Sparsam und sauber: In unserem Vergleich treffen mit Ford Focus, Honda Civic und Kia Ceed drei kompakte Diesel mit Euro 6d-Temp aufeinander.
Noch vor ein paar Jahren wäre das undenkbar gewesen: Der ewige Korea-Billigheimer Kia stellt mit dem Ceed den Maßstab in der Kompaktklasse. Dreimal schon landete er im Test auf Platz eins. Klappt das auch gegen Ford und Honda? Mit Focus und Civic rollen zwei starke, frische Konkurrenten an den Start. Der Ford ist erst seit September 2018 im Handel, im März 2017 präsentierte Honda die bei uns relevante Schrägheckvariante des Civic.
Seine Größe kommt dem Civic beim Kofferraum zugute
Der Längste: Mit 4,52 Metern überragt der Honda Civic die Konkurrenz um bis zu 20 Zentimeter.
Der Einstieg fällt bei allen leicht. Zumindest vorn. Alle locken hier mit Platz satt. Einzig die schwache Seitenführung des Civic-Gestühls und das Hochsitz-Gefühl im Focus schmälern den Komfort. Dramen spielen sich dagegen in der zweiten Reihe ab. Und zwar bei Honda und Ford. Die Passagiere des Civic könnten sich, wenn sie nicht aufpassen, den Kopf am tief eingezogenen Dach anstoßen, und die im Focus haben wegen des schmalen Einstiegs Probleme mit den Füßen. Na ja, ein bisschen übertrieben, aber die Kia-Mitfahrer können darüber nur kurz lachen. Nach dem entspannten Entern des Fonds müssen sie sich angesichts des knappen Knieraums lediglich mit der Frage beschäftigen, welcher Teil ihres Körpers wo mitreisen soll, wenn der Vordermann zwei Meter misst. Für junge Familien reicht es. Großzügiger geht es in den Kofferräumen zu. Guten 375 Litern beim Ford und 395 Litern beim Kia stehen gewaltige 478 Liter im Civic entgegen. Das liegt am satten Längenplus des Japaners, mit 4,52 Metern ist er fast 20 cm länger als der Kia.
Unter der Haube des Ceed arbeitet der kräftigste Diesel
Der Stärkste: Mit 136 PS ist der Ceed der Leistungs-Krösus, kann Civic und Focus aber nicht wirklich überflügeln.
Weil an der Tankstelle eher Knausern gefragt ist, arbeiten unter den Hauben der drei Kompakten saubere Diesel, die für wirtschaftlichen Vortrieb sorgen sollen. Den 120 PS in Focus und Civic stehen potente 136 Pferdchen im Ceed entgegen. Subjektiv kann der Koreaner allerdings keinen großen Profit daraus schlagen. Zwar läuft sein 1,6-Liter angenehm kräftig und durchzugsstark, aber eben kaum schneller als die Konkurrenz. Zudem trüben scheppernde Geräusche unter Last ab 3000 Touren das Fahrvergnügen. Dass die rustikale Geräuschkulisse der Korea-Diesel nichts mit der Haltbarkeit zu tun hat, konnte Kia immerhin schon mehrfach in Dauertests von AUTO BILD unter Beweis stellen. Trotzdem, der 1,5-Liter im Ford läuft einfach weicher und runder. Zumindest sobald er seine kurze Morgenmuffeligkeit überwunden hat. Spätestens auf der Autobahn verliert er sich dann in einer Melange aus Abroll- und Windgeräuschen – die nächste Urlaubsfahrt kann kommen. Nur allzu eilig sollte man es dabei nicht haben.
Der Motor wirkt immer etwas zugeschnürt, reiht sich mit schlapper Elastizität hinten an. Schuld ist die lange Getriebeübersetzung. Da hilft nur schalten, was angesichts der sehr präzisen und leichtgängigen Sechsgangbox zum Glück sehr locker von der Hand geht. Auch das Kia-Getriebe flutscht so einfach und exakt, sodass wir gar nicht auf die Idee kommen würden, hier eine Automatik zu vermissen. Deutlich knorpeliger und widerspenstiger schaltet sich dagegen der Honda.
Die straffe Auslegung bringt Unruhe ins Focus-Fahrwerk
Der Dynamischste: Mit dem Ford Focus lässt sich zwar gut um Pylonen wedeln, er kommt dafür aber kaum zur Ruhe.
Macht nichts, wer den Bogen raus hat, schätzt das mechanische Einrasten, das ein paar Erinnerungen an die asketischen und sportlichen Civic-Generationen von einst wachhält. An deren Drehfreude aber scheitert der Diesel schon bauartbedingt. Dafür ist er Sieger der Herzen. Er stellt die Leistung saugerartig homogen zur Verfügung, wirkt in jeder Lebenslage wacher und fitter als Ford und Kia. Schade, dass der Anflug von Sportlichkeit vom Fahrwerk eingebremst wird. Schon unbeladen wirkt es unterdämpft. In kurzen Senken taucht der Civic tief ab, um die Besatzung anschließend auf dem Sitz hüpfen zu lassen. Der hellhörige Honda ist beim Komfort deutlich schlechter als der Focus, der ruhig und straff seine Bahnen zieht. Vielleicht etwas zu straff. Nach anderen Konzernmodellen wird auch beim Focus eine Formschwäche beim Fahrwerk sichtbar. Mit der strammen Dämpfung kann er zwar gut um die Pylonen wedeln, wirklich zur Ruhe kommt er aber fast nie. Der ausgewogene Ceed, der behutsam die gröbsten Schäden wegbügelt und dennoch auch bei ambitionierter Fahrt den richtigen Ton trifft, dürfte gerade im Alltagseinsatz eher punkten.
Alle drei gehen recht sorgsam mit dem Treibstoff um
Niedrige Verbräuche: Der Honda verbraucht nur 5,6 Liter Diesel, Ford (5,7 l) und Kia (6,1 l) liegen dahinter.
Unterm Strich zählen für viele ja vor allem die Kosten. An der Säule schenken sich die Knauserer nicht viel. Am geizigsten haushaltet der Honda mit dem teuren Kraftstoff. 5,6 Liter im Schnitt sind eine Bewerbung an jeden Pendler. Mit 5,7 Litern fast gleichauf liegt der Ford. Kia lässt sich sein Leistungs- und Hubraumplus mit 6,1 Litern bezahlen. Kein Glanzwert, aber auch kein K.-o.-Kriterium. Den könnten Interessenten eher in den kurzen Ölwechselintervallen des Honda sehen. Wie in den 80er-Jahren wird der Civic alle 10.000 Kilometer an die Box gebeten – bei Vielfahrern dürfte der Werkstattmeister bald zum engeren Familienkreis zählen. Kaum besser: der Ford mit 15.000 Kilometern. Einzig der Kia bietet zeitgemäße 30.000 Kilometer. Mit sieben Jahren Garantie hat der Ceed-Fahrer ohnehin das Dauergrinsen im Gesicht. Dazu kommt, dass ihm der geringste Wertverlust bevorsteht. Die Zeiten, als ein Kia gebraucht nichts mehr wert war, sind vorbei.
Genau wie die niedrigen Preise. Mit 28.170 Euro kostet der Kia so viel wie der Ford (28.200 Euro) und 780 Euro mehr als der Honda, für den 27.390 Euro fällig werden. Am Ergebnis ändert das nichts mehr. Mit Golf-artiger Ausgewogenheit siegt der Ceed erneut. Focus und Civic müssen sich hinten anstellen.
Fahrspaß bei niedrigem Verbrauch und sauberen Abgasen: Die drei Kompakten zeigen, dass der Diesel lebt. Am besten im Kia, der ein perfekter Allrounder ist. Kaum schlechter ist der sportliche Ford. Dem extrovertierten Honda bleibt nur Platz drei.