Lange nicht gesehen, so einen Stern vorn auf der Haube. Ein schöner Anblick und dazu hilfreich beim Rangieren. Beim Benz gehört der klassische Stern aber leider nur zur Exclusive-Ausstattung, die (Exterieur plus Interieur) mal eben 2739 Euro kostet. Später mehr dazu. Die seit 2014 gebaute C-Klasse hat Mercedes gerade überarbeitet und dabei 6500 Teile geändert. Wovon kaum etwas zu sehen ist. Aber wozu ein erfolgreiches Design ändern? Schließlich sieht der Benz mit seinen leicht rundlichen Formen immer noch gut aus, steht stabil auf den Rädern.

Das Modellpflegeprogramm hinterlässt kaum sichtbare Spuren

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Video: Mercedes-Benz C-Klasse (2018)

C-Klasse mit S-Klasse-Technik

Der Audi A4 startete Ende 2015, wirkt bis heute neu und modern wie am ersten Tag und hat einen ganz anderen Auftritt als die C-Klasse. Schneidiger, kantiger und äußerst präzise im Detail. Welcher Stil ist am Ende erfolgreicher? Das Cockpit in der C-Klasse jedenfalls ist mit Spaß an der Form und einem leichten Hang zum Barock gemacht. Details wie die silbernen Lüftungsdüsen wirken verspielt, dürfen das auch, und das offenporige "Holz Eiche grau" sieht einfach nur großartig aus, typisch Benz und hochwertig. Das Lenkrad besitzt jetzt wie in E- und S-Klasse die kleinen, Touch Control genannten Bedienfelder. Das Test-C kam mit den 12,3 Zoll großen digitalen Instrumenten (893 Euro) und dem 10,25 Zoll großen Bildschirm fürs Navi (im Paket 2916 Euro), beides mit feiner Grafik. Die Bedienung ist wegen der vielen Funktionen und Menüs nicht ganz einfach, aber halbwegs logisch strukturiert. Immer wieder schön und praktisch: der Automatik-Wählhebel an der Lenksäule.

In beiden Kombis geht es Reisenden auch in Reihe zwei gut

Man sitzt auf den vielfach verstellbaren Multikontursitzen vorn sehr bequem. Allerdings berechnet Mercedes die Sessel im High-End- Komfort-Paket mit stolzen 2398 Euro. Der edel ausgeschlagene Kofferraum schluckt 490 Liter, die im Verhältnis 40/20/40 geteilt klappbare Lehne kostet 345 Euro. Komplett umgelegt passen 1510 Liter rein. Ein in zwei Positionen zu befestigendes Gepäcknetz ist Serie. Der Mercedes darf maximal 537 Kilo schleppen – also einen sehr gut gefüllten Familienkoffer mehr als der Audi mit seinen 492 Kilo. In das ebenfalls mit feinem Velours tapezierte Gepäckabteil beim A4 passen 505 bis maximal, so ein Zufall, 1510 Liter, die 40/20/40 geteilte Rücklehne kostet hier 380 Euro extra, das Gepäcknetz und vier Verzurrösen sind immerhin im Preis enthalten. Beim Platz nehmen sich A4 und C-Klasse nicht viel, in beiden Autos sind Erwachsene im Fond anständig untergebracht – das war in der noblen Mittelklasse nicht immer so.
Der A4 ist genau so eingerichtet, wie er von außen aussieht: kühl und klar und, genau wie der Mercedes, blitzsauber verarbeitet. Der Test-A4 besitzt den 12,3-Zoll-Bildschirm für die digitalen Instrumente (500 Euro) und das 8,3-Zoll-Display für das große Navi (2840 Euro). Alles auch mit feiner Grafik, vielen Funktionen und Menüs. Wie beim Benz relativ flüssig zu bedienen.

In diesem Duell ist der A4 Avant das fahraktivere Auto

Audi A4 Avant
Der Audi ist dynamischer als der Benz, aber die Lenkung könnte mehr Rückmeldung vertragen.
Angetrieben wird der Audi von einem 2,0-Liter-TDI mit 190 PS. Ein lebhaftes Triebwerk, etwas lockerer drehend als der Benz, insgesamt auch etwas leiser und gut gedämmt. Und mit einem Testverbrauch von 6,0 Litern ist der A4 einen Tropfen sparsamer als die C-Klasse (6,2 Liter). Wegen der Siebengang-Doppelkupplung wird der Audi von einer Anfahrschwäche geplagt – einmal in Fahrt, reagiert das Getriebe dann aber angenehm aufmerksam. Der Test-A4 ist mit Komfortfahrwerk und adaptiven Dämpfern (980 Euro) ausgestattet und federt damit geschmeidig, wenn auch nicht ganz so sensibel wie der Mercedes mit seiner Luftfederung. Der frontgetriebene Audi fühlt sich dafür leichtfüßiger an als die C-Klasse, zackiger und agiler. Die eine Spur zu leichtgängige Lenkung könnte aber gern mehr Rückmeldung liefern.

Der Fahreindruck der C-Klasse vermittelt hohe Solidität

Duell der feinen Kofferträger
Das große C liegt bemerkenswert satt auf der Straße und wirkt wie eine kleine E-Klasse.
Beim Benz sitzt ein 2,0-Liter mit 194 PS unter der Haube. Der klingt beim Start erst mal wie ein Taxi – wahrscheinlich machen sie das mit Absicht, damit sich ein Gefühl von Vertrautheit einstellt. Später beruhigt er sich, läuft kernig, nicht unangenehm, aber trotzdem akustisch präsent. Insgesamt ist aber auch der Benz sorgfältig gedämmt. Der Vierzylinder mit dem Stern hat ausreichend Kraft und einen stämmigeren Antritt als der Audi, zieht satt durch und harmoniert bestens mit der freundlichen Neunstufenautomatik, die sanfter schaltet als das Doppelkupplungsgetriebe im Audi. Und wie schon gesagt passt die flauschige Luftfederung (1666 Euro) des Test-Mercedes gut zum komfortablen Charakter, nimmt sanft wogend auch üblen Straßenabschnitten den Schrecken. Der Benz liegt bemerkenswert satt auf der Straße, fühlt sich an wie eine kleine E-Klasse. Irgendwie wuchtiger und schwerer als der A4 – dabei bringt er gerade mal 45 Kilo mehr auf die Waage. Sehr gefallen hat uns außerdem die gefühlvolle Lenkung.
Und beim Stopp aus Tempo 100 steht der C 220 d mit warmen Bremsen nach 34,7 Metern – 1,8 Meter eher als der Audi! Die größeren Bremsscheiben vorn (plus 298 Euro) lohnen sich offensichtlich. Apropos Preise. Durch die Paketpolitik wird das T-Modell im Testtrimm teuer, unangenehm teuer. Mit Navi im High-End-Infotainment-Paket für 2916 Euro, den tollen Multikontursitzen im Paket für 2398 Euro und der Exclusive-Ausstattung, die – bis auf den Stern! – keiner braucht, für 2738 Euro summiert sich das auf 56.154 Euro. Und kostet den Benz den Sieg: Den Audi A4 Avant gibt es für 50.485 Euro. Ein entscheidender.

Fazit

Audi A4 Avant und Mercedes C-Klasse T-Modell sind zwei herausragende Kombis: geräumig, praktisch, komfortabel – und edel. Einen echten Verlierer gibt es bei zwei Punkten Unterschied nicht, reine Geschmacksfrage!