Die beiden jüngsten Mitglieder der Softail-Familie von Harley-Davidson heißen Standard und Low Rider S. Die Low Rider S bietet viel Power bei gleichzeitig agilem Handling. Deshalb haben die Amerikaner ihr den mittelgroßen Milwaukee-Eight-Motor mit knapp 1,9 Litern Hubraum und 94 PS spendiert, die Linie aber haben sie Sportster-mäßig schlank gehalten.

Hier passen Gegensätze gut zusammen

Harley-Davidson Low Rider S: Erster Eindruck
Die Low Rider S präsentiert sich als Mittelding. Sie ist kräftig wie eine Fat Boy und schlank wie eine Sportster.
Dass Gegensätze richtig gut zusammenpassen können, zeigt Harley 2020 mit der Low Rider S. Die Proportionen des Softail-Rahmens verleihen ihr denselben kraftvollen Auftritt, den Harley-Fans und Kinogänger vom Terminator-Bike Harley Fat Boy kennen. Doch Gabel, Lenker, Sitzposition und Details wie die Instrumente erinnern eher an die kleine Schwester Sportster und lassen die Low Rider S schlank wirken. Das schmale Vorderrad und die für die Baureihe fast filigran wirkenden Gussfelgen tun ihr Übriges, um diesen Eindruck zu unterstützen. Die Low Rider S wirkt dadurch leicht und handlich. Setzt man sich in den Sattel und stellt die Maschine auf, bestätigt sich das Gefühl. Die 2020er Version bringt fahrfertig 308 Kilo auf die Waage. Das sind über 20 Kilogramm weniger als bei der Baureihen-Schwester Heritage Classic, die AUTO BILD 2018 testen konnte. Die Kombination aus einer klassischen Harley-Linie mit modernen Akzenten wie den Felgen, den digitalen Anzeigen und der Offset-Shotgun-Auspuffanlage ist Harley darüber hinaus gelungen.

Ein rundes Produkt – bis auf ein Detail 

Harley-Davidson Low Rider S: Erster Eindruck
Einziges fragwürdiges Detail: So hat Harley die Rückseite der Scheinwerferverkleidung verschlossen.
Die Auswahl an Materialien und Farben macht einen soliden wie stimmigen Eindruck. Schwarz mit schwarz und ein bisschen bronze lassen die Low Rider S ebenso böse wie edel rüberkommen. Nur könnten sich die glänzend schwarz lackierten Oberflächen mit der Zeit als kratzempfindlich erweisen. Aber dem lässt sich mit passender Pflege entgegenwirken. Die Sitzposition ist Cruiser-typisch bequem und eignet sich auch für Großgewachsene. Wer seine Füße weiter vorne platzieren möchte, dürfte im Zubehörprogramm von Harley oder bei einem der bekannten Ausrüster einen passenden Umbausatz für die Fußrasten finden. Individualisierer wird freuen, dass ein Apehanger-Lenker gut zur schlanken Linie der Low Rider S passt. Den Lenkkopfwinkel hat Harley im Vergleich zur Low Rider um zwei Grad reduziert. Das soll die Maschine handlicher machen. Um einen Kritikpunkt kommt man bei allem Lob aber nicht herum: Warum haben die Amerikaner die Rückseite der Scheinwerfer-Verkleidung so lieblos mit Kunststoff verschlossen? Schließlich verlangt Harley für die Low Rider S stolze 19.795 Euro. Da dürften gerne sämtliche Details stimmen.