Gumpert: RG Nathalie (2019)
Methanol statt Wasserstoff

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Mit vier Elektromotoren, 70-kWh-Batterie und Methanol-Brennstoffzelle soll der RG Nathalie die E-Antriebswelt revolutionieren. Entwickelt hat ihn Ex-Audi-Motorsport-Chef Roland Gumpert!
Wahren Sportwagenfans läuft immer noch das Wasser im Mund zusammen, wenn sie den Namen Gumpert hören: 2005 brachte der ehemalige Audi-Motorsport-Chef Roland Gumpert mit dem Apollo einen flunderflachen Rennwagen auf die Straße, der mit einem rund 800 PS starken V8 unter der Haube und seiner scharfen Abstimmung mintunter selbst versierte Fahrer an ihre Grenzen brachte. 2009 setzte der Apollo sogar die damalige Bestmarke auf der Nordschleife und umrundete den Eiffelkurs in 7.11,57 Minuten. 2014 meldete die Manufaktur allerdings Insolvenz an, die Rechte am Apollo sicherte sich ein chinesisches Konsortium, und die Marke Gumpert verschwand vom Markt – bis jetzt!
Auf der Auto China 2018 in Peking präsentiert der mittlerweile über siebzigjährige Roland Gumpert sein neues Baby: den RG Nathalie. Der Sportwagen soll Flaggschiff, Aushängeschild und Startschuss für das 2017 gegründete China-Startup Aiways zugleich sein. Die Firma hat hehre Pläne vorgelegt: Mit insgesamt acht Baureihen – SUVs, Crossover und Limousinen – wollen die Chinesen schon bald 300.000 Fahrzeuge pro Jahr verkaufen. Und alle mit Elektroantrieb!
Ein bisschen TT, ein bisschen GT-R

Auffällig ist vor allem das breite Leuchtenband am Heck.
Bild: Jeibmann Photographik / torpedo motor
Vier Motoren, über 300 km/h schnell

Im Innenraum dominieren grauer Nadelfilz und orangefarbenes Kunststoff-Dekor.
Bild: Jeibmann Photographik / torpedo motor
Prinzipiell soll das gleiche Konzept auch bei den Serienversionen der Aiways-Modelle zum Einsatz kommen, allerdings werden nicht alle Varianten mit vier Triebwerken ausgestattet. Mit zwei radnahen E-Motoren lässt sich je nach Anforderung wahlweise Front- oder Heckantrieb realisieren, auch die Batteriegröße ist variabel. Und: Nur für den Nathalie ist ein im Autobau bislang einzigartiger Range Extender in Form einer Methanol-Brennstoffzelle vorgesehen.
Mehr Reichweite mit Methanol-Brennstoffzelle

Drei große Displays, aber kaum noch Tasten: Auch die Klimaanlage wird über einen Touchscreen gesteuert.
Bild: Jeibmann Photographik / torpedo motor
Die Stromerzeugung selbst funktioniert ähnlich wie in der Wasserstoff-Brennstoffzelle, mit dem Unterschied, dass das Methanol-Wasser-Gemisch (Ch3OH) zuvor in einem Reformer in Wasserstoff und CO2 aufgespaltet werden muss. Die Brennstoffzelle soll ungefähr 5 bis 10 kW Strom erzeugen, pro 100 Kilometer werden dabei rund 30 Gramm CO2 ausgestoßen – das im Idealfall zuvor der Umwelt entzogen wurde. Das sogenannte "grüne Methan" entsteht unter anderem in Biogasanlagen – das "schwarze Methan" dagegen wird aus Kohle oder Erdgas hergestellt wird.
Erste Testrunden im Prototyp

4,31 Meter lang, aber nur 1,31 Meter hoch ist der RG Nathalie – und hat damit klassische Sportwagen-Proportionen.
Bild: Jeibmann Photographik / torpedo motor
Dass, so Gumpert, sei der Vorteil der Brennstoffzelle: Sie kann nicht nur während der Fahrt arbeiten, sondern auch in der heimischen Garage oder wo auch immer gerade keine Steckdose vorhanden ist, um die Batterie aufzuladen. Alternativ soll sich der Nathalie allerdings auch mit allen gängigen Ladetechniken volltanken lassen, per CCS-Stecker ist eine Ladeleistung von bis zu 350 kW möglich. Selbst das Schnellladen dauert laut Gumpert deutlich länger als das Auffüllen des rund 60 Liter fassenden Methanoltanks, der nach gut drei Minuten voll ist.
500 Einheiten, für 420.000 Euro

Der RG Nathalie sieht auf den ersten Blick aus wie eine Mischung aus Audi TT und Nissan GT-R.
Bild: Jeibmann Photographik / torpedo motor
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