Liegt das Land im Schnee, reibt der Allradfahrer sich die Hände. Klar, wegen der Kälte, doch vor allem wärmt ihn der überlegene Antrieb. Jetzt kommt seine Zeit, er klettert vorbei an hilflosen Luxusautos, scharrenden Kompak-ten und lernt ein Grundgesetz der 4x4-Physik: Nicht der Dicke krabbelt davon, sondern der Zwerg! Je leichter, flinker und kleiner das SUV, desto besser geht es voran. Damit wären wir bei den aktuellen Schneekönigen, dem neuen Suzuki Ignis und dem Fiat Panda 4x4.

Das Design des Suzuki ist durchaus gelungen

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Video: Suzuki Ignis (2017)

Suzukis Mikro-SUV

Sind das überhaupt noch SUVs? Der Panda, hochgelegter Kleinwagen mit Allrad und 4x4-Zierrat, hat sich seit 1983 als unermüdlicher Bergfix bei Alm-Öhis und Postboten bewährt. Der Fahrer sitzt sechs Zentimeter höher, das elektronische Sperrdifferenzial hilft in der Not. Also, bei 3,69 Meter Länge fängt die SUV-Welt an. Exakt an dieser Grenzmarke fährt nun der Ignis vor. Reckt seine knuffige Nase nach oben, setzt mit den dunklen Dachpfosten eine modische Sonnenbrille auf und wuchert mit dem Pfund von Suzukis 40 Jahre langer Allrad-Historie: vom knochigen LJ über SJ und Vitara – das Image färbt auf den sanfteren (er hat keine Geländeuntersetzung) Ignis ab.  Am besten aber wirkt ein Mix aus Psychologie und Popologie: Unters hohe Dach steigt man durch größere Türen bequemer ein und hockt im Ignis vier Zentimeter höher als im VW Up. Klingt nach wenig, bringt aber ein Sitzen wie auf dem Küchenstuhl. Aufrecht, mit bequemem Kniewinkel liegen im Suzuki und im Fiat nun Lenkrad, Schaltung und Bedienelemente wunderbar bequem in der Hand.
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Beim Motor treibt der Panda das Downsizing auf die Spitze

Fiat Panda
Kleine Maschine: Im Panda-Bug werkelt ein Zweizylinder mit 875 cm³ Hubraum und 85 PS.
Hach, da ist es wieder, ein lange vermisstes Gefühl: Autofahren kann so einfach sein. Die Schneekönige sind superhandlich mit gut zehn Meter Wendekreis, übersichtlich (der Fiat noch mehr dank der drei Seitenscheiben) und schmal. Vor allem der 1,67 Meter breite Panda stammt aus einer Zeit, als wir in Parklücken die kurzen Türen noch ganz öffnen konnten. Dafür räumt der modernere Ignis den Insassen mehr Platz ein. Vorn ohne Schulterkontakt, hinten können auch Große erwachsen einsteigen. Die längs verschiebbare Rückbank (15 Zentimeter vor/zurück ab "Comfort") vergrößert die Ladefläche – gut so, denn der Allradantrieb kostet 56 Liter Kofferraum. Bei der Einrichtung spielt der Suzuki, das gefühlt zehn Jahre jüngere Auto, mit farbigen Türeinsätzen und schicken Kippschaltern für die Klimaanlage das modische SÜVchen. In seinen Flanken stecken serienmäßig Kopf- und Fensterairbags sowie E-Fensterheber hinten, wo der Fiat nur Kurbeln hat. Ein Navisystem steht beim Italiener gar nicht in der Preisliste.
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Sehr modern dagegen der Antrieb des Kletterbären: Der TwinAir-Motor startet mit hohlem Röcheln und kommt nur lethargisch in die Pötte – kein Wunder, er hat nur zwei! Denn Fiats 0,9-Liter-Turbo treibt die Hubraum-Diät auf die Spitze. Entspannt gefahren, surft der Fahrer auf der Drehmomentwelle zwischen 2500 und 4000 Touren, wo der Panda den Ignis im Zwischenspurt abhängt. Ausdrehen mag der Zweizylinder weniger, der Begrenzer greift weit vorm roten Bereich ein. Wozu also die Diät? Bei 6,7 Liter Testverbrauch ist Fiats Experiment – Stand heute – misslungen.

Beim Bezahlen forden beide einen relativ hohen Einsatz

Fiat Panda 4x4 Suzuki Ignis
Kostspielig: In den getesteten Versionen werden für Ignis und Panda über 17.000 Euro fällig.
Zumal der gute alte Vierzylinder-Sauger im Ignis etwas weniger zu sich nimmt (6,5 Liter), leiser klingt und mit fünf Gängen weniger Schaltarbeit verlangt. Auch das Fahrwerk macht trotz kurzer, trockener Federwege den reiferen Eindruck, da stört nur die unsägliche Lenkung: keine klare Mittellage, zu wenig Rückstellkräfte – eher eine grobe Wünschelrute als ein SUV-Zirkel. Dabei kann es Suzuki doch besser, wie Swift und SX4 beweisen. Ist der Schnee geschmolzen, müssen diese Allradler sich wieder an den Klassenbesten messen: an VW Up und Hyundai i10. Im Vergleich fehlen dem Panda größere Sitze oder moderne Assistenzsysteme. Die sind im Ignis dank der Stereokamera im Topmodell zwar drin, doch im Alltag stören zu weiche Polster und die hohe Ladekante. Zudem sind beide mit über 17.000 Euro recht teuer. Wie wär's damit, den Allrad probeweise wegzulassen? Beim Fiat spart der Käufer erstaunliche 3500 Euro. Die Klimaautomatik (400 Euro) und die Dachreling (150) lassen sich nachrüsten, der Offroad-Look ist jedoch futsch. Panda ist wieder Panda, der kauzige Cousin vom Fiat 500.
Bei Suzuki erlaubt die Preisliste mehr. Kein Allrad – macht 1500 Euro weniger bei gleicher Ausstattung. Statt der Topversion spart "Comfort" weitere 1750 Euro, dann fehlen Leckereien wie LED-Scheinwerfer, Navi oder ein höhenverstellbares Lenkrad. Unterm Strich 14.490 Euro für ein 3,70 Meter kurzes, sympathisches Mikro-SUV, das vor allem eines mit seinen großen Vorbildern gemein hat: Die Hochsitze langen kräftig zu.

Fazit

von

Joachim Staat
Der neue Ignis bringt mit Allrad, SUV-Optik und moderner Ausstattung frischen Wind unter die Kleinstwagen. Und zeigt dem alten Panda, dass Fiat sein Erfolgsmodell aufmöbeln sollte. Beide sind im Alltag schwächer – und teurer – als die Klassenbesten.

Von

Joachim Staat