Tempo 70! Seit einer gefühlten Ewigkeit schleicht der silberne Golf Plus zwischen Kaköhl und Lütjenburg über die Bundesstraße 202. Der verschlafene Fahrstil passt irgendwie gut in die schleswig-holsteinische Provinz. Nur keine Hektik. Doch die Neugier wächst. Und damit die Spekulationen: Wer mag da drinsitzen? Ein Fahranfänger? Eine Ordensschwester? Ein Opi? Wer auf freier Strecke von einem Golf Plus eingebremst wird, öffnet zwangsläufig die Kiste mit den Vorurteilen und Klischees.

VW setzt beim Golf Sportsvan auf dynamische Optik

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Das Beste aus zwei Welten

Bild: AUTO BILD
Also Blinker links, rauf aufs Gas, vorbei und einen Blick nach rechts. War ja klar: Am Steuer sitzt ein älterer Herr mit Prinz-Heinrich-Mütze, angespannter Haltung und starrem Blick. Typisch Golf Plus eben. Das Hochbau-Derivat des deutschen Bestsellers ist kein Auto, mit dem VW einen Nachwuchspreis erringt. Es hat, ob es will oder nicht, ein biederes Senioren-Image. Ein Auto für die Generation Corega Tabs. Doch Häme ist unangebracht. Höhere Sitzposition, mehr Platz, bessere Variabilität, all das sorgte beim Golf Plus bislang tatsächlich für ein spürbares Plus gegenüber der Normalversion. Kein Wunder also, dass rund 20 Prozent der Golf-Neuzulassungen auf den Plus entfielen – mehr als auf den Variant. Und genau darum bringt VW nun die Neuauflage, die wie alle Golf-Ableger dem Modularen Querbaukasten (MQB) entspringt. Bieder war gestern: Natürlich möchte VW dabei auch gleich einen Imagewandel herbeiführen und nennt den Golf Plus ab sofort Sportsvan. Das klingt viel moderner und dynamischer.
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Opel und Ford haben günstige Konkurrenten im Programm

Opel Meriva
Kleinster im Vergleich: Der Opel Meriva misst nur 4,30 Meter. Passt das Platzangebot trotzdem?
Niedrigere Produktionskosten bedeuten höhere Renditen. Der Sportsvan dürfte für VW darum auch eine interessante Milchkuh sein. Denn mehr Auto bedeutet für den Kunden wie bisher auch mehr zahlen. So kostet der Sportsvan mindestens 1400 Euro zusätzlich zum gleich motorisierten Fünftürer. Dass er einen ordentlichen Zusatznutzen hat, steht außer Frage. Doch wie schlägt er sich gegen die wichtigsten Konkurrenten, die wie die Mercedes B-Klasse aus der teuren Edelecke kommen oder wie Ford Focus C-Max und Opel Meriva mit günstigen Konditionen im Preiswert-Segment lauern? Zum Test angetreten sind die vielseitigen Kompaktvans jeweils mit starkem Dieselmotor. Denn mit kräftigem Antrieb qualifizieren sie sich nicht nur für den Kaffeeausflug auf dem platten Land, sondern sind auch ideale Langstreckenautos für Kilometerfresser.

Fazit

So souverän sind Siege selten. Der Golf Sportsvan zeigt seinen Konkurrenten klar die Grenzen. Mit zusätzlichen Talenten ist er nicht nur der bessere Golf, sondern vereint die Tugenden eines Vans ideal mit denen einer sportlichen Limousine. Schade aber, dass VW so hohe Preise aufruft.