Richtig klein sind VW T-Roc und Hyundai Kona nur beim Einparken. Schon mit dem höheren Dach überragen sie jeden Kompakten – es steckt halt ein Schuss SUV drin, und das macht sie so beliebt. Die meisten Käufer bevorzugen günstigere Benziner und Handschaltung, dabei können diese Shootingstars auch ganz anders. Die Topmodelle haben starke Diesel, Automatik und Allradantrieb, damit kostet der rote T-Roc wie in unserem Vergleich 32.655 Euro. Dafür gibt's auch ausgewachsene Mittelklasse-Limousinen. Taugen die halben Hochsitze deswegen wirklich als Luxusautos?

Mit seinem Design weiß der Kona zu gefallen

Hyundai Kona
Mit seinen scharfen LED-Scheinwerfern und den 18-Zöllern macht der Kona richtig was her.
Glaubt man dem Überholprestige, dann macht der Kona jedenfalls Eindruck. Mit scharfen LED-Augen, markantem Lack in Ceramic Blue Metallic und 18-Zoll-Rädern hebt der Hyundai sich wohltuend vom Kassenmodell ab. Das wirkt vielleicht verspielt, trotzdem glaubwürdig. Und geht reibungslos durch den Augen-TÜV. Am schönsten bleibt der Einstieg. Der Hyundai empfängt den Fahrer auf rückenfreundlichen 60 Zentimeter Sitzhöhe. Ah, das erfreut ebenso wie die satte Portion Luxus in der "Style"-Version: Die hat Head-up-Display, Lederbezüge und gelbe Farbtupfer im "Sitzpaket Limone" für 1400 Euro extra – kein Hyundai lässt sich so herausputzen wie dieser Kona. Trotzdem ist er ein erfreulich handfestes Auto. Die Handbremse ist noch ein Hebel, der Tacho ein analoges Instrument – wer diese Bedienwelt nicht versteht, sollte wohl lieber Straßenbahn fahren.

Die Verarbeitung des T-Roc ist markenuntypisch

VW T-Roc
Beim Fahren fühlt sich der T-Roc an wie ein Golf – dessen Verabeitungsniveau erreicht er aber nicht.
Manko der flotten Linie: Nach hinten wird es dunkler. Kleine Fenster erschweren die Rücksicht, auf der Rückbank ist noch weniger Platz als im engen T-Roc. Also doch kleine Hütten? Als Familienkutsche jedenfalls taugt auch der VW nicht. Durch die schmalen Türen werden hinten nur Enkel gern einsteigen, während die Großeltern vorn auf 61 Zentimeter Höhe thronen. Das finden viele Altkunden bequemer als ihren vertrauten Golf. Unser Test-T-Roc putzt sich mit Digitaltacho (500 Euro Aufpreis) und R-Line-Interieur (1895 Euro) heraus, doch die Sportsitze enttäuschen mit haltlosen Sitzwangen. Überhaupt wirkt das ganze Auto in vielen Details nachlässiger gebaut. Beispiele? Hartes Plastik im Cockpit, schiefe Fugen und Türübergänge außen. Der aktuelle Golf ist hochwertiger verarbeitet. Der einstige Qualitätsvorsprung made in Wolfsburg ist futsch. Der Koreaner dagegen wirkt fester denn je.
Unterwegs treffen wir im T-Roc reihenweise alte Bekannte wieder: Antrieb, Federung, Lenkung, das alles fühlt sich sehr nach VW an. Wer vom Golf umsteigt, denkt: willkommen zu Hause. Der große TDI mit 150 PS ist ein echtes Glanzstück, verwandelt den immerhin 1558 Kilo schweren T-Roc in einen souveränen Linke-Spur-Gleiter, der selbst auf Scheuch-Etappen mit knapp acht Litern auskommt. Ein wenig hat die Laufkultur gelitten unter der neuen Abgasnorm. Der Vierzylinder dreht nur noch bis 4300 Touren und klingt subjektiv rauer als früher. Liegt an der Einspritzung, aber auch an weniger Dämmmaterial.
Platz 2 mit 516 von 750 Punkten: Hyundai Kona 1.6 CRDI DCT 4WD. Der Koreaner gefällt mit solider Karosserie, leisem Antrieb und schönem Komfort. Seine gute Ausstattung zum günstigen Preis bei langer Garantie sorgt unterm Strich für ein gefühltes Unentschieden.
Platz 1 mit 519 von 750 Punkten: VW T-Roc 2.0 TDI SCR 4Motion. Der Golf-Bruder ist geräumiger, variabler, bremst besser und fährt sich agiler. Die "Sport"-Ausstattung schadet dem Komfort, während der hohe Preis für eine nachlässige Verarbeitung doch enttäuscht.
Das Fazit von Joachim Staat: "Eins vorweg: Die Kompakten wie Golf und i30 sind günstiger, hochwertiger und sparsamer. Wer auf die Höhe von T-Roc und Kona umsteigt, mag den Komfortvorteil, ohne dicke SUVs zu fahren. Die Hersteller sollten diese Autos hochwertiger bauen – noch wirkt der Luxus der Topmodelle zu aufgesetzt."
Weitere Details zum Test gibt es in der Bildergalerie.

Von

Joachim Staat