Geschärftes Design, verbesserter Qualitätseindruck, neue Assistenten – Mazda hat dem beliebten Tiguan-Gegner CX-5 eine umfangreiche Überarbeitung gegönnt. Die Technik-Hardware hat sich kaum geändert – warum auch?
SUVs sind längst keine Randerscheinung mehr; für manch Hersteller haben sie sogar mehr Bedeutung als die klassischen Pkw. So ist der CX-5 in Deutschland das beste Pferd im Mazda-Stall, gefolgt von seinem kleinen Bruder CX-3. Die 1920 gegründete japanische Marke ist erst Anfang 2012 in den profitablen Markt der Mittelklasse-SUVs eingestiegen – viel später als die Konkurrenz aus Japan und Korea und auch erst knapp fünf Jahre nach dem VW Tiguan. Der CX-5 war für Mazda ein Meilenstein: Er führte nicht nur die neue, markante Kodo-Designlinie, sondern auch die neue Sky-Active-Generation von Diesel und Benzinmotoren ein. Er entwickelte sich rasch zum wichtigsten Modell der Marke; neben dem Design gefielen den Kunden vor allem die technischen Qualitäten von Fahrwerk, Antrieb und Motoren.
Angenehme Sitzposition mit ausreichend Platz vorn wie hinten
Video: Mazda CX-5 (2017)
Die zweite Generation des CX-5
Kein Wunder also, dass Mazda bei der zweiten Generation, die am 19. Mai 2017 zu den deutschen Händlern kam, eher behutsam ans Werk ging. Die Karosserie, obwohl komplett neu, ist auf Anhieb wiederzuerkennen; die Maße entsprechen, bis auf die drei Zentimeter geringere Außenhöhe, exakt denen des Vorgängers. Nur im direkten Vergleich fallen die sportlicheren Proportionen mit längerer Haube (durch die etwas nach hinten verlegte Basis der A-Säule) auf. So verwundert es auch nicht, dass sich an den Innenmaßen nicht viel getan hat; allerdings ist die Sitzposition nun besser, für den Fahrer unter anderem durch einen höher positionierten Schalthebel. Mazda bezeichnet die optimierte Ergonomie recht blumig als "perfekte Jinba-Ittai-Symbiose von Fahrer und Auto". Im Fond sorgen die stärker geneigte Sitzfläche und die erstmals bei Mazda neigungseinstellbaren Rücksitzlehnen für angenehmeres Sitzen. Eine deutliche Aufwertung hat das Komforterlebnis durch die verbesserte Verarbeitungs- und Materialqualität erfahren. Zeigte sich manch anspruchsvoller Kunde vom Vorgänger noch enttäuscht wegen der teils recht einfachen Kunststoffe, wirkt nun alles deutlich feiner und hochwertiger. Viele Oberflächen sind abgepolstert; Schalter, Luftdüsen und andere Details erscheinen solider.
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.
Präzises und straffes Fahrwerk für leichtfüßiges Handling
Die gezielten Verstärkungen zeigen Wirkung: Der neue CX-5 liegt satter und stabiler auf der Straße.
Das eigentliche Aha-Erlebnis kommt aber erst während der Fahrt. Die gelegentlichen Knister- und Klappergeräusche insbesondere auf schlechter Fahrbahn sind verschwunden; die Außenspiegel zittern nicht mehr; der CX-5 liegt satter und stabiler auf der Straße. Das liegt nicht allein an der verbesserten Dämmung; die neue Karosserie ist durch gezielte Verstärkungen und den umfangreicheren Einsatz hochfester Stähle steifer geworden als die alte: Mazda spricht von einer 15 Prozent höheren Verwindungsfestigkeit. Die Fahrwerksabstimmung des CX-5 liegt deutlich auf der straffen Seite, doch lässt ihn der respektable Abrollkomfort auf rauer, ausgebesserter oder gepflasterter Fahrbahn keinesfalls unangemessen hart erscheinen. Die Federung reagiert auf Fahrbahnschäden präzise und ohne Nachschwingen, bleibt dabei verbindlich und gefühlvoll. Dazu passt auch die Lenkung gut; sie zentriert sauber, gibt ein angenehmes Maß an Rückmeldung und reagiert flink und direkt, ohne zu nervös und stoßig zu sein.
Lediglich Detailänderungen bei den Motoren
Bei den Antrieben beschränkten sich die Techniker in Hiroshima und Oberursel – wo Mazda eine Entwicklungs-Dependance unterhält – auf Detailänderungen und eine verbesserte Abstimmung. Klar – die 2012 eingeführte Motorengeneration gehört ja noch keineswegs zum alten Eisen. Besonders der Diesel erfreut mehr denn je mit überdurchschnittlicher Laufkultur und weicher Verbrennung – mutmaßlich ein Verdienst der ungewöhnlich niedrigen Verdichtung. Wie im Vorgänger gibt es zwei Leistungsstufen – 150 und 175 PS. In beiden kann man zwischen einer herrlich flutschenden Sechsgang-Handschaltung und einer recht gekonnt abgestimmten Sechsstufen-Wandlerautomatik wählen. Beim 150-PS-Motor hat man zudem die Wahl zwischen Allrad- und Frontantrieb – der mit dem druckvollen Drehmoment bisweilen seine liebe Traktionsnot hat, vor allem in Kurven und bei Nässe. Der 175-PS-Motor ist daher vernünftigerweise ausschließlich mit Allradantrieb lieferbar. Klassenüblich handelt es sich dabei um ein System, das bei geringem Traktionsbedarf nur im Frontantriebsmodus fährt, aber die Hinterachse bedarfsweise – auch vorausschauend – dazuholt.
Der Zweiliter-Benziner reagiert sehr spontan, aber ohne den wuchtigen Turboschub des Diesels.
Beim Benziner schließt sich Mazda nicht der Downsize- und Turbo-Mode an, die beim Normverbrauch größere Fortschritte zu bringen pflegt als in der Praxis. Es bleibt beim vergleichsweise großvolumigen Saugbenziner – mit seinen prinzipbedingten Stärken und Schwächen: Einerseits erfreut er vor allem sportliche Fahrer mit zackig spontaner Gaspedalreaktion – hier muss nicht erst ein Turbolader Luft holen, ehe Dampf ansteht. Andererseits fehlt der lang anhaltende Turboschub bei niedrigen und mittleren Drehzahlen – an den wir uns alle inzwischen gewöhnt und den wir schätzen gelernt haben. Dass der Benziner – im Herbst kommt noch ein größerer mit 2,5 Liter Hubraum und 194 PS für 37.790 Euro – im Fronttriebler 5 PS und 2 Nm mehr bringt als im Allradler, ist Euro-6-bedingte Abstimmungssache – in der Praxis ist kein Unterschied feststellbar.
Antrieb und Ausstattung sind nicht frei kombinierbar
Leder gibt es nur im 175-PS-Spitzenmodell Sports-Line. In Schwarz kostet es 1900, in Weiß 2100 Euro.
Beim Lieferprogramm wird das Bemühen um eine geringe Variantenzahl des im japanischen Stammwerk produzierten CX-5 erkennbar: Es gibt kaum Einzelextras; und man kann Antrieb und Ausstattung nicht frei kombinieren. Die Basisversion Prime-Line ist nur als Fronttriebler zu haben, wahlweise als handgeschalteter Benziner oder als 150-PS-Diesel mit Schalt- oder Automatikgetriebe. Genauso wenig Auswahl hat, wer sich im zweiten Ausstattungsniveau Center-Line (hier gibt's Aluräder, Klimaautomatik und modernes Infotainment mit Smartphone-Integration) umsieht. Umgekehrt ist die höchste Ausstattungslinie Sports-Line – nur sie bietet serienmäßig alle Assistenzsysteme und das fortschrittliche Matrix-LED-Licht mit variabler Fernlichtautomatik – nur mit Allradantrieb zu haben. Entweder mit dem 175-PS-Diesel oder dem Benziner mit Schaltgetriebe.Durch die beschränkten Kombinationsmöglichkeiten erscheint auch der Allrad-Mehrpreis auf den ersten Blick unverschämt: Jeweils 7200 Euro liegen zwischen den jeweils günstigsten Front- und Allradantriebsmodellen. Denn Allrad gibt's erst ab der gehobenen Exclusive Line; vergleicht man hier die beiden Versionen, kosten vier angetriebene Räder nur die üblichen 2000 Euro mehr. So gibt es in der gehobenen Exclusive-Line die größte Auswahl: Front- und Allradantrieb, Diesel und Benziner, Schaltgetriebe und Automatik können fast frei kombiniert werden. Die Exclusive-Line, als handgeschalteter Diesel, ist denn auch unsere Empfehlung – hier gibt's den besten Gegenwert. Wer aber einfach nur für möglichst wenig Geld an Mazdas schickes SUV kommen will und keine gesteigerten Ansprüche an Ausstattung und Fahrverhalten unter widrigen Bedingungen stellt, für den ist auch der ganz einfache Basisbenziner eine Überlegung wert.
Alle weiteren Infos zum CX-5 finden Sie in der Bildergalerie!Den kompletten Artikel mit allen Daten und Tabellen gibt es im Online-Artikelarchiv.
Fazit
von
Thomas Rönnberg
Gut gemacht, Mazda: Der neue CX-5 behält die Stärken seines Vorgängers, hat aber dessen größte Schwächen abgelegt. Insofern war es vollkommen richtig, dass Mazda bei der Konstruktion und Entwicklung nichts Grundlegendes geändert, dafür aber mehr Liebe und Mühe in Feinabstimmung und Details investiert hat, die nicht auf den ersten Blick ins Auge fallen. Preislich liegt der CX-5 im Klassenrahmen; schade nur, dass die Modellauswahl so begrenzt ist.