Es soll kein ganz leichter Start in diesen Dauertest sein. Kollege Jüngling notiert als Erster im Fahrtenbuch die Frage, ob der Kuga den Dauertest wohl bis zum Ende schaffen wird. Sie fragen sich, warum? Schon nach wenigen Wochen löst sich die Gummidichtung zwischen Heck­klappe und Kofferraum. Ein Pro­blem, das sich über eineinhalb Jahre auch nach etlichen Repa­raturversuchen nicht bessern soll. Abgesehen davon fällt uns der Ford bezüglich Verarbei­tungs-­ und Materialqualität nicht negativ auf. Gut, hier und da knarzt mal der ausladende Armaturenträger, und einer der Hebel im Kofferraum zum Umklappen der Rücksitzlehne geht bei etwas zu viel Krafteinsatz zu Bruch. Aber: Nichts, was nicht auch in jedem anderen Auto hät­te vorkommen können.

Der Kuga überzeugt mit gutem Platzangebot

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Diese zweite Generation des Kuga wird gerade abgelöst. Gestartet ist sie im Dezember 2012.
Keine Kritik, anders als bei unserem Audi­-Q5-­Dauertester, gibt es bezüglich des gebotenen Raums. Ralf Kund von AUTO BILD SPORTSCARS bringt es schlicht und ergreifend zu Pa­pier: "Viel Platz!" Alexander Bernt attestiert dem Kuga be­queme Sitze mit entspannter Sitzposition. Langstrecke geht auch zu fünft, der Kuga ist mit dem praktischen Zuschnitt seines Kofferraums und der nied­rigen Ladekante ein gern gese­hener Begleiter bei Umzügen oder Baumarktbesuchen. Einzig die Stufe bei umgeklappter Rückbank und die unnötig brei­te Plastikkante der Heckschürze wirken sich schon mal störend aus. Letztere entpuppt sich als wahrer Schmutzfänger, da sich ablaufendes Wasser vom Dach und Spritzwasser von der Straße mit Vorliebe zwischen Heckklappe und ­-schürze sam­melt.

Das Infotainmentsystem SYNC 3 mag nicht jeder

Um das gute Platzangebot noch weiter zu verbessern, hät­ten wir zum Modellwechsel ei­nen schlankeren Armaturenträger empfohlen. Ford kam glücklicherweise schon selbst auf Idee, und so gleicht der Kuga III im Innenraum dem aktuellen Focus beziehungsweise Fiesta. Zurück zum Kuga der zweiten Generation: Ist sich die Redakti­on bislang in fast allen Punkten einig, scheiden sich die Geister vor allem beim Infotainmentsys­tem SYNC 3. Während die einen dem System eine intuitive Be­dienbarkeit bescheinigen, miss­fallen anderen die häufig schei­ternde Bluetooth­-Verbindung - stark abhängig vom mobilen Endgerät - oder die mehr als fragwürdige Sprachbedienung. So wird aus "Ruf Wolfgang an" schnell "Ruf Rolf Klein an".
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Die Karosserie des Kuga II stimmt grundsätzlich mit dem amerikanischen Ford Escape überein.
Die Sprachsteuerung fällt bei einem Großteil der Redaktion grundsätzlich unter die Kategorie Spielerei. Was mit der Zeit immer auffälliger wird, ist das anhalten­de Flackern des Touchdisplays nach dem Wechsel vom Tag-­ in den Nachtmodus. Mit der Zeit und gesammelten Kilometern ebben die Beschwerden bezüglich der Unterhaltungselektronik jedoch ab, weitere Einträge fin­den sich erst deutlich später wieder. Kollege Kaczmarek etwa stellt fest, dass Apple CarPlay das Ford­-eigene Navi blockiert. Ein anderes Beispiel: Bei Kilo­meterstand 50.790 quittieren die rechten Lenkradtasten allesamt den Dienst. Erst ein Neustart nach dem Tanken behebt das Problem, was bis zum Schluss nicht mehr auftreten soll. Also keine große Sache.
Überblick: Alles zum Ford Kuga

Nerviges Problem: ein loser Unterbodenschutz

Eine große Sache, und zwar die mit Abstand größte Schwach­stelle des Kuga, bemerkt ein Kol­lege nach rund sieben Monaten Dauertest. Er notiert Folgendes: "Klappern vorn links und rechts ab etwa 80 km/h. Sitzt die Unterbodenabdeckung noch fest?" Nein, tut sie nicht, noch vier wei­tere Kollegen notieren das Glei­che. Mehrere Steckverbindun­gen an der Abdeckung haben sich gelöst und erzeugen in Fahrt ein Geräusch rasselnder Stein­chen in den Radhäusern. Nach einer kurzen Fahrt im Gelände kein Problem, aber bitte nicht über mehrere hundert Kilometer auf der Autobahn. Erst nach ei­nem planmäßigen Service kann das Problem letztlich behoben werden und der Kuga seine ver­lorenen Sympathiepunkte zu­rückerobern. Abgesehen davon hat sich der Ford unterm Blech kaum etwas zuschulden kom­men lassen. Das Fahrwerk präsentiert sich insgesamt komfortabel, wirkt nur auf welligem Straßenbelag mit den großen Sommerrädern (19 Zoll) nach Ansicht eines Kol­legen recht stößig. Er notiert da­rüber hinaus folgende Zeilen: "Das DSG fährt an wie die Nürn­berger Tram, also recht ruppig, im Verbund mit dem werkssei­tigen Race-Chip­-Gaspedaltuning führt das mehrmals am Tag zu einem Launch­-Control­-Start." Auch der etwas zu groß gerate­ne Wählhebel der Automatik rutscht aufgrund eines zu geringen Widerstands schon mal et­was zu flott durch die Gasse.
Der Zweiliter­-Diesel erhält dagegen fast ausschließlich po­sitives Feedback. Leise, kräftig, sparsam. Im Schnitt liegt der TDCi zwischen 6,5 und 7,5 Liter. Deutlich mehr attestiert der Bordcomputer nur auf der Begleitfahrt von Porsche 911 Speedster, McLaren 600LT Spi­der, Mercedes AMG GT R Roads­ter und Lamborghini Huracán Evo Spyder als Fotografenauto auf dem Weg nach Österreich.
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Unser Dauertest ist der Ford Kuga 2.0 TDCi 4x4, der einen Testwagenpreis von 47.070 Euro hat.
Gegen Ende des Dauertests finden sich nur noch wenige Einträge im Fahrtenbuch; so kri­tisiert Kollege Komp zum wie­derholten Mal die Lichtausbeute der Halogenscheinwerfer, deren Leistung sich im besten Fall als mäßig bezeichnen lässt. Sollten Sie ernsthaftes Interesse an ei­nem Kuga bekunden, ziehen Sie vorzugsweise die Exemplare mit den Bi­-Xenon-­Scheinwerfern in Betracht! Ein weiterer Tipp: Soll Ihr Kuga auch abseits asphaltier­ter Straßen Kilometer sammeln, verzichten Sie nach Möglichkeit auf die sportlich angehauchte ST Line. Im Rahmen eines SUV­ Megatests im Steinbruch Wor­zeldorf bei Nürnberg geriet der Kuga mit seiner tiefen Schürze, nicht gerade kurzen Überhängen und entsprechend holprigem Untergrund schnell an seine Grenzen. Die noch fehlenden 18137 Kilometer bis zur 100.000-er-­Di­stanz erklären sich wie folgt: Nach Produktionsschwierigkei­ten trat der Kuga den Dauertest ein halbes Jahr später an als ur­sprünglich geplant, was die Zeit­spanne des Dauertests verkürz­te. Die 100.000 Kilometer und auch mehr hätten wir gern mit ihm zurückgelegt.
Fazit von Christoph Richter: Auf über 80.000 Kilometern hat sich der Kuga, bis auf die gelöste Unterbodenabdeckung, kaum nennenswerte Schwächen geleistet. Dank bequemen Sitzen, ordentlichem Platzangebot, feinem Fahrwerk und sparsamem Diesel ist er zu einem beliebten Begleiter auf langen Strecken geworden. 

Bildergalerie

Ford Kuga: 100.000-Kilometer-Dauertest
Ford Kuga: 100.000-Kilometer-Dauertest
Ford Kuga: 100.000-Kilometer-Dauertest
Kamera
Ford Kuga: 100.000-Kilometer-Dauertest

Von

Christoph Richter