Machen wir uns nichts vor, der heutige Land Rover Defender ist im Vergleich zu modernen SUVs nicht mehr zeitgemäß. Das Design ist archaisch, die Ausstattung spartanisch und der CO2-Ausstoß viel zu hoch. Die aufrechte Sitzposition hinter dem riesigen Steuerrad, das kraftvolle Brummen des Turbodiesels, das Gefühl, dass dieses Auto unverwüstlich ist: Das sind die Qualitäten, mit denen Käufer das ruppige Fahrverhalten und eine mäßig isolierte Kabine entschuldigen. Doch die Gemeinde der Defender-Jünger wird kleiner. Nur noch wenige Kunden sind heute bereit, auf Komfort beim Fahren zu verzichten.
Sitzprobe Land Rover DC100 IAA 2011
So modern kann ein Defender sein: Es gibt ein Touchpad statt klassischer Instrumente.
Deshalb ein Neuanfang. Der Neue hört erst einmal auf den Namen DC100 und sieht gut aus. Stylish, modern und: anders als der Alte. Die Studie kündigt ein eigenständiges Auto an, keinen schiefgegangenen Retro-Versuch. Über die Schnauze kann man diskutieren. Die darf gerne weniger nach der aktuellen Land-Rover-Palette aussehen. Aber gut. Der Rest erinnert eher an den Qt Wildcat, eine Dakar-Rennmaschine auf Defender-Basis. Massig, muskulös und trotzdem agil steht der DC100 da. Woran das liegt? An einer gewaltig breiten Spur und weit ausgestellten Radhäusern. Dazu ein schickes, weiß abgesetztes Dach und glänzende Felgen. Fertig ist der weichgespülte Boulevard-Roader? Weit gefehlt, der neue Defender soll nicht nur Vorstadtkinder zur Schule transportieren, er soll auch ein richtiger Arbeiter werden, wenn der Kunde es will. Zusätzlich zu den bekannten Varianten (kurzer Radstand, langer Radstand, Softtop, Hardtop oder Pick-up) verspricht Land Rover eine Menge unterschiedlicher Gesichter.

Überblick: Die Stars der IAA

Sitzprobe Land Rover DC100 IAA 2011
Blick in die Zukunft mit den zwei Studien, der alte Defender steht im Hintergrund.
Chefdesigner Richard Woolley setzt dabei auch innen auf Kernwerte: widerstandsfähige Materialien, zweckmäßige Einrichtung. Zwei Sitze, ein Lenkrad, kein Schnickschnack? Das Zentralinstrument des Serienautos soll per Sonar-Detektor die Tiefe von Wasserhindernissen anzeigen. Kein Schnickschnack, wenn Flussquerungen zum Alltag gehören. Über die Sitzposition sollte Land Rover noch einmal nachdenken. Die ist im Vergleich zum Vorbild eindeutig zu flach. Dafür gewinnt der Einstieg. Ohne Verrenkungen passiert man die B-Säule. Der DC100 bietet Platz und Bewegungsfreiheit und eine akzeptable Rundumsicht. Ob er die klassische, halbhohe Wand hinter den Vordersitzen unbedingt braucht? Eine Reminiszenz an den Großvater ist erlaubt.
Was kann der Neue? Einen positiven Gesamteindruck hinterlassen. Punkt eins: Land Rover regt sich und arbeitet mit Hochdruck an seiner Zukunft. Punkt zwei: Es wird einen neuen Defender geben, das steht fest. Und der wird auf eigenen Rädern stehen und braucht nicht viel Schützenhilfe von seinen Vorgängern. Punkt drei: Der Defender soll noch flexibler werden und die unterschiedlichen Anforderungen seiner Fahrer erfüllen. Welche Technik unters Blech kommt, verrät die Studie nicht. Aber wenn Land Rover den neuen Defender noch weniger reparaturanfällig als den alten hinbekommt, dann freuen wir uns drauf!