Machtkampf bei Volkswagen
Winterkorn bleibt im Amt

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Entscheidung im Machtkampf bei VW: Vorstandschef Martin Winterkorn bleibt im Amt. Das ist das Ergebnis einer Sitzung des Aufsichtsratspräsidiums in Österreich.
(dpa/cj/mv/rtr) Europas größter Autobauer Volkswagen hält entgegen allen Spekulationen an seinem Vorstandschef Martin Winterkorn fest. Dessen Vertrag soll sogar verlängert werden. Das teilte die Volkswagen AG am Freitag (17. April 2015) mit und verwies dabei auf eine Entscheidung des Aufsichtsratspräsidiums nach Beratungen im österreichischen Salzburg. "Das Präsidium legt großen Wert darauf, dass Herr Professor Dr. Winterkorn seine Funktion als Vorsitzender des Vorstands auch weiterhin so aktiv und erfolgreich wie bisher verfolgt und hat hierbei die uneingeschränkte Unterstützung des Gremiums. Das Präsidium wird dem Aufsichtsrat jetzt vorschlagen, den Vertrag von Herrn Professor Dr. Winterkorn in der Februar-Aufsichtsratssitzung des Jahres 2016 zu verlängern", heißt es in einer offiziellen Erklärung.
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Das Bundesland Salzburg ist die Heimat von Piëch, dort ist auch der Familiensitz der Porsches. Die Beratungen hatten stattgefunden, nachdem VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch am vergangenen Freitag von Konzernchef Martin Winterkorn abgerückt war und damit einen Wirbel im Unternehmen selbst und bei den Eigentümern ausgelöst hatte. Das Präsidium ist der Kern des 20-köpfigen Aufsichtsrats und bereitet die entscheidenden Weichenstellungen des Kontrollgremiums vor.
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Winterkorn war bis zu der Piëch-Aussage im "Spiegel" ("Ich bin auf Distanz zu Winterkorn") als Nachfolger des VW-Patriarchen an der Spitze des Aufsichtsrates gehandelt worden. Neben der Distanz-Ansage zitierte das Nachrichtenmagazin Piëch auch mit den Worten: "Ich strebe an, dass an die Spitze des Aufsichtsrats und des Vorstands die Richtigen kommen." Mit diesen Aussagen stand nicht nur Winterkorns möglicher Wechsel an die Spitze des Kontrollgremium infrage, sondern auch sein weiterer Verbleib im Vorstand. Winterkorns Vertrag als Volkswagen-Chef läuft Ende 2016 aus, Piëchs Kontrakt als Aufsichtsratschef hat eine Laufzeit bis zum Frühjahr 2017.
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Niedersachsens Regierungschef Weil sieht Winterkorns Zukunft nun trotz der Querelen nicht als geschwächt an: "Ich finde es wichtig, dass jetzt auch Klarheit darüber besteht, dass wir an dieser Stelle Kontinuität haben werden", sagte der SPD-Politiker. Laut Branchenexperten könnte die Entscheidung aber auch nur ein Etappensieg Winterkorns sein. Aus Sicht von Stefan Bratzel, Professor für Automobilwirtschaft in Bergisch-Gladbach, hängt nun vieles davon ab, wie sich der Aufsichtsratsvorsitzende künftig zum Vorstandschef positioniert: "Interessant wird sein, ob Piëch sich positiv zu Winterkorn äußert", sagte er.Unter Winterkorns gut achtjähriger Ägide – er wurde 2007 Konzernchef – legten die Auslieferungen des heute größten Autobauer Europas nach dpa-Berechnungen um 64 Prozent zu, der Umsatz um 86 Prozent, das operative Ergebnis vervierfachte sich. Bei seinem Amtsantritt zählte der Konzern 329.000 Mitarbeiter. Heute sind es, auch dank vier neuer Marken, fast 600.000 Menschen.
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