Der gerade vorgestellte Mitsubishi ASX und auch der 2022 neu aufgelegte Kia Niro haben auf unterschiedlichste Mobilitätsfragen stets eine passende Antwort parat. Ihr Format von unter 4,50 Metern passt perfekt in den Alltag, eckt in der Stadt noch nicht an und bietet auf Reisen schon ausreichenden Komfort.

Zwei kompakte Plug-in-Hybrid-SUV im Test

Ausgewählte Produkte in tabellarischer Übersicht
1.
Testsieger
Kia Niro 1.6 GDI Plug-in-Hybrid
UVP 38.590,00 EUR
2.
Mitsubishi ASX 1.6 Plug-in-Hybrid
UVP 39.390,00 EUR
Außerdem taugen die beiden als Plug-in-Hybride sowohl für rein elektrischen Kurzstreckenverkehr als auch für benzinbasierte Überlandtouren. Und mit Testverbräuchen unter sechs Litern schonen ASX 1.6 Plug-in-Hybrid und Niro 1.6 GDI PHEV nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt. 
Mitsubishi ASX 1.6 Plug-in-Hybrid    Kia Niro 1.6 GDI PHEV
Unterschiede im Design: Der ASX wirkt optisch schwungvoller, der Niro will eher kraftvoll rüberkommen.
Bild: Tom Salt / AUTO BILD
Mehr als genug gute Gründe, sich die vielversprechenden Doppelherzen mal genauer anzusehen. Welches der SUV die kleine Familie dabei am Ende glücklicher macht, klärt unser Vergleichstest nach Punkten.

Elektrisches Glasschiebedach raubt Platz im Mitsubishi

Nicht von schlechten Eltern, denkst du beim ASX, der als umgebadgeter Renault Captur ein attraktives Äußeres mit kompaktem Format und vernünftigen Platzverhältnissen verbindet. Eigentlich jedenfalls. Weil der Japaner hier aber in der höchsten Ausstattung Top antritt, fährt auch das elektrische Glasschiebedach mit – und das kostet auf allen Plätzen viel Kopffreiheit.
Mitsubishi ASX 1.6 Plug-in-Hybrid
Dem Himmel so nah: Das im Testwagen serienmäßige Glasdach nimmt den ASX-Passagieren auf allen Plätzen Luft überm Scheitel.
Bild: Tom Salt / AUTO BILD
So sammelt der geräumige Niro deutlich mehr Punkte beim Platzangebot. Und das nicht, weil er 19 Zentimeter länger ausfällt, sondern weil er vor allem mehr Luft überm Scheitel und auch um die Schultern lässt. Da hilft dem Mitsubishi auch die 16 Zentimeter längs verschiebbare Rückbank nicht weiter.

Fahrzeugdaten

Fahrzeugdaten
Motor Bauart/Zylinder 
Vierzylinder + E-Motor 
Vierzylinder + E-Motor 
Einbaulage 
vorn quer 
vorn quer 
Hubraum 
1580 cm³
1598 cm³
Leistung Verbrennungsmotor 
77 kW (105 PS) bei 5700/min 
68 kW (92 PS) bei 5600/min 
Spitzenleistung E-Motor 
62 kW (84 PS) 
49 kW (67 PS) 
Systemleistung 
135 kW (183 PS) 
117 kW (159 PS) 
max. Drehmoment (Verbr./E/System) 
144/203/265 Nm 
144/205 Nm/k. A. 
Vmax 
161 km/h 
170 km/h 
Getriebe 
Sechsgang-Doppelkupplung 
Multimode-Automatikgetriebe 
Antrieb 
Vorderradantrieb 
Vorderradantrieb 
Bremsen vorn/hinten 
Scheiben/Scheiben 
Scheiben/Scheiben 
Testwagenbereifung 
225/45 R 18 V 
215/55 R 18 H 
Reifentyp 
Continental PremiumContact 6 
Goodyear Efficient Grip 
Radgröße 
7 x 18" 
7 x 18" 
Verbrauch/Abgas CO2* 
1,6 l/36 g/km 
1,4 l/31 g/km 
Tankinhalt/Kraftstoffsorte 
37 l/Super 
39 l/Super 
Tankdeckel/Ladeanschluss 
hinten links/vorn links im Kotflügel 
hinten links/hinten rechts 
Ladezeit 
2,9 Stunden (10-100 %) 
3 Stunden 
Batteriekapazität 
11,1 kWh 
10,5 kWh 
Vorbeifahrgeräusch 
68 dB(A) 
66 dB(A) 
Anhängelast gebr./ungebr. 
1300/600 kg 
750/750 kg 
Stützlast 
100 kg 
75 kg 
Kofferraumvolumen 
348–1342 l 
265–1118 l 
Länge/Breite/Höhe 
4420/1825–2050**/1545 mm 
4227/1797–2003**/1585 mm 
Radstand 
2720 mm 
2639 mm 
Grundpreis
38.590 Euro
39.390 Euro
Testwagenpreis (wird gewertet)
43.980 Euro
42.390 Euro
Schade, denn die inneren Werte sind ansonsten nicht so schlecht. Okay, wie beim Kia dürften die Sitze ruhig größer und haltgebender ausfallen. Der Fahrer fühlt sich aber wohl, kommt mit der Bedienung über den aufrechten Touchscreen mit zusätzlichen Drehreglern für wichtige Funktionen schnell klar. 
Auch bei den Assistenzsystemen profitiert der Japaner von seinen Stiefeltern, bis hin zum adaptiven Autobahnpiloten und einem Notbremsassistenten gibt es einen guten Rundumschutz – und zwar ab der Basisausstattung.

Viel Fahrassistenz in beiden SUV

Auch der Kia zeigt sich hier gut gerüstet, besonders der Tempomat mit streckenbasierter Geschwindigkeitsanpassung erweist sich als hilfreich – wenn denn alles funktioniert. Wie beim ASX kann es schon mal passieren, dass Tempolimits nicht korrekt wiedergegeben werden – also gilt trotz aller elektronischen Helferlein für den Fahrer natürlich weiterhin: Augen auf im Straßenverkehr.
Kia Niro 1.6 GDI PHEV
Gut gerüstet: Niro (Bild) und ASX geizen nicht mit Assistenzsystemen. Beim Tempomat schwächelt aber die Verkehrszeichen-Erkennung.
Bild: Tom Salt / AUTO BILD

Grundsätzlich werden Piloten außerdem von der Sprachassistenz unterstützt. Telefon, Navi und Audio lassen sich im Mitsubishi mit Worten anweisen – die erwarteten Befehle sollte man aber kennen, sonst wird die strenge Dame recht redselig und erklärt langwierig die Möglichkeiten. 
Im Kia funktioniert das Ganze etwas entspannter, können zusätzlich Fahrzeugfunktionen wie etwa das Aktivieren der Sitzheizung per Stimme angewiesen werden. Dafür verlangt der Koreaner zum Einbinden eines Smartphones über Apple CarPlay oder Android Auto noch nach einem Kabel, im ASX funktioniert dies schon über eine Funkverbindung.

Plug-in-Hybrid-Akku schränkt Kofferräume ein

Geht es ums Transporttalent, bekleckern sich beide Plug-ins nicht mit Ruhm. Weil Akku und Elektronik zusätzlichen Platz beanspruchen, bleiben im Kia nur noch 348 bis 1342 Liter Laderaum, beim ASX passen sogar nur noch 265 bis 1118 Liter ins Heck.

Messwerte

Messwerte
Beschleunigung
0–50 km/h
3,2 s 
4,0 s 
0–100 km/h 
8,6 s 
10,0 s 
0–130 km/h 
14,0 s 
17,0 s 
Zwischenspurt
60–100 km/h
4,6 s 
5,1 s 
80–120 km/h 
5,8 s 
6,4 s 
Leergewicht/Zuladung 
1586/474 kg 
1594/466 kg 
Gewichtsverteilung v./h. 
57/43 % 
54/46 % 
Wendekreis links/rechts 
11,3/11,3 m 
11,3/11,4 m 
Sitzhöhe 
605 mm 
680 mm 
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
36,4 m 
36,7 m 
aus 100 km/h warm 
35,2 m 
36,4 m 
Innengeräusch
bei 50 km/h
56 dB(A) 
56 dB(A) 
bei 100 km/h 
64 dB(A) 
63 dB(A) 
bei 130 km/h 
69 dB(A) 
67 dB(A) 
Verbrauch
Stromverbrauch (hochgerechnet) 
19,5 kWh/100 km 
24,5 kWh/100 km 
Testverbrauch (60 % Hybrid–, 40 % E-Anteil)
3,3 l S + 7,8 kWh/100 km
3,5 l S + 9,8 kWh/100 km
Verbrauch mit leerer Batterie
5,5 l S/100 km 
5,9 l S/100 km 
CO2 (Testverbrauch) 
78 g/km 
83 g/km 
Reichweite 
670 km + 55 km elektrisch 
660 km + 38 km elektrisch 
Trotz gar nicht so kleiner Systemleistungen gehen die beiden Doppelherzen nicht als Sportler durch. Wollen und sollen sie aber auch gar nicht, ihre Stärken liegen eher in der Vielseitigkeit und dem Sparpotenzial. Beide Kompakt-SUV vertrauen auf einen 1,6-Liter-Vierzylinder-Sauger in Verbindung mit einer E-Maschine. Macht beim ASX dann 159 System-PS, die den Japaner mit französisch anmutender Gelassenheit in Schwung bringen.
Exakt zehn Sekunden bis Tempo 100 und 170 km/h Spitze sind nicht atemberaubend, passen aber in die Zeit. Das sogenannte Multimode-Getriebe nutzt eine E-Maschine im Getriebe sowie einen Starter-Generator als Verbindung zum Verbrenner. Neben vollelektrischem Modus und Zusammenwirken von Verbrenner und E-Maschine (paralleler Hybrid) kann der Benziner auch allein den Generator antreiben, der dann Strom für Fahrmotor und Akku liefert (serieller Hybrid). Funktioniert ganz gut, nur manchmal wirkt die komplexe Technik etwas unschlüssig und braucht ein bisschen Zeit.

Nur 5,5 l/100 km beim Kia Niro

Kia vertraut dem klassischen Plug-in-Konzept mit Sechsgang-Doppelkuppler. Wegen der höheren Systemleistung und dem geschmeidigeren Getriebe wirkt der Niro in allen Situationen ein bisschen wacher und motivierter. In 8,6 Sekunden sprintet der Koreaner auf Tempo 100 und zieht lässiger an Lkw vorbei. Kia nennt zwar nur 161 km/h Spitze, der Tacho zeigt aber über 180.
Mitsubishi ASX 1.6 Plug-in-Hybrid    Kia Niro 1.6 GDI PHEV
Mehr Leistung, weniger Verbrauch: Der Kia Niro hängt den Mitsubishi ASX bei den Fahrleistungen und an der Tankstelle ab.
Bild: Tom Salt / AUTO BILD

Und dann zeigt sich der Niro auch noch geiziger beim Verbrauch – egal ob Benzin oder Strom. Rein elektrisch sind wir mit dem 11,1 kWh großen Akku immerhin 55 Kilometer weit gekommen, die nominell 10,5 kWh des ASX reichten für eher bescheidene 38 Kilometer. Und auch an der Zapfsäule blieb der Kia mit 5,5 zu 5,9 Litern zurückhaltender. 
Was bei beiden stört: der kleine Tank. Mit 37 bzw. 39 Litern (Niro/ASX) schaffen die beiden nach Testverbrauch zwar gute 700 Kilometer, wer es aber eilig hat, steuert deutlich öfter eine Tankstelle an.
Mit straffer, aber noch verträglicher Feder-Dämpfer-Abstimmung scheut der Kia die Langstrecke nicht. Okay, die Lenkung könnte gern mehr Rückmeldung bieten – aber das gilt für den ASX auch. Der Mitsubishi wogt dabei eher weich und polterig über schlechte Pisten. Insbesondere in der zweiten Reihe löst die deutliche Aufbaubewegung schon mal leichten Unmut aus.

Grundpreise von fast 40.000 Euro

Fast 40.000 Euro Grundpreis, im Testtrimm klar drüber – für kompakte SUV eine stolze Ansage. Immerhin beide mit toller Garantie, sieben Jahre bietet Kia, Mitsubishi fünf. Der Niro muss allerdings jährlich zur Wartung (alle 15.000 km); der Mitsubishi glänzt mit doppelt so langen Serviceintervallen. Da fragen wir Kia, wieso?

Fazit

von

AUTO BILD
Damit die Plug-in-SUV ihren ganzen Reiz entfalten, muss das Anforderungsprofil passen. Wer aber kurze Arbeitswege und Reiselust am Wochenende mitbringt, fährt gut mit den kompakten Teilzeitstromern. Beim Preis sind sie beide etwas zu ambitioniert.

Von

Berend Sanders