Mercedes A-Klasse (A 220 d): Dauertest
Note 1 im Dauertest für die Mercedes A-Klasse
Mercedes A 220 d im Dauertest
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Die kompakte Mercedes A-Klasse stellt sich mit starkem Diesel dem Dauertest über 100.000 Kilometer. Und besteht.
Bild: AUTO BILD
Ein bewegtes und bewegendes Leben gehört bei der Mercedes A-Klasse offenbar zur Serienausstattung. Das gilt für die gesamte Modellreihe, die 1997 als hochbeiniger Kompakt-Van mit Gleichgewichtsproblemen im Elchtest startete und – mittlerweile deutlich flacher und moderner – für Mercedes zur echten Erfolgsgeschichte wurde.
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Rechtliche Anmerkungen
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.Einen Nachfolger soll der W 177 ab 2025 dennoch nicht mehr bekommen – was wir nach 102.507 Dauertest-Kilometern mit unserem jupiterroten A 220 d außerordentlich bedauern. Wir haben mit dem kompakten Benz viel erlebt und viel Spaß gehabt, werden ihn vermissen. Doch der Reihe nach. Schon auf der Jungfernfahrt im Oktober 2019 attestierte der inzwischen ebenfalls im Ruhestand weilende Kollege Joachim Staat dem Schwaben: "Vergesst den GTD, der 220 d ist besser."
Mercedes A 220 d im Dauertest: 6,3 Litern Verbrauch
Eine Einschätzung, der in den folgenden zweieinhalb Jahren kaum jemand widersprach. Mit beeindruckender Lässigkeit schüttelte der Zweiliter seine 190 PS und 400 Nm Drehmoment aus den vier Zylindern, brachte den kleinsten Stern in rund sieben Sekunden auf Tempo 100 und rannte mit besonderer Vorliebe jenseits der 200-km/h-Marke über die Autobahnen dieser Republik. Wahrhaft imposant.
Technische Daten
Mercedes A 220 d | |
---|---|
Motor | Vierzylinder, Turbo, vorn quer |
Hubraum | 1950 cm3 |
Leistung | 140 kW (190 PS) bei 3800/min |
max. Drehmoment | 400 Nm bei 1600/min |
Antrieb | Vorderradantrieb/Achtgang-DCT |
Leergewicht | 1520 kg |
Zuladung | 495 kg |
Kofferraum | 360-1200 l |
Höchstgeschwindigkeit | 235 km/h |
Verbrauch* | 5,0 l |
Abgas* CO2 | 133 g/km |
Und sogar noch zu steigern. Denn bei aller Dynamik neigte die selbstzündende A-Klasse nie zum Trinken. Ganz im Gegenteil: Über die Gesamtdistanz mit viel Termindruck und Kilometerschrubben auf der Autobahn blieb der 220d mit 6,3 l/100 km voll im Soll. Und, auch dank souveränem Achtgang-Doppelkuppler, akustisch stets vornehm im Hintergrund.
Auf den wenigen gemütlichen Vergnügungsfahrten zwischendurch stand dann auch gern eine Fünf vorm Komma, ließen sich über 1000 Kilometer Reichweite ohne Probleme schaffen. Auch beim AdBlue-Bedarf gab sich der Schabe nicht verschwenderisch. Bei wenig mehr als einem Liter alle 1000 Kilometer sorgte der üppig dimensionierte Harnstoff-Tank (23,8 l) für berechenbare Stopps.
Reisen und Komfort: Eins mit Sternchen
Einzig die Kosten zeigten sich völlig unkalkulierbar. Zwischen einem und fünf Euro pro Liter haben wir alles erlebt. Recht eindeutig dagegen die Meinungen zum Thema Reisen und Komfort: Eins mit Sternchen. Okay, ein Raumwunder ist die A-Klasse nicht, aber es reicht für Kleinfamilien. Teile der Redaktion sahen angesichts der angenehm festen Polster sowie eines nachsichtig ansprechenden Fahrwerks sogar manche C-Klasse im Hintertreffen.
Auf jeden Fall zeigte sich der Kompakte voll langstreckentauglich. Dabei unterstützten, wie Joachim Staat es formulierte, die "schöne Verarbeitung mit einem Schuss Glimmer-Glamour und das aufmerksame LED-Licht". Ja, an diesen Benz konnten und wollten sich viele nur zu gern gewöhnen. "Was für ein wundervolles Auto – klein, handlich, übersichtlich", schwärmte Kollegin Conny Poltersdorf und lobte den Schwaben nicht nur als Reiseprofi, sondern auch als sportlichen Stadtflitzer.
Kosten
Betriebskosten/Fixkosten pro Jahr | |
---|---|
Haftpflicht 15 (100 %, SF 5)* | 329 Euro |
Vollkasko 22 (300 € SB, SF 5)* | 763 Euro |
Teilkasko 24 (150 € SB, SF 5)* | 466 Euro |
Kfz-Steuer (Euro 6d-ISC) | 266 Euro |
Kraftstoffkosten für 102.507 km | |
6403,30 Liter Diesel (= 6,3 l/100 km) | 8077,76 Euro |
Motoröl-Nachfüllbedarf 0 Liter | 0 Euro |
Inspektionskosten (inklusive Ölwechsel) | |
25.000 km | 460,93 Euro |
50.000 km | 520,86 Euro |
75.000 km | 1167,31 Euro** |
Reifenkosten (inkl. Montage) | |
1 Satz Sommerreifen 225/45 R 18 Michelin Pilot Sport 4 | 646 Euro |
1 Satz Winterreifen 225/45 R 18 Pirelli Sottozero | 665 Euro |
Preise/Wertverlust | |
Testwagenpreis 10/19 (inkl. Extras) | 55.174 Euro |
Aktueller Neupreis (inkl. Extras)*** | 55.835 Euro |
Schätzpreis 3/22 | 23.950 Euro |
Wertverlust des Testwagens | 31.224 Euro |
Gesamtkosten für zwei Jahre | |
auf 102.507 km | 13.595,86 Euro |
Kosten pro km | 0,14 Euro |
Kosten pro km mit Wertverlust | 0,45 Euro |
Vor allem im urbanen Umfeld fiel dann aber auch ein gewisses Niveau-Problem des Benz auf. Weil die A-Klasse von Haus aus wenig Bodenfreiheit mitbringt und die Nase recht tief über dem Asphalt schnüffelt, kam es bei steilen Tiefgaragenauffahrten oder besonders ernst gemeinten Speedbumps schon mal zum Bodenkontakt. Also machten wir spätestens nach dem ersten hässlichen Aufsetzer gaaanz vorsichtig. Was allerdings nichts daran ändert, dass man in die A-Klasse sehr tief hinabsteigt – für groß gewachsene Typen mit Rücken kein Spaß.
Teilweise übervorsichtige Assistenten
Und manchmal auch ein grundsätzliches Problem, wie Conny Poltersdorf feststellen musste: "Bei ganz hohen Bordsteinen haben Beifahrer schon mal Schwierigkeiten, die Tür zu öffnen – hab ich so noch nie erlebt." Viel Lob verbuchte dagegen das MBUX-Infotainment. Verständige Sprachassistenz, scharfe Displays, gut orientierte Navigation – auf die Multimedia-Dienste der A-Klasse konnte man sich verlassen. Ja, dass Apple CarPlay noch ans Kabel gebunden war und das Touchpad immer wieder mal Fehlbedienungen provozierte, nervte, ließ sich aber verschmerzen.
Messwerte
bei Testbeginn | bei Testende | |
---|---|---|
Beschleunigung | ||
0-50 km/h | 2,7 s | 2,8 s |
0-100 km/h/-130 km/h | 7,1/11,4 s | 7,4 /11,7 s |
0-160 km/h | 17,6 s | 17,6 s |
Zwischenspurt | ||
60-100 km/h | 3,7 s | 3,7 s |
80-120 km/h | 4,8 s | 4,8 s |
Bremsweg | ||
aus 100 km/h kalt | 35,7 m | 35,8 m |
aus 100 km/h warm | 34,3 m | 34,2 m |
Innengeräusch | ||
bei 50 km/h | 59 dB(A) | 59 dB(A) |
bei 100 km/h | 65 dB(A) | 65 dB(A) |
bei 130 km/h | 68 dB(A) | 68 dB(A) |
Testverbrauch/CO2 | 5,3 l D/141 g/km | 5,9 l D/156 g/km |
Weniger entspannt reagierten einige Kollegen auf die teils übervorsichtigen Assistenten. Alte Markierungen in Baustellen oder Fußgänger im Kurvenbereich (aber auf dem Gehweg!) nahmen die Sicherheitskräfte zuweilen zum Anlass, einzugreifen – das geht besser. Als die 100.000 Kilometer dann voll waren, gab es trotzdem nur einen Wunsch: Kann der nicht bleiben? Doch die Redaktions-Bitte half nichts, auch S-AK 4212 wurde von AUTO BILD und DEKRA in seine Einzelteile zerlegt.
Verschleiß? Alles nicht dramatisch!
Schon bei den ersten Handgriffen fiel auf, dass der Innenraum immer noch vergleichsweise frisch wirkte, wenig Verschleiß zeigte. Schürfwunden an der Fahrerfußmatte und leichte Wellen in den Polstern der Vordersitze zeugten vom eifrigen Einsatz der Piloten, sonst präsentierte sich der kompakte Mercedes noch fit. Und so ging es im weiteren Verlauf der Demontage weiter. Hier mal eine leichte Scheuerstelle im Kotflügel, da mal ein dezenter Rostansatz am Unterboden sowie eine Undichtigkeit an einer Klimaleitung, aus der etwa 170 Gramm Kältemittel entfleuchten – alles nicht nichts, aber alles nicht dramatisch. Eher Zeichen eines bewegten Autolebens.
Wertung
Zuverlässigkeit | Anzahl | Fehlerpunkte |
---|---|---|
Liegenbleiber | 0 | 0 (von max. 15) |
Motor-/Getriebeschaden | 0 | 0 (von max. 15) |
Defekte Antriebs-/Funktionsteile | 0 | 0 (von max. 5) |
Zusätzlicher kurzer Werkstattbesuch | 0 | 0 (von max. 3) |
Zusätzlicher mehrtägiger Werkstattaufenthalt | 0 | 0 (von max. 5) |
Defekte und Sonderarbeiten (Radio/Navi/Flüssigkeiten etc.) | 0 | 0 (von max. 2) |
Defekte Kleinteile (Lampen etc.) | 1 | 1 (von max. 1) |
Langzeitqualität (aus Demontage) | Punkte max. | Fehlerpunkte |
Karosserie (Konservierung, Lack, Teppiche, Verkleidungen) | 0-5 | 1 |
Motor (Leistung, Dichtigkeit, Ablagerungen, Laufspuren) | 0-5 | 0 |
Getriebe (Dichtigkeit, Abrieb, Zustand, Kupplung) | 0-5 | 0 |
Abgasanlage (Zustand, Kat, Aufhängung, Abschirmbleche) | 0-5 | 1 |
Fahrwerk (Achsen, Federung, Lenkung, Befestigung) | 0-5 | 0 |
Elektrik (Kabel, Stecker, Steuergeräte, Sicherungen) | 0-5 | 0 |
Alltagswertung/Fahren | Punkte max. | Fehlerpunkte |
Ergibt sich aus den Eintragungen im Fahrtenbuch | 0-10 | 1 |
Gesamtpunkte | 4 | |
Note | 1 |
Fazit
Reife Leistung. In der Redaktion hat sich der A 220 d als schneller und komfortabler Begleiter viele Freunde gemacht, bei der Abschlusszerlegung keine ernsthaften Schwächen offenbart. Dass er eine Spur zu tief liegt und zu teuer ist, bleibt unangenehm, wussten wir aber vorher. Die Note 1 ist deshalb mehr als verdient.
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