Während Mercedes in der Formel 1 nach Belieben dominiert, ist in der ABB FIA Formel E Hochspannung angesagt. Seit 2018 das aktuelle Gen2-Auto eingeführt wurde, siegten in 18 Rennen acht verschiedene Teams.
Es ist eines der Totschlagargumente von Serienchef Alejandro Agag (49) beim Vergleich seiner Elektroserie mit der Formel 1: „Warum organisieren wir überhaupt Sport-Events?“, fragt er und gibt die Antwort gleich selbst: „Sie sollen die Menschen unterhalten. Dafür braucht man keine Abermillionen von Euro.“
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Das Budget eines Herstellers liegt in der Formel E zwischen 30 und 40 Millionen Euro – in der Königsklasse ist es das Zehnfache. Dabei ist die komplizierte Hybridtechnologie der F1 noch nicht einmal serienrelevant. Agag: „Wir sind ein Labor, um die Technik in Extremsituationen schnell weiterzuentwickeln. Die Formel E will die Botschaft verbreiten, dass Elektroautos relevanter sind als je zuvor.“
Achtung, Hochspannung!
Zukunftsorientierte Technik und Hochspannung – die Formel E steht für den Renn­sport der Zukunft.
Agags Spannungsgeheimnis liegt in der DNA seiner Elek­tro-Schocker. Alle Teams müssen mit Einheitschassis von Spark fahren. Heißt auch: Vorsprung ist nur durch die Elektrotechnik möglich. Das Rezept für Duelle am Limit: wenig aerodynamischer Anpressdruck. Die Autos fahren sich wie große und starke Gokarts.
Den Antrieb können die neun Hersteller DS, BMW, Jaguar, Nissan, Mercedes, Audi, Porsche, Mahindra und Penske zwar selbst entwickeln. Trotzdem sind die Freiheiten beschränkt. Die Maximalleistung von 250 kW (340 PS) darf nicht überschritten werden. 
Im Heck surrt die Technik der Zukunft: Der Elektromotor hat einen Wirkungsgrad von weit über 95 Prozent. Das bedeutet: Fast die gesamte Energie wird in Vortrieb umgesetzt. Zum Vergleich: Ein Verbrenner kommt nicht über 35 Prozent hinaus. Wie die Elektrobauer trotzdem den Unterschied machen können? Simon Opel von Audi-Technikpartner Schaeffler: „In den Magneten und Kupferwicklungen treten die meisten Verluste auf. Hier kannst du mit Materialien, Fertigungstechniken und der Elektronik viel machen.“
Damit aus erstklassiger Forschung keine Dominanz entsteht, kommen die Batterien einheitlich von McLaren. Sie haben eine Kapazität von 52 Kilowattstunden (Waschmaschinen pro Jahr: 150 kWh). Der Strom wird durch Dieselaggregate produziert, die auf Glycerin aus Salzwasseralgen umgestellt wurden. Künftig sollen in den Lithium-Ionen-Batterien zudem problematische Materialien durch umweltschonende Elemente ersetzt werden – etwa Kobalt durch Niobium. Es wird also weiter geforscht.
Fazit:
Zukunftsorientierte Technik und Hochspannung – die Formel E steht für den Renn­sport der Zukunft. Jetzt müssen die Renner nur noch leistungsstärker werden. Aber auch das kommt: Ab Saison neun (2022/23) leistet das Gen3-Auto 100 kW mehr (max. 476 PS).
TV-Tipp:
Die Finalrennen der ABB FIA Formel E gibt’s am 5./6., 8./9. und 12./13. August ab 19 Uhr live auf Eurosport.

Von

Michael Zeitler
Bianca Garloff