Er war der Erste. Im Jahr 2000 startete der Santa Fe, als Hyundais erstes SUV überhaupt. Er wurde ein großer Erfolg, vor allem in den USA, der erheblich zum Aufstieg der Marke beitrug. Skoda kam erst 2009 mit seinem Premieren-SUV, dem Yeti. Der Kodiaq läuft seit 2017 vom Band. Jetzt also folgt die vierte Auflage des Santa Fe, mit neuem Design und viel neuer Technik. Hat der Hyundai so eine Chance gegen den Seriensieger Skoda Kodiaq?

Der Santa Fe tritt optisch sehr selbstbewusst auf

Hyundai Santa Fe
Mächtig: Der neue Hyundai Santa Fe ist sieben Zentimeter länger als sein Vorgänger.
Einen imposanten Auftritt legt der Koreaner schon mal hin, sieht auf dem Foto oben glatt eine halbe Nummer größer aus als der Skoda. Mit auffälligem Kühler, der dicken, dunklen Chromspange vorn und den geteilten Lampen (oben Tagfahr-, unten Abblendlicht) und der massigen Flanke wirkt er ziemlich wuchtig. Und er ist tatsächlich auch größer geworden als bisher, wuchs um sieben Zentimeter auf 4,77 Meter Länge. Dazu ist er breiter geworden (1,89 m, + 1 cm) und etwas höher ( 1,70 m, +1,8 cm). Der Radstand legte um 6,5 Zentimeter zu. Bei der Gelegenheit hat Hyundai gleich den bisher gebauten Grand Santa Fe abgeschafft, dafür gibt es den neuen Santa Fe jetzt eben auch als Siebensitzer. Der Kodiaq baut etwas kompakter, 4,70 Meter lang, 1,88 m breit und 1,68 m hoch. Trotzdem hat er überraschend spür- und messbar noch mal mehr Platz als der geräumige Santa Fe.

Selbst ganz hinten sitzt man im Hyundai einigermaßen gut

Hyundai Santa Fe
Ganz okay: In der dritten Sitzreihe sind im Sante Fe auch etwas größere Kinder passabel untergebracht.
Das betrifft vor allem den geradezu riesenhaften Fond mit seinem üppigen Raumangebot. Sehr luftig hier. Beim Skoda ist die geteilt längs verschiebbare Rückbank mit verstellbarer Lehnenneigung ab Basis Active Serie, Hyundai baut sie ab Style-Ausstattung ein. Eine zusätzliche dritte Reihe mit zwei Klappsitzen gibt es beim Hyundai ab Style, beim Skoda für 750 Euro extra. Wobei die Platz- und Komfortverhältnisse hier nun eindeutig für den Santa Fe sprechen: Mit etwas gutem Willen der Passagiere in der zweiten Reihe sind auch größere Kids anständig untergebracht, im Skoda finden hinten wirklich nur ganz kleine Mitfahrer Platz, alle anderen werden quengeln. Der Kofferraum im Kodiaq schluckt als Siebensitzer 270 Liter, als Fünfsitzer 560 Liter, mit umgelegter Rückbank gewaltige 2005 Liter, die Zuladung liegt bei maximal 616 Kilo. Der Hyundai darf sogar 648 Kilo wegschleppen, in sein Gepäckabteil passen 547 bis 1625 Liter, als Siebensitzer sind es 130 Liter.
Beim Kodiaq fallen die vielen Annehmlichkeiten auf, die Skoda traditionell integriert: Regenschirme in den Vordertüren, ein Eiskratzer in der Tankklappe, der gleichzeitig Lupe ist, um den Reifendruck besser ablesen zu können, eine herausnehmbare Lampe und so weiter. Eingerichtet ist der große Tscheche zeitlos und funktional, einigen vielleicht etwas zu nüchtern.

Ein bisschen Feinschliff würde dem Koreaner noch gut tun

Hyundai Santa Fe
Die Achtstufen-Wandlerautomatik des Hyundai ist gut abgestimmt – bis auf eine spürbare Anfahrschwäche.
Hyundai setzt hier auf eine andere Linie, hat sich offensichtlich mehr in Richtung Audi Q5 orientiert. Das Cockpit ist opulenter gebaut, durchaus verspielt, mit digitalen Instrumenten (7 Zoll, ab Style Serie), einem gestochen scharfen Head-up-Display (Serie bei Premium), allerlei Chromrahmen, Softoberflächen und sauberer Verarbeitung. Sehr ansehnlich. Angetrieben wird der Hyundai vom 2,2-Liter-Diesel mit 200 PS, den wir aus dem Vorgänger kennen. Ein kräftiger Typ mit stämmigem Antritt und hemdsärmeligen Umgangsformen. Er knurrt halt gern mal kernig. Doch Hyundai hat sich bei der Dämmung viel Mühe gegeben, der Santa Fe fährt insgesamt sehr leise. Neu an Bord ist eine Achtstufen-Wandlerautomatik, und die hat Hyundai gut hinbekommen. Der Automat schaltet schnell und geschmeidig, es stört nur eine spürbare Anfahrschwäche. Lob gibt es auch für die direkt ansprechende Lenkung mit ihren angenehmen Lenkkräften. Der Test-Santa-Fe stand auf 19-Zöllern (Serie bei Premium), nimmt damit vor allem kurze Stöße, Querfugen und Ähnliches relativ poltrig, federt mit diesen großen Schuhen steifbeiniger als der Skoda.

In Sachen Fahrwerk zeigt der Skoda das größere Talent

Skoda Kodiaq
Mit dem adaptiven Fahrwerk liegt der Skoda besser, federt sanfter und feinfühliger als der Santa Fe.
Der Kodiaq kam mit 18-Zöllern und adaptiven Dämpfern (DCC 940 Euro) zu uns und liegt damit verbindlicher auf der Straße, federt sanfter und feinfühliger als der Hyundai. Der 2,0-Liter mit 190 PS ist stets an den Allradantrieb und das Siebengang-DSG gekoppelt. Und wie immer geht dieser TDI lebhaft ans Werk, dreht lockerer als der Hyundai. Er ist nicht ganz so gut gedämmt wie etwa im VW Tiguan, bleibt aber trotzdem ziemlich leise. Und das DSG ruckelt wie üblich unsanft beim Anfahren, schaltet dann aber, einmal in Fahrt, aufmerksam. Kommen wir zu den Preisen: Der Kodiaq steht mit 190 PS, Siebengang-DSG, Allrad, sieben Sitzen und Testwagen-Ausstattung für 46.150 Euro in der Liste, muss einmal im Jahr zur Inspektion, und VW-Konzern-mäßig gibt es nur zwei Jahre Garantie. Beim Hyundai sind es wie gewohnt fünf Jahre, er braucht nur alle zwei Jahre in die Werkstatt. Mit 200 PS, Wandlerautomatik, Allrad, sieben Sitzen und äußerst kompletter Premium-Ausstattung kostet er stolze 53.600 Euro. Das passt dann auch zum selbstbewussten Auftritt. Ein imposantes Auto, doch Erster wird er diesmal nicht.

Von

Berend Sanders