"Die Koreaner melden mit dem i30 unüberhörbar ihren Anspruch an, um den Titel Asiens Nummer eins mitzufahren", lautete unser Urteil über den neuen Hyundai i30. Im Vergleichstest beeindruckte uns der kompakte Koreaner, auch wenn ihn der ebenfalls brandneue Honda Civic nach Punkten hauchdünn schlug. Asiens Nummer eins, der Civic also, kann sich auf seinen Lorbeeren aber nicht lange ausruhen. Denn schon ab dem 1. Juni rollt ein weiterer ernst zu nehmender Herausforderer koreanischer Abstammung an den Start, der Kia cee'd. Und der ist nicht nur technisch mit dem Hyundai i30 eng verwandt, er kostet voraussichtlich auch noch etwas weniger, sieben Jahre Kia-Garantie inklusive. Kann der cee'd also die neue Nummer eins aus Asien werden?

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Video: Kia cee'd/Honda Civic

Asien-Meisterschaft

Bild: AUTO BILD
Der erste Eindruck stimmt jedenfalls. cee'd verdammt gut aus, dieser Kia. Was Design-Chef Peter Schreyer und seine Gestalter mit dem Kompakten geschaffen haben, ist wirklich bemerkenswert. Stimmige Proportionen, spannende Oberflächen, Sorgfalt im Detail. Das gilt für das Außen-Design und noch mehr für das Interieur. Die Anmutung erreicht hier eine ganz neue Qualität. Abgesehen von solchen Feinheiten wie Chromleisten und Hochglanz-Oberflächen stimmt beim Kia auch die große Linie. Viel Platz vorn und hinten, dazu passend ausgeformte, bequeme Sitze, der Kofferraum ist größer geworden, schluckt jetzt 380 Liter, vorher waren es 340. Serienmäßig lassen sich Rückbank und -lehne geteilt umlegen, maximal passen dann 1318 Liter rein. Nicht schlecht, doch der Honda kann das alles noch ein klein wenig besser. Denn im Fond verfügt der Civic über das kluge "Magic Seats"-System. Magisch trifft es tatsächlich, zum einen lässt sich die Rückbank mit einem einzigen Griff extrem flach zusammenfalten. Zum anderen ist, ebenfalls ganz leicht, die Sitzauflage nach oben zu klappen wie bei einem Kino-Sessel. Dann passen auch der Großbildschirm oder das Mountainbike in den Fond. Genial.

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Honda Civic
Temperamentvoll: Mit seinem 2,2-Liter-Diesel ist der Honda Civic sehr gut motorisiert.
Der Kofferraum selbst ist 401 Liter groß, dazu kommt das unter dem Boden liegende Fach mit 76 Liter Volumen, maximal passen 1378 Liter in den Civic. Trotz der schlauen Konstruktion bietet der Honda für die Passagiere etwas weniger Platz als der Kia. Im Fond stoßen selbst mittellange Beine an die Lehnen der Vordersitze. Außerdem ist die Sitzposition im Civic auf allen Plätzen ein wenig unglücklich geraten: Die Fahrgäste kauern, vorn wie hinten, relativ flach über dem Boden, erleben die Welt aus der Froschperspektive. In diesem Vergleich treten Civic und cee'd mit ihren stärksten Dieselmotoren an, beim Honda ist das ein 2,2-Liter mit 150 PS. Der hängt quicklebendig am Gas, dreht fröhlich und beschleunigt den Civic temperamentvoll. Für den Sprint von null auf 100 verspricht Honda eine Zeit von 8,3 Sekunden. Maximal sollen 217 km/h möglich sein. Da kommt der Kia nicht hinterher. Sein schaumgebremster 1,6-Liter mit 128 PS läuft zwar angenehm leise und geschmeidig, wirkt im direkten Vergleich aber eher schlapp und müde. Kia gibt 10,9 Sekunden für den Sprint und eine Spitze von 197 km/h an.
Gegen Aufpreis – wie viel genau, stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest – lässt sich die Kia-Lenkung in drei Stufen verstellen. Doch ganz ehrlich, egal ob "Normal", "City" oder "Sport", überzeugend wirkt sie in keinem Fall, schwankt zwischen zäh und schwammig, immer aber gefühllos. Auch das trägt zum bedächtigen Fahrverhalten bei. Der Kia ist friedlich und brav unterwegs, aber immer eher gemächlich als agil. Auch der Honda ist bestimmt kein Wunder an Agilität, fährt sich aber spürbar leichtfüßiger und handlicher. Und er federt im Vergleich zum Vorgänger verbindlicher. Den Civic mit dem 2,2-Liter-Diesel liefert Honda für 21.950 Euro als Civic S. Kia nennt noch keine Preise. Für den 128-PS-Diesel als Edition 7 – mit CD-Radio, E-Fensterhebern vorn, Klima und Zentralverriegelung – rechnen wir mit etwa 18.000 Euro. Vielleicht ist das die Entscheidung im Kampf um Asiens Nummer eins.

Technische Daten Honda Civic 2.2 i-DTEC: Vierzylinder, Turbo, vorn quer • vier Ventile pro Zylinder • Hubraum 2199 cm³ • Leistung 110 kW (150 PS) bei 4000/min • max. Drehmoment 350 Nm bei 2000/min • Vorderradantrieb • Sechsganggetriebe • L/B/H 4300/1770/1440 mm • Radstand 2595 mm • Kofferraumvolumen 477–1378 l • Tankinhalt 50 l • 0–100 km/h 8,3 s • Spitze 217 km/h • Verbrauch EU-Mix 4,2 l Diesel • CO2 110 g/km
Technische Daten Kia cee'd 1.6 CRDI: Vierzylinder, Turbo, vorn quer • vier Ventile pro Zylinder • Hubraum 1582 cm³ • Leistung 94 kW (128 PS) bei 4000/min • max. Drehmoment 260 Nm bei 1900/min • Vorderradantrieb • Sechsganggetriebe • L/B/H 4310/1780/1470 mm • Radstand 2650 mm • Kofferraumvolumen 380–1318 l • Tankinhalt 53 l • 0–100 km/h 10,9 s • Spitze 197 km/h • Verbrauch EU-Mix 3,8 l Diesel • CO2 100 g/km
Dirk Branke

Fazit

Klasse-Design, solide Qualität, Sorgfalt im Detail – mal wieder lautet das Fazit: Es ist unglaublich, wie schnell die Koreaner besser werden. Nicht zu vergessen auch die Sieben-Jahres-Garantie von Kia. Doch den Civic sollte niemand unterschätzen. Honda hat ihn klug gepflegt, toll vor allem das Klapp-System für die Rückbank. Und bei Motor und Fahrwerk zeigt er dem Kia seine Grenzen auf. Noch.