Das kann doch kein Zufall sein! Der VW Up fährt zum Test tatsächlich in Gold vor. Das spricht von Selbstvertrauen: Hey, Leute, ich bin der, der vorn liegt! Der Lack heißt in Wirklichkeit Honey Yellow Metallic (465 Euro), schimmert aber verdächtig goldfarben. Der Renault Twingo tritt mit seinem Pyrénées-Weiß (ohne Aufpreis) zurückhaltend auf. Doch der Hyundai i10 trägt Sleek Silver Metallic (470 Euro). Und Silber greift hier ganz klar nach Gold.

Optisch hat Hyundai den i10 nur behutsam weiterentwickelt

Hyundai i10
Innere Werte: Dem Hyundai i10 sieht man sein Facelift kaum an, er hat aber neue Assistenzsysteme.
Dazu haben ihn die Koreaner gerade noch mal fit gemacht. Vom Facelift ist aber äußerlich kaum was zu sehen, es brachte vor allem mehr Sicherheits-Assis und ein modernes Navi. An den unverändert guten Platzverhältnissen hat die Überarbeitung auch nichts geändert – unsere Messwerte sagen zwar, dass der i10 vorn etwas enger geschnitten ist als Up und Twingo, im Alltag ist davon aber nichts zu merken. Lob bekommt der Hyundai von uns für seine Sitze, die sind groß, gut geschnitten und stramm gepolstert, auch im Fond sitzt man im i10 am bequemsten. Das ansehnliche Cockpit könnte aus einer höheren Klasse stammen, und wie stets lässt sich der Hyundai problemfrei bedienen. Der VW profitiert bei seinem erstaunlich geräumigen Innenraum von seiner Kastenform, er fühlt sich luftiger an als die beiden anderen. Wie im Hyundai halten es im Fond auch zwei Erwachsene aus. Na ja, sagen wir, auf nicht zu langen Strecken.
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Beim Antrieb geht Renault mit dem Twingo einen Sonderweg

Renault Twingo
Ungewöhnliches Konzept: Beim Twingo liegt der Motor im Heck und treibt die Hinterräder an.
Das viele lackierte Blech sorgt innen für eine lockere, unverkrampfte Optik – aber der Ladekante zum Beispiel sollte VW schon eine Kunststoffverkleidung spendieren, sonst gibt es dort ganz schnell mehr Kratzer als Lack. Im Twingo durften die Designer ihrem Spieltrieb freien Lauf lassen, der ist eher fröhlich als vernünftig eingerichtet. Chic, schade aber, dass ein Drehzahlmesser nicht vorgesehen ist. Vorn geht es ähnlich geräumig zu wie in i10 und Up, doch im Fond wird es ungemütlich. Hier steht die Rücklehne einfach viel zu steil. Klar, dahinter liegt ja der Motor. Heckmotor, Heckantrieb – das klingt verheißungsvoll. Aber ein kleiner Porsche ist der Renault dann doch nicht. Dazu dreht der 0,9-Liter-Dreizylinder-Turbo mit 90 PS zu verhalten. Er fühlt sich nur bei mittleren Drehzahlen wohl, schiebt dann schön an.
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Und der Twingo untersteuert stur, die indirekte Lenkung sorgt jetzt auch nicht gerade für Riesen-Fahrspaß. Er hat einen unruhigen Geradeauslauf, ist seitenwindempfindlich. Aber vielleicht sind wir auch ungerecht – lange Strecken liegen dem Twingo einfach nicht so richtig. Er ist eben konsequent als Stadtauto ausgelegt, klein und chic und wendig, dafür sorgt ja auch der winzige Wendekreis von nur 8,90 Metern.

Der VW Up hinterlässt einen erwachsenen Eindruck

VW Up
Ausgewogen abgestimmt: Der VW Up ist nicht nur in der Stadt zuhause, er kann auch Langstrecke.
Das letzte Facelift beim Up liegt jetzt knapp ein Jahr zurück, seitdem gibt es den modernen Dreizylinder-Turbo mit 90 PS. Klingt so ähnlich wie beim Renault, fährt aber anders: Der TSI hat jede Menge Temperament, dreht lebhaft und röhrt dabei kernig-heiser. Schön auch, dass man wunderbar im hohen Gang durch den Verkehr surfen kann, fast wie bei einem Diesel, ganz gelassen, der dritte Gang reicht für fast alle Fälle. Der Up ist ausgewogen abgestimmt, hier nervt nichts. Er fährt sich mit seiner leichtgängigen, präzisen Lenkung handlich und federt anständig. So meistert er eben nicht nur die City, sondern bei Bedarf auch mal wellige Landstraßen ganz souverän. Das kann der Hyundai auch ziemlich gut. Er rollt zwar härter ab als der VW, liegt aber doch angenehm ausgewogen. Die Lenkung bleibt unauffällig, spricht ausreichend direkt an, so fährt sich der i10 brav und unaufgeregt.
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Der Motor allerdings fällt in diesem Vergleich etwas ab. Der 1,2-Liter mit 87 PS ist zwar der einzige Vierzylinder hier, aber traditioneller Maschinenbau – ohne Turbo, ohne Direkteinspritzung. Ein braves Aggregat, nicht mehr. Er braucht Drehzahlen, um einigermaßen flott voranzukommen. Aber genau dann wird es brummig. Immerhin verbrauchte der Vierzylinder mit 6,1 Litern genauso viel wie der TCe im Twingo, der TSI im VW blieb mit 5,9 Litern knapp darunter.
Weitere Details zum Test sehen Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es als Download imOnline-Heftarchiv.
Dirk Branke

Fazit

Wirklich erstaunlich, wie souverän diese Kleinstwagen unterwegs sind. Sie bieten komplette Mobilität ohne Verzicht. Dank üppiger Ausstattung, deutlich aufgefrischtem Multimediasystem und fünf Jahren Garantie macht der modellgepflegte Hyundai hier das Rennen, auch wenn er dem Up antriebsseitig nicht das Wasser reichen kann.