Das Unfassbare geschieht am 27. Juni 2018. Südkorea besiegt Deutschland. Bei der Fußball-WM. 2:0 in der Nachspielzeit. Autsch! Das Unfassbare geschieht auch am 9. August 2018. Kia Ceed besiegt VW Golf. Im AUTO BILD-Test. Mit fünf Punkten Unterschied. Noch mal autsch! Und jetzt geschieht das Unfassbare, Teil 3: Der Kia Ceed tritt zum dritten Mal in einem AUTO BILD-Vergleich an – diesmal gegen Opel Astra und Peugeot 308. Und wird zum dritten Mal Erster. Autsch? Nee, verdient! Okay, Ergebnis kennen Sie, jetzt erklären wir es. Einsteigen in drei kompakte Knauser.

Der Ceed überzeugt mit europäischen Qualitäten

Kia Ceed
Von wegen Koreaner: Der Kia Ceed wurde in Hessen entwickelt, und er läuft in der Slowakei vom Band.
Wir starten beim Neuen. Kia Ceed, der 4,31-Meter-Kompakte. Entwickelt in Hessen, hergestellt in der Slowakei, ein Europäer durch und durch. Merkt man. Unser Testwagen hat die Ausstattung Spirit, kostet 28.170 Euro inklusive Navi (890 Euro) und Technologie-Paket (690). Billig sind die Koreaner nicht mehr. Aber sooo gut ausgestattet: Sitzheizung auch hinten (890 Euro mit Teilleder). In der Golf-Klasse. Und wir können es nicht oft genug erwähnen: Das Cockpit ist durchdacht, ergonomisch gut gemacht, unterm Touch-Display gibt’s Kurzwahltasten für Radio, Navi und so weiter. Das ist solides Handwerk – und der Händler muss sich nicht den Mund fusselig reden, um alles zu erklären. Was wir aber den Kia-Kadetten ans Herz legen müssen: Wenn vorn ein Großer fährt, dann ist der Sitz so weit unten, dass der Hintermann Schuhgröße 34 haben sollte. Und wer als Erster die dreigeteilte Rückbank für den Ceed erfindet, dem sollten sie in der Kantine eine Extra-Portion Rindfleisch spendieren, was ja auch glücklich macht.

Opel verlangt an der Kasse den höchsten Einsatz

Opel Astra
Teuer: Der Astra bleibt nur knapp unter der 30.000-Euro-Grenze, bietet dafür aber viel Ausstattung.
Völlig glücklich fühlen wir uns im Opel Astra. Liegt daran, dass wir uns bei dem am wenigsten verrenken müssen, um hinten reinzukommen. Große Türausschnitte, bequeme Sitze im Fond. Auch drei Jahre nach seiner Erfindung trägt der Astra seine Typenbezeichnung K wie klasse noch völlig zu Recht. Unser Testwagen ist ein 1.6 Diesel in der Ausstattung Innovation, die wir Ihnen auch diesmal ans Herz legen; verbaut sind darüber hinaus ein Navi (990 Euro), dreigeteilte Rückbank (240) und 17-Zoll-Räder (350). Macht unterm Strich 29.940 Euro. Der Opel ist somit am teuersten. Na gut, hat auch die bequemsten Sitze, das AGR-Gestühl ist vielfältig verstellbar, besitzt sogar eine variable Schenkelauflage. Dafür haben sie bei Opel am höhenverstellbaren Gurt gespart und in den Kofferraum nur billigen Filz gelegt. Hey, ihr Opels, bitte mehr Liebe! Und der Dritte im Bunde?
Du musst schon arg frankophil sein, um dir einen Peugeot 308 zu kaufen. Der BlueHDI 130 Allure mit GT-Line-Paket kostet im vollen Ornat 29.350 Euro, aber hinten einsteigen, nee, das willst du nicht als normal gewachsener Nordeuropäer. Zu eng (mit 4,25 m zwölf Zentimeter kürzer als der Opel), die Lehne der Rückbank zu steil. Ja, vorn ist okay, Cockpit aufgeräumt, softe Kunststoffe, aber wer wie Peugeot Knöpfe der Optik wegen weglässt, macht die Bedienung während der Fahrt zu umständlich. Zumal das System eben nicht so schnell reagiert wie Frankreichs Wunderstürmer Antoine Griezmann vorm Tor.

Mit dem Peugeot dürfte nicht jeder warm werden

Peugeot 308
Nur für Fans: Im 308 geht es eher eng zu, die Bedienung gibt Rätsel auf, das Fahrwerk ist nervös.
Da merkt man, dass der 308 schon seit 2013 unterwegs ist, der Kerl hat seine Schrullen. Glauben Sie nicht? Dann aktivieren wir grad mal die Sprachbedienung! Einfach aufs Ende des Blinkerhebels drücken, da wo früher bei den Franzosen die Hupe war. Wir bleiben im Peugeot, denn der läuft so schön ruhig. Und sparsam. Ja, Motoren bauen können sie bei PSA. Der 1,5-Liter-Diesel leistet 130 PS, auf unserer 155-Kilometer-Verbrauchsrunde mit einem Dreier-Mix aus Stadt, Land und Vollgas auf der Autobahn kam er mit 5,3 Litern aus, einen Hauch weniger als der Kia. Dabei verrichtet der Peugeot gaaanz leise seinen Dienst, will gar nicht losstürmen, dafür ist sein Motor zu kurzatmig. Das würde ohnehin keinen Spaß machen, denn die Schaltung wäre für ambitioniertes Fahren zu hakelig, das Fahrwerk zu nervös. Auf glatten Straßen kann man dem 308 einen gewissen Grundkomfort nicht absprechen, aber wird er gejagt über holprige Landstraßen, dann arbeitet die Karosserie in alle Richtungen, dann musst du mit dem kleinen Sportlenkrad permanent nachjustieren, so hypernervös springt der 308 über den Asphalt.
Wie Ceed und Astra sich auf der Straße schlagen, erfahren Sie oben in der Galerie.
Andreas May

Fazit

Glückwunsch, Kia! Die Koreaner sind schon wieder Erster, und das liegt nicht nur an der Super-Garantie. Der Ceed ist einfach ein gutes Auto nach alten deutschen Tugenden. Aber auch der Opel Astra ist noch frisch, fährt dicht dahinter. Und Peugeot? Etwas zu klein.

Von

Berend Sanders