Ist die Tokyo Motor Show überflüssig oder ein wichtiger Treiber für automobile Innovation? Zwei AUTO BILD-Redakteure, zwei Meinungen!
Messen sind oft so eine Sache. Für den einen sind sie unerlässlicher Schauplatz, um die Innovationskraft der ansässigen Hersteller zu präsentieren. Andere dagegen halten das Konzept für überholt oder sind einfach nur von den präsentierten Fahrzeugen enttäuscht. Zwei Redakteure der AUTO BILD-Redaktion nehmen Stellung zur Tokyo Motor Show.
Peter Fischer ist kein Fan der Tokyo Motor Show:
Kontra: Die Japaner enttäuschen in Tokio
Peter Fischer: "In Tokio fehlt ein Ausblick auf die Brennstoffzellentechnik für Pkw!"
Ratlosigkeit. Das strahlen die japanischen Hersteller auf der Tokyo Motor Show aus. Warum, fragt man sich unweigerlich, schließlich galten die Japaner doch oft als Vorreiter in Sachen Zukunftstechnik. Mittlerweile hecheln sie aber hinterher, und man bekommt den Eindruck, dass der Nachholbedarf mit jeder Messe größer wird. Natürlich verfügen sowohl Toyota als auch Honda über Brennstoffzellenfahrzeuge. In Tokio fehlt aber ein Ausblick auf die Brennstoffzellentechnik für Pkw: Honda zeigt stattdessen das vollelektrische EV Sport Concept. Hübsch, zugegeben, aber im Grunde keine Weiterentwicklung zum kleinen Honda E-Sportwagen-Konzept von 2011. Sechs Jahre ohne Seriennähe – kein Durchbruch. Bei Toyota ist man stolz auf den Sora-Brennstoffzellen-Bus, mit dem die Japaner allenfalls zur Konkurrenz aufschließen. Und das Fine Ride Concept stempele ich mal getrost als fantasievolles Luftschloss ab.E-SUVs wie bei Mitsubishi und Nissan – ist das was Neues? Nein, das Tesla Model X fährt doch schon längst herum, und auch die deutschen Hersteller, namentlich Audi und Mercedes, stehen kurz vor der Produktion ihrer ersten Elektro-SUVs. Nicht verschwiegen werden darf, dass Nissan mit dem Leaf das japanische Auto der Stunde vorstellt – elektrisch, bereits in Produktion und mit rund 31.000 Euro gerade noch bezahlbar. Trotzdem wäre gerade vor diesem Hintergrund ein etwas realistischerer Ausblick auf ein mögliches SUV wünschenswert gewesen. Und auch die beiden (zweifelsfrei spektakulären) Mazda-Studien sind, vom selbstzündenden Ottomotor abgesehen, keine technologische Offenbarung. Immerhin ist für den möglichen Mazda6-Nachfolger ein Hybridantrieb im Gespräch, der in Zusammenarbeit mit Toyota entstehen soll. Möglicherweise lässt sich mit der Zusammenarbeit verhindern, dass die Japaner weiter ins technologische Hintertreffen geraten. So oder so folgt nach Ratlosigkeit der Kraftakt.Robin Hornig findet die Messe in Tokio wegweisend:
Pro: Hersteller setzen konsequent auf alternative Antriebe
Robin Hornig: "Die japanischen Hersteller sind verdammt fortschrittlich – und das zeigen sie auf der Tokyo Motor Show!"
Die Japaner haben sicherlich ihre Eigenarten, aber sie sind verdammt fortschrittlich. Das zeigen sie auf der Toyko Motor Show. Toyota wusste schon 1997 mit dem Prius, wohin die Reise geht und hat konsequent daran festgehalten. Jetzt geht der Hybridantrieb in die nächste Runde, wird wohl im Nachfolger des GT86 stecken und im Supra, der für 2019 angekündigt wurde. Wer an LaFerrari, McLaren P1, Honda NSX und Co denkt, der weiß, welche Power ein Hybridsportler haben kann. Vielversprechend sind auch Brennstoffzellen-Studien wie Fine-Comfort-Ride und Sora. Der Bus Sora rollt sogar schon 2018 an den Start! Vorbildlich, dass Toyota mit dem i-Ride auch an die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern denkt und das sogar mit einer Messepremiere. Sicherlich nur Zufall, aber die beiden Studien Nissan IMx und Mitsubishi e-Volution sehen sich schon sehr ähnlich. Da dürfte die künftige Zusammenarbeit der beiden Konzerne im Bereich der Elektromobilität leichtfallen. Und die Botschaft ist auch glasklar: jetzt kommen die Crossover mit E-Antrieb! Was uns deutsche Hersteller für Anfang 2020 im Oberklasse-Segment versprechen, planen die Japaner bereits für die Kompakt- und Kleinwagenklasse.