KTM X-Bow GT-XR im Test, PS, Preis, Supersportwagen
Der erste Supersportler von KTM

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Die Ösis machen Ernst, bauen ihren ersten Supersportwagen, den KTM X-Bow GT-XR. 1250 Kilo leicht, Audis Fünfzylinder, kompromisslos bis unters Jet-Dach. Eine erste Ausfahrt.
Bild: KTM
So freizügig wie kein anderes Auto mit Kennzeichen je zuvor. Und das Team um KTM-Chef Stefan Pierer meinte es ernst. Dieses wilde Ding begeisterte uns genauso wie Sportwagenfreaks und Technik-Enthusiasten. (KTM X-Bow RR: Das Auto aus einer anderen Welt)
Die Jahre sind vergangen, der X-Bow fand seine Fangemeinde, es wurden Rennen mit ihm gefahren, er bekam mehr Power, ein Dach und eine GT4-Rennversion. 2019 startete man mir nichts, dir nichts mit dem Projekt "X-Bow X16" beim 24h-Rennen in Barcelona. Ein sichtlich komplett neues Auto, ähnlich einem Tarnkappenbomber, ein echter Rennwagen.

"Da schlupfst rein wie in einen Turnschuh", sagt KTM-Boss Pierer. Ganz so easy ist der Einstieg dann doch nicht.
Bild: KTM
Carbon-Monocoque vom X-Bow, Fünfzylinder-Turbo von Audi, 1000 Kilo leicht, man staunte nicht schlecht. Genauso beim Rennen, als man ohne Probleme durchhielt, gute Rundenzeiten hinlegte und der Konkurrenz vorführte, wie einfach man das Triebwerk während des Rennens tauschen kann.
Schnell witterten die Sportwagenfans Morgenluft, die Österreicher könnten doch davon auch ein Straßenauto bauen. Und wenn man Pierer heute fragt, dann war das von Anfang an der Plan. Man ändere nur den Weg, zuerst Racing, dann Street. Und so fuhr man fortan in allen wichtigen Rennserien mit, begeisterte Fans wie Teams gleichermaßen.
Batmobil-würdiges Kabinendach
Der Hingucker schlechthin ist das Batmobil-würdige Kabinendach. Die nach vorn klappende Jet-Haube wird innen und außen elektrisch betätigt und verfügt sogar über eine Soft-Close-Funktion. Motor? Audis fast schon legendärer 2,5-Liter-Fünfzylinder (RS 3, TT RS), der es hier auf 500 PS und 581 Newtonmeter bringt. Dazu ein mechanisches Hinterachs-Sperrdifferenzial. Getriebe? Siebengang-Doppelkuppler.

Eckiges Lenkrad wie im Motorsport, das große Display zeigt alle Infos, die Taster sind logisch und gut bedienbar.
Bild: KTM
Leergewicht? 1250 Kilogramm. 96 Kilo (96 Liter) gehen davon auf das Konto des direkt unter Fahrer und Beifahrer angeordneten Tanks. Fahrwerk? Sachs, verstellbar. Bremsen? Gelocht, geschlitzt Serie, Keramik optional. Räder? 19/20 Zoll mit 235er- und 295er-Reifen vorn und hinten, Zentralverschluss 20/21 Zoll gegen Aufpreis.
Von 0 auf 100 in 3,4 Sekunden
Wie schnell? 0 bis 100 in 3,4 Sekunden, 100 auf 200 in 6,9, Topspeed 280 km/h. Kostet? Viel! 339.031 Euro. Ein paar Extras, spezielle Farbe, Keramik, knapp 400.000 Euro sind kein Problem. Übrigens: Der Rennwagen ist 50.000 Euro billiger. Egal, sind wir doch froh, dass es Verrückte wie diese Österreicher gibt, die solche Autos bauen.
Red Bull Ring, wir dürfen das erste Mal hinters Steuer. Zuerst Rennstrecke, dann in die Berge. Die Sitzposition ist gut, die Pedale lassen sich verschieben, das "Lenk-Eck" mit Infodisplay ist für Ein- und Ausstieg abnehmbar. Per Knopfdruck das Dach schließen, so muss sich Maverick kurz vor dem Start im Kampfjet gefühlt haben. KTM-Werksfahrer Reinhard Kofler fährt im GT2 vor, ab geht’s.

Zwischen Cockpit und Fünfzylinder fanden die Österreicher noch Platz für ein 160 Liter großes Staufach.
Bild: KTM
Der Fünfzylinder setzt sich überraschend unauffällig, wenngleich sehr wirkungsvoll in Szene. Sprint- und Durchzugsvermögen sind phänomenal, klar, bei dem Leistungsgewicht. Das Getriebe ist subjektiv etwas softer abgestimmt als beim aktuellen RS 3. Wir hoffen auf Nachbesserung. Die Lenkung ist in der Mittellage etwas schluffig, aber trotzdem präzise.
Das fahrdynamische Limit ist extrem hoch angesiedelt, die Querbeschleunigung könnte auch als Nackenmuskeltraining durchgehen. Wer es schafft, das am Limit leicht drängende Heck unter Kontrolle zu halten – oder besser: strategisch einzusetzen –, wird mit atemberaubenden Kurventempi belohnt. Das Fahrwerk ist perfekt, klar, auf KTMs Hausstrecke Red Bull Ring. Untersteuern null, über Curbs lächelt er hinweg.
Und wenn man jetzt bedenkt, dass nur Michelin Pilot Sport 4 S montiert waren, dann darf sich die Konkurrenz bei Semislicks warm anziehen. In welche Richtung gehen die Rundenzeiten? Wir denken da an Kaliber wie GT3 und McLaren 600LT.
Der KTM liebt Kurven
Runter vom Ring, ab in den Berge. Und hier fällt gleich die relativ schlechte Sicht durch die im Cockpit montierten Display-Rückspiegel auf. Legen Sie ein paar Euro drauf für die GT2-Rückspiegel. Ansonsten fühlt man sich mit dem Boliden auf der Straße nicht deplatziert.

Keine aktive Aero, kein verstellbarer Flügel, braucht er nicht. Limitiert? Jein, es werden 100 Autos pro Jahr (bis 2024) gebaut.
Bild: KTM
Bodenwellen und Löcher kann er, Kurven liebt er, einparken, reden wir nicht drüber. Die serienmäßige Hi-Fi-Anlage kann über das Handy bedient werden, die Klimaanlage funktioniert so einwandfrei wie der Scheibenwischer. Nur Ablagefächer sind Fehlanzeige. Dafür hat’s immerhin ein kleines Staufach zwischen Fahrer und Motor geschafft.
Und wenn man den beiden KTM-Machern Stefan Pierer und Hubert Trunkenpolz bei Marillenknödel und Verlängertem zuhört, haben die beiden mit dem GT-XR noch was Großes vor: GT3!
Technische Daten und Preis: KTM X-Bow GT-XR
• Motor R5, Turbo, Mitte hinten quer
• Hubraum 2480 cm3
• Leistung 368 kW (500 PS) bei 6350/min
• max. Drehmoment 580 Nm bei 5550/min
• Antrieb Hinterrad/7-Gang- Doppelkupplung
• L/B/H 4626/2041/ 1164 mm
• Leergewicht 1250 kg
• Kofferraum 160 l
• 0–100 km/h 3,4 s
• Spitze 280 km/h
• Verbrauch 9,1 l SP
• Abgas CO2 214 g/km
• Preis ab 339.031 Euro
• Hubraum 2480 cm3
• Leistung 368 kW (500 PS) bei 6350/min
• max. Drehmoment 580 Nm bei 5550/min
• Antrieb Hinterrad/7-Gang- Doppelkupplung
• L/B/H 4626/2041/ 1164 mm
• Leergewicht 1250 kg
• Kofferraum 160 l
• 0–100 km/h 3,4 s
• Spitze 280 km/h
• Verbrauch 9,1 l SP
• Abgas CO2 214 g/km
• Preis ab 339.031 Euro
Fazit
Schön, dass es KTM wagt, in diesen Zeiten so ein Auto rauszuhauen. Ein radikales, technisch hochwertiges Sportgerät. Und wer – wie wir – den GT-XR mit Außenspiegel schöner findet: Die gibt es als Extra!
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