantie. Er ist ein vollwertiges, kleines, kluges, konventionelles Auto, dem eigentlich nichts fehlt. Nur Mut.
Fazit
Ohne Experimente zum Erfolg: Der Kia Picanto punktet sich strebsam nach vorn, schafft sich mit seinem konventionellen, sparsamen Motor, dem fixen Handling und gutem Federungskomfort einen dicken Vorsprung. Der Fiat dagegen ist ein Panda geblieben und einer der erfreulichsten Charakterdarsteller dieser Klasse. Ja, der Motor sollte grundsätzlich sparsamer sein und das Fahrverhalten weniger schunkelig. Aber er ist ein Original.
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