Sebastian Vettel hat mit seiner ersten Ferrari-Pole eine 1155 Tagen dauernde Durststrecke der Scuderia eindrucksvoll beendet und einen Rekord der überraschend schwächelnden Silberpfeile mit Lewis Hamilton und Nico Rosberg verhindert. Vettel degradierte am Samstag zwei Stunden vor Mitternacht vor der eindrucksvollen Kulisse auf dem Marina Bay Street Circuit vor allem Weltmeister und WM-Spitzenreiter Hamilton und dessen deutschen Teamkollegen mit rund anderthalb Sekunden Vorsprung zu ratlosen Statisten. „Fantastico, fantastico”, schrie Vettel jubelnd seinem klatschenden Team in der Box über Funk zu. „Den Moment als es feststand musste ich genießen.” Die letzte Pole hatte Ferrari am 21. Juli 2012 feiern dürfen, damals durch Vettel-Vorgänger Fernando Alonso beim Deutschland GP. „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal soviel Adrenalin an einem Samstag hatte”, meinte Vettel.
Alle News vom Nachtrennen: Singapur im Splitter
Ferrari
Gegen Vettel im Ferrari war am Samstag kein Kraut gewachsen: Er brummte Mercedes 1,4 Sekunden auf
Hamilton wurde nach bereits elf Poles in diesem Jahr nur Fünfter und verpasste damit die Einstellung eines über 25 Jahre alten Rekords von Ayrton Senna von acht Top-Startplätzen nacheinander. „Es ist ein Fragezeichen in unseren Köpfen, warum die Reifen keinen Grip aufgebaut haben. Wir haben überhaupt keine Ahnung, was dahinter steckt”, meinte der Brite. Rosberg kam nicht über Platz sechs hinaus. „Unglaublich, wie sich das verändern kann”, meinte er. „Wir müssen die Enttäuschung jetzt verdauen, das ist schon heftig. Der Schock ist groß!” Zusammen hatten die beiden in den vorangegangenen 23 K.o.-Ausscheidungen die Pole Position unter sich ausgemacht. Noch eine mehr in Singapur und Mercedes hätte auch die Bestmarke von Williams aus den Jahren 1992/1993 eingeholt.

Auch Red Bull deutlich vor Mercedes

Neben Vettel, der zuletzt am 23. November 2013 in Brasilien auf Pole gerast war, verhinderten das aber noch Daniel Ricciardo im Red Bull auf Rang zwei, Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari und Daniil Kvyat im zweiten Red Bull. „Kein Mercedes hier ist für alle eine Überraschung”, meinte Ricciardo bei der Pressekonferenz der besten Drei. Allerdings hatte sich ein kleiner Einbruch bei den Silberpfeilen schon angedeutet. Beim Training am Freitag fuhr Kvyat die Tagesbestzeit, am Samstag vor dem Qualifying war Vettel auch schon der Schnellste gewesen. Während Hamilton und Rosberg wie die anderen Piloten bei brutalen Bedingungen von knapp 30 Grad und nahezu 80 Prozent Luftfeuchtigkeit in ihren heißen Cockpits schwitzten, bekamen sie ihre Reifen auf dem 5,065 Kilometer langen Kurs einfach nicht auf die ideale Renntemperatur.
So lief das Abschlusstraining: Vettel mit Bestzeit
Mercedes
Ratlosigkeit am Mercedes-Kommandostand: Rosberg (Bild) und Hamilton starten nur aus der dritten Reihe
Aus dem kleinen Einbruch wurde eine handfeste Überraschung. Aus dem vermeintlichen Zweikampf des WM-Spitzenreiters und Titelverteidigers Hamilton, der mit seinem 41. Grand-Prix-Erfolg eine weitere Marke von Senna einstellen könnte, und WM-Verfolger und Vizechampion Rosberg um den Sieg beim 13. Saisonlauf wird nun aber erstmal nichts. An vier Autos, die sich in praktisch allen Einheiten als schneller erwiesen, müssen sie auf dem engen Kurs erstmal vorbeikommen. Für Rosberg eine noch bittere Erkenntnis als für Hamilton, der 53 Punkte Vorsprung auf Rosberg hat. Vettel liegt vor dem Rennen am Sonntag (14.00 Uhr MESZ/RTL und Sky) bereits deutliche 74 Punkte zurück, in das der dritte deutsche Pilot Nico Hülkenberg von Rang elf starten wird. (dpa)

Ergebnis - Qualifikation in Singapur:

1. Sebastian Vettel (Heppenheim) Ferrari 1:43,885 Min.
2. Daniel Ricciardo (Australien) Red Bull 1:44,428
3. Kimi Räikkönen (Finnland) Ferrari 1:44,667
4. Daniil Kvyat (Russland) Red Bull 1:44,745
5. Lewis Hamilton (England) Mercedes 1:45,300
6. Nico Rosberg (Wiesbaden) Mercedes 1:45,415
7. Valtteri Bottas (Finnland) Williams 1:45,676
8. Max Verstappen (Niederlande) Toro Rosso 1:45,798
9. Felipe Massa (Brasilien) Williams 1:46,077
10. Romain Grosjean (Frankreich) Lotus 1:46,413
11. Nico Hülkenberg (Emmerich) Force India 1:46,305
12. Fernando Alonso (Spanien) McLaren Honda 1:46,328
13. Sergio Perez (Mexiko) Force India 1:46,385
14. Carlos Sainz jr. (Spanien) Toro Rosso 1:46,894
15. Jenson Button (England) McLaren Honda 1:47,019
16. Felipe Nasr (Brasilien) Sauber 1:46,965
17. Marcus Ericsson (Schweden) Sauber 1:47,088
18. Pastor Maldonado (Venezuela) Lotus 1:47,323
19. Will Stevens (England) Manor 1:51,021
20. Alexander Rossi (USA) Manor 1:51,523