Klimaanlagen im Verbrauchstest
—Was kostet ein kühler Kopf?
Vier Modelle aus vier Klassen in zwölf Tests
Das gilt nicht nur für hubraumstarke Ford-Taxen in New York, sondern für alle Autos. Mit dem Unterschied, dass wir beim privaten Pkw nicht so genau wissen, wie hoch der Zuschlag wirklich ausfällt, den wir für die Klimaanlage zahlen. Über den Daumen gepeilt, rechneten Experten bislang mit einem Mehrverbrauch von 0,5 Liter Sprit auf 100 Kilometer. Bis das ARD-Verbrauchermagazin "Plusminus" bei einem Ford Fiesta in der Stadt 5,7 Liter mehr ermittelte. Rummms!
AUTO BILD wollte es genau wissen und rollte vier weitverbreitete Automobile in die Klimakammer des DEKRA in Klettwitz. Auf dem Prüfstand kamen: ein Fiat Panda 1.1 (54 PS), ein VW Golf 1.4 (75 PS), ein Mercedes C 220 CDI (150 PS) und ein Opel Zafira 1.9 CDTI (150 PS). Vier aktuelle Modelle aus vier verschiedenen Klassen, die jeweils zwölf Versuche durchliefen.
Verschiedene Faktoren zählen
Im Alltag schafft das keiner. Trotzdem lässt sich das Ergebnis in die Praxis übertragen. Weil auch hier das Klimasystem den Motor jede Menge Kraft kostet und damit auch Sprit. Am geringsten fiel der Mehrverbrauch mit eingeschalteter Klimaanlage bei konstant Tempo 100 aus. Ausnahme: der Panda. Erklären lässt sich das mit dem kleinen 1,1-Liter Vierzylinder, der bei extremer Anstrengung viel Energie für die Kühlung abgeben muss. Einen 150 PS starken Diesel wie den der C-Klasse belastet das kaum.
Neben der Motorleistung spielen Fahrzeuggröße und Funktionsweise der Kühl-Systeme eine Rolle. Opel Zafira und Fiat Panda arbeiten nach dem sogenannten Reheat-Prinzip, übersetzt: Wiedererhitzungs-System. Die Luft wird zunächst runtergekühlt, um sie dann neu aufzuheizen. Energieverschwendung, die sich auch in Zahlen niederschlägt. Der Zafira konsumiert in der Stadt bei laufender Klimaanlage annähernd 26 Prozent mehr. Was natürlich auch an seinem großen Innenraum liegt, schließlich läßt sich ein Ballsaal schwerer lüften als eine Abstellkammer.
Auch der Golf funktioniert nach diesem Prinzip, setzt aber zusätzlich einen geregelten Kompressor ein, der die Luft nicht ständig bis zum Tiefpunkt kühlt. Ähnlich funktioniert die Klimaautomatik im Mercedes, nur noch variabler. Wählt der Fahrer Zimmertemperatur, dann läuft der C-Klasse-Kompressor mit verringerter Verdichtung und somit deutlich leichter. Und, nicht zu vergessen: sparsamer. Die Taxifahrer in New York sollten doch einfach die Marke ihres Vertrauens wechseln.
Fazit und Übersicht Mehrverbrauch
Versagen durch Kühlmittel-Verlust
Grund: Auto-Klimaanlagen arbeiten wie Kühlschränke. Doch sind bei der Kühlung im Auto die Bauteile beweglich aufgehängt und mit flexiblen Leitungen verbunden. Durch winzige Löcher und die Dichtungen entweicht ständig unbemerkt Kühlmittel. Fünf bis zehn Prozent pro Auto im Jahr. 1200 Tonnen jährlich allein bei uns. Die Folge außer Umweltschäden: Erst kühlen die Geräte schlecht, dann stellen sie den Dienst ein.
Wie beim AUTO BILD-Test 2002 ignorieren noch immer einige Autohersteller das Problem, drücken sich weiter um die Klima-Inspektion. "Eine Wartung ist nicht nötig", heißt es etwa bei BMW. VW und Audi reden sich mit der sogenannten "Lifetime-Befüllung" heraus. Zwar prüfen mehr Hersteller als vor vier Jahren die Klimaanlage während der Inspektion, aber außer An- und Ausschalten passiert dabei oft nicht viel.
Dabei dauert ein Klima-Check nur 20 Minuten. Macht rund 20 Euro mehr pro Inspektion. Das ist tragbar im Vergleich zu einer teuren Reparatur. Die schlägt schon mal leicht mit 1500 bis 2000 Euro zu Buche. Warum also die Weigerung? Unser Verdacht: Die Autobauer wollen Kosten für Testgeräte und Mitarbeiter-Schulungen sparen. Zu Lasten der Kunden und der Umwelt.
So viel Wartung muss sein
• Ältere Klimaanlagen, Baujahr vor 1992, mindestens einmal pro Monat zehn Minuten laufen lassen. Das schmiert Dichtungen und Kompressor, sie bleiben dicht. • Gerüche entstehen vor allem, wenn die Klimaanlage nur selten läuft. Verdampfer und Kompressor werden nicht abgespült und gereinigt. Pilze und Bakterien machen sich breit. Abhilfe: Klimaanlage eine Stunde lang laufen lassen, fünf Minuten vor Ende jeder Fahrt abschalten. Dann trocknet der Verdampfer ab. Stinkt es trotzdem weiter, Verdampfer in der Werkstatt reinigen lassen.
• Gebrauchtwagen mit Klimaanlagen: Beim Kauf fragen, ob die Kühlung regelmäßig in Betrieb war. Wenn nicht, kann das Einschalten der Anlage wegen zuwenig Kühlmittel und fehlender Kompressorschmierung das Aus bedeuten.