Neue Eindrücke vom Jaguar-SUV
Mit seinen gut 4,70 Metern fährt das Jaguar-SUV perfekt in die Lücke zwischen X3 und X5.
Was ist nur mit den Briten los? Während der Range Rover immer dynamischer wird, baut Jaguar plötzlich einen Geländewagen. Das klingt verrückt, macht aber durchaus Sinn. In der Theorie, weil die Analysten für dieses Segment weiterhin durchweg rosige Wachstumsprognosen ausgeben und neben Autos wie der Mercedes M-Klasse, dem Porsche Cayenne – und ja – auch dem Range Rover Sport für einen Jaguar sicher noch genug Platz ist. Zumal der C-X17 mit seinen gut 4,70 Metern und einem Schätzpreis um 45.000 Euro genau die Lücke füllt, die es bei BMW zwischen X3 und X5 und bei Audi zwischen Q5 und Q7 gibt.

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Auch in der Praxis überzeugt das Konzept: Der C-X17 sieht einfach verdammt gut aus, wenn er sich beim Schaulaufen vor der Skyline von Dubai zum ersten Mal so richtig in Szene setzt. Silbern lackiert glänzt er mit den verspiegelten Wolkenkratzern am Horizont um die Wette. Wo die sich allerdings immer weiter in die Höhe recken, macht sich der C-X17 bewusst flach und duckt sich tief auf den Asphalt: Selbstverständlich hat er mehr Bodenfreiheit als jeder Jaguar vor ihm, der mächtige Kühlergrill geht einem fast bis zur Hüfte und die Endrohre zielen direkt auf die Kniescheiben. Doch ist die Studie kein kantiger Kraxler, sondern eher ein Sportler auf Stelzen – nicht umsonst erinnern die sehnigen Sicken über den Radläufen, die muskulöse Flanke und das knackige Heck verdächtig an den F-Type. "Zwar dürfen die Straßen für dieses Auto gerne auch mal ein bisschen schlechter sein", sagt Designchef Ian Callum. "Aber das ist definitiv kein Off- sondern höchstens ein Allroader."Für den Allradantrieb nutzt er statt aufwendiger Offroad-Technik das hecklastige Torque on Demand-System aus XJ und XF und Abenteuerextras wie die Terrain-Response-Schaltung sucht man genauso vergebens wie Untersetzung und Sperren, sagt Projektleiter Graham Wilkins: "Dieses Auto hat seine eigenen Gene."
 
Jaguar C-X17
Einblick in die Jaguar-Zukunft: Das Cockpit im C-X17 wirkt sehr futuristisch.
Auch beim Blick in den Innenraum muss man deshalb alle gelernten SUV-Schemata aus dem Stammhirn löschen: Mühsam aufsteigen und dann auf die anderen herabschauen – das wird im C-X17 nicht klappen. Anders als im Range Rover reist man hier nicht aufrecht auf einem feudalen Thronsessel, man fällt in eine dünne, überraschend stramme Lederschale und nimmt im futuristischen Cockpit statt der vornehmen Command- eine fordernde Driving Position ein und wartet sehnsüchtig auf ein "Gentlemen, start your engines!"

Noch gute zwei Jahre bis zur Serienreife

Das wird allerdings noch ein bisschen dauern. Der C-X17 macht zwar schon Lärm wie ein echter Sportwagen. Nicht umsonst steckt unter der Haube ein V6-Motor aus dem F-Type. Doch bislang nur einer von demnächst drei Prototypen und mit der gebührenden Vorsicht zu bewegen, ist das erste SUV von Jaguar noch gute zwei Jahre von der Serienreife entfernt. Zumal die Briten dafür nicht einfach eine bestehende Plattform nutzen, sondern eine komplett neue Architektur samt einer Familie neuer Vierzylinder-Diesel und -Benziner entwickeln. Wie bei XJ und Range Rover komplett aus Aluminium gefertigt, soll dieses zusammen fast zwei Milliarden Euro teure Technologiepaket die Gewichtsspirale
Neue Eindrücke vom Jaguar-SUV
Die neue Plattform des C-X17 soll als Basis für die komplette Palette dienen.
weiter zurückdrehen und neue Maßstäbe bei Effizienz und Fahrdynamik setzen, verspricht Wilkins: Immerhin seien damit je nach Antrieb und Aufbau einerseits CO2-Werte unter 100 g/km und anderseits Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 300 km/h möglich.
 
Offiziell soll der C-X17 dabei nur aufzeigen, welche weitreichenden Möglichkeiten die neue Plattform den Briten eröffnet, sagt Wilkins und wechselt demonstrativ in den Konjunktiv: "Radstand, Spurweite, Sitzposition – alles in diesem Baukasten ist so variabel, dass wir damit künftig nicht nur unsere komplette Modellpalette abdecken können, sondern dass auch Erweiterungen wie solch ein Crossover denkbar werden. Schließlich haben wir in Zukunft noch viel vor."
Den Anfang macht dabei tatsächlich nicht das SUV. Sondern schon binnen Jahresfrist will Jaguar auf dieser Basis erst einmal eine neue Limousine zeigen, die Anfang 2015 unterhalb des XF gegen Mercedes C-Klasse und 3er BMW antritt. Doch natürlich hat Jaguar auch mit dem Schaustück aus Frankfurt noch viel mehr vor. Denn als reiner Werbeträger für die neue Architektur wäre das Showcar viel zu schade.
 

Von

Thomas Geiger