Er gilt als erster Mercedes-Jäger: Red Bulls Shootingstar Max Verstappen (20). In seinem dritten Formel-1-Jahr rechnen Experten mit ernsthaften Titelchancen für den jungen Holländer. Verstappen selbst bezeichnet sich mittlerweile als Red Bulls neues Vettel-Projekt, doch auch Motorsportchef Helmut Marko selbst sieht Parallelen zu seinem ersten Weltmeister Sebastian Vettel.
Marko besteht zwar darauf, „dass Max und Sebastian unterschiedliche Persönlichkeiten sind“, doch auch der studierte Jurist kann die Gemeinsamkeiten seiner beiden Entdeckungen nicht leugnen. „Beide sind extrem fokussiert“, sagt er zu AUTO BILD MOTORSPORT, „beide können extreme Egoisten sein, ohne dabei unsympathisch rüberzukommen. Und beide wollen nicht nur gewinnen, sie wollen dominieren.“ Extrem wurden die demnach Parallelen beim Rennen in Mexiko deutlich. Der Red-Bull-Doc erinnert sich: „Max fuhr souverän, war überlegen. Es war ihm fast langweilig, deshalb wollte er auch noch die schnellste Runde drehen. Er fragte ständig über Funk nach, ob er sie hat. Die Ingenieure hatten Bedenken und forderten ihn auf, langsamer zu fahren. Ich hatte da ein Déjà-vu. Bei Vettel war das genauso. Als Sebastian kurz vor Schluss die beste Rundenzeit fuhr, sagten wir Max deshalb besser nichts davon.“ 
Red Bull
Helmut Marko ist vom Red Bull Chassis überzeugt
Verstappens Teamkollege Daniel Ricciardo muss sich deshalb in diesem Jahr strecken – und das Auto mehr in seine Richtung entwickeln. Marko verrät nämlich: „Max hat 2017 jeden Tag dazugelernt, besonders bei der Arbeit mit den Ingenieuren. Je länger die Saison dauerte, desto besser kam er mit dem Auto klar. Am Ende war der Red Bull wie für Verstappen gemacht, während Ricciardo Probleme mit dem Handling hatte. Besonders beim Aufwärmen der Reifen war Max am Ende besser. Daran muss Daniel für diese Saison dringend arbeiten.“
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Insgesamt rechnet der Österreicher damit, dass Red Bull Mercedes attackieren kann – aber nur dank eines besseren Chassis. Beim Motor sei Mercedes ganz klar vorne. Marko im Klartext-Modus zu ABMS: „Der Vorsprung, den Mercedes auf dem Gebiet der Hochleistungshybride hat, ist riesengroß und nur schwer aufzuholen. Der Motor ist stärker, hat einen speziellen Qualifyingmodus und verbraucht auch noch weniger. Renault, Ferrari und Honda müssen jetzt in die Hände spucken. Sonst ist die WM nicht nur in diesem Jahr, sondern bis 2020 entschieden.“ So lange gilt das aktuelle Reglement, dass der gelernte Jurist als „unsäglich“ bezeichnet, da es zu kompliziert und teuer sei und zudem keine Serienrelevanz besitze.
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Immerhin: Die Fehler des letzten Jahres, als auch das Chassis nicht mit Mercedes und Ferrari mithalten konnte, hat man ausgemerzt: „Unser Auto wurde so früh fertig wie nie zuvor“, erklärt Marko. „Auch die Probleme im Windkanal sind gelöst. Wir sind gut aussortiert. Ich bin zuversichtlich, dass wir um den Titel fahren können, wenn unser Motorpartner nicht zu viel auf Mercedes verliert.“

Von

Bianca Garloff