Vorstellung: Jetzt sind die SUV-Modellreihen dran

Nachdem Mercedes mit GLC und GLE Coupé die letzten Lücken im SUV-Programm geschlossen hat, werden jetzt die bestehenden Baureihen renoviert. Den Anfang macht der neue GLE, der sportlicher gezeichnet ist als das aktuelle Modell und sich dem aktuellen Mercedes-Trend anschließt: Sicken und Kanten im Blechkleid werden weiter reduziert. Die Front ziert nun das aktuelle Markengesicht, bei dem die beiden Zierleisten im Grill den großen Stern umschließen. Dank neu gestalteter Frontschürze vergrößern sich die Lufteinlässe, das Nummernschild prangt auf einem angedeuteten Unterfahrschutz. Auffällig sind die Doppel-Zacken der Leuchtgrafik, die an CLS und A-Klasse erinnert.
Mercedes GLE Erlkönig
Die markante Einbuchtung für das Nummernschild in der Heckklappe kennt man schon von der A-Klasse.
Doch trotz der optischen Anpassung verleugnet der GLE die seit über 20 Jahren verfolgte Linie mit der schwungvollen C-Säule nicht. Für frischen Wind am Heck sorgen dafür einige Designelemente von der neuen A-Klasse: Die Rückleuchten und die markante Einbuchtung für das Nummernschild erinnern an den Stuttgarter Kompakten. Noch interessanter als die optischen Veränderungen ist das, was sich bei der Technik tut. Denn der GLE kommt mit einem neu entwickelten aktiven Fahrwerk auf 48-Volt-Basis, das jedes Rad individuell regelt. Der weiterentwickelte Allradantrieb verteilt das Drehmoment jetzt zwischen 0 und 100 Prozent auf die beiden Achsen. Dank Echtzeitverkehrsinformationen erkennt der Stauassistent außerdem noch vor dem Fahrer, wo der Verkehr stockt und kann rechtzeitig abbremsen. Natürlich kommt im GLE auch das aktuelle Mercedes-Infotainment MBUX zum Einsatz, das mit dem durchgehenden Bildschirm für eine horizontale Ausrichtung sorgt – und mit dem die Zahl der Knöpfe im Innenraum reduziert wird. Außer per Touchscreen kann das System auch mit Gesten bedient werden. Der neue GLE ist bereits bestellbar. Anfang 2019 rollt das SUV dann zu den Mercedes-Händlern. Die Basisversion kostet 65.807 Euro.

Innenraum: Die Haltegriffe sind geblieben 

Alles neu beim Mercedes GLE
Das Cockpit ist hochwertig verarbeitet und wirkt mit dem Widescreen ziemlich futuristisch. Die schrulligen Haltegriffe sind geblieben.
Schon der Einstieg in den neuen GLE fällt wegen der perfekten Sitzhöhe leicht. Im Cockpit ist wenig beim Alten geblieben. Die Ausrichtung und die Form erinnern eher an eine klassische Limousine als an ein SUV. Der GLE hat wie A-Klasse und Sprinter das Bediensystem MBUX an Bord. Eine Premiere in dem SUV ist dabei der Näherungssensor. Wenn man sich dem Touchfeld auf der Mittelkonsole oder dem Touchscreen nur mit dem Finger nähert, reagiert das System bereits. Außerdem können für bestimmte Funktionen Gesten zugeteilt werden. Wenn die Passagiere die Geste vor dem Display ausführen, wird zum Beispiel automatisch das Menü für die Ambientebeleuchtung geöffnet. Die Schwaben setzen aber bei der Bedienung weiterhin auch auf klassische und edel anmutende Kippschalter. Darüber kann zum Beispiel das ESP deaktiviert werden. Auf der Mittelkonsole sind zwei Haltegriffe angebracht. Macht beim Beifahrer noch Sinn, warum sich aber der Fahrer dort festhalten sollte, lässt sich nicht vernünftig erklären. 
Die Verarbeitung und die Materialauswahl wirken bei der ersten Sitzprobe durchweg hochwertig. Die Bedienelemente für die Sitzverstellung und die Tasten der elektrischen Fensterheber sind zum Beispiel mit Metall überzogen und fühlen sich sehr angenehm an. Auch an genügend Verstaumöglichkeiten haben die Stuttgarter gedacht. Im vorderen Bereich der Mittelkonsole befindet sich ein aufschiebbares Fach, das unter anderem auch zwei Getränkehalter beherbergt. Die bequemen Sitze sind mit perforiertem Leder überzogen und bieten genug Seitenhalt. Besonders hinten macht sich der Längenzuwachs des SUV bemerkbar. Die hinteren Passagiere können die üppige Beinfreiheit genießen, während sie unter anderem an den zwei Anschlüssen auf der Mittelkonsole ihre Smartphones laden können. Unterhalb befindet sich eine 230 Volt-Steckdose. Für die Kofferraumabdeckung gibt es unter dem doppelten Ladeboden erstmals eine spezielle Aussparung, in der das Rollo bei Nichtgebrauch verstaut werden kann. 

Fahren: Mehr als verdient mit Stern

AUTO BILD fuhr alle zum Marktstart erhältlichen Motorisierungen des GLE. Das SUV fährt so leise, dass Mercedes angeblich alle Knöpfe, Tasten und Drehregler noch mal neu justieren musste, weil sie sonst zu hören wären. Leider klingt in dieser Oase der Stille ein 300 d (245 PS) nun plötzlich wie ein Raufbold. Zwar versucht Daimler, die missliche Tonlage des Vierzylinders per Lautsprecher im Heck künstlich in einen sportlichen Klang zu verwandeln, doch das gelingt nur ansatzweise. Und so fällt der kleinste Diesel im GLE durch. Zu kraftlos, zu rau. Auch der Sechszylinder-Benziner im GLE 450 (367 PS) ist vom Klangbild her nicht die Idealbesetzung. Power genug hat er, aber er ist ebenfalls ungewöhnlich herzhaft in der Stimme. Viel besser klingt da der Sechszylinder-Diesel im GLE 400 d (330 PS). Mit der Neunstufenautomatik bildet er ein Team, das den Stern mehr als verdient.
Alles neu beim Mercedes GLE
Das Fahrwerk des GLE verbindet eine Luftfederung mit einer Hydropneumatik.
Besonders interessant ist das neue E-Active Body Control-Fahrwerk (7735 Euro). Unterstützt vom 48-Volt-Bordnetz, passen sich die Federn und Dämpfer, die auf der bekannten Luftfederung "Airmatic" aufbauen, voll automatisch Fahrsituationen an. "Intelligente" Pumpen an jedem Rad versorgen die Dämpfer in Millisekunden mit Öl, heben die Karosserie an oder senken sie. Sieht die Frontkamera ein Schlagloch kommen, sendet sie diese Information zu der Hydropneumatik, die dann das Straßenmalheur so ausbügelt, als wäre der Untergrund ein flauschiger Teppich. Ergebnis ist ein Komfort, den wir bei einem SUV so noch nicht erlebt haben. Trotzdem behält der Fahrer immer das Gefühl für die Straße und glaubt, ein deutlich leichteres Auto unterm Hintern zu haben. Auch der Allradantrieb ist – na klar – ein Klassenstreber. Soll alles noch vieles besser können als andere, wie von 0 bis 100 Prozent zwischen den Achsen vollvariabel Drehmoment verteilen und einen mit digitalen Sperren aus dem dicksten Schlamassel befreien.

Ausstattung: Assistent bildet Rettungsgasse

Alles neu beim Mercedes GLE
Im Stau hilft der GLE dem Fahrer dabei, eine Rettungsgasse zu bilden.
Wie üblich in dieser Klasse, ist auch die Sonderausstattung für den GLE üppig. Zu den großen Neuerungen zählt der aktive Abstands-Assistent Distronic: Dank Echtzeit-Informationen erkennt das System, wann der Verkehr stockt oder sich staut und bremst automatisch ab. So kann das System das zu schnelle Auffahren auf ein Stauende unterbinden. Ein anderes Helferlein reiht das Auto dann auf Wunsch so ein, das eine Rettungsgasse gebildet wird. Neu ist auch das aktive und 7735 Euro teure "E-Active Body Control"-System (EABC-Fahrwerk), das mit der Luftfederung kombiniert werden muss und auf 48-Volt-Basis funktioniert. Feder- und Dämpferkräfte werden an jedem Rad einzeln geregelt, das verhindert nicht nur Wank-, sondern auch Nick- und Hubbewegungen. Mit dem neuen Freifahrmodus kann das Fahrwerk dem GLE sogar helfen, wenn er sich festfährt, indem sich das Auto frei schaukelt und so selbst die Traktion verbessert. Auch in Sachen Komfort legt Mercedes die Messlatte hoch: Die Sitze in Reihe zwei können verstellt, belüftet, beheizt und mit einer Massagefunktion ausgestattet werden. Für Reihe eins gibt es die "Energizing" Sitzkinetik: Beim Fahren bewegen sich Lehne und Sitz minimal, damit der Fahrer die Haltung wechselt.

Connectivity: MBUX reagiert auf Bewegungen

Im GLE kommt nun das neue Mercedes-Infotainment MBUX (bekannt aus der neuen A-Klasse, hier geht's zum Test) zum Einsatz. Die beiden Widescreens mit Touchbedienung haben im GLE allerdings einige neue Funktionen. Mercedes spricht von insgesamt 40 Neuerungen gegenüber der A-Klasse. Die wichtigste dürfte sich hinter dem Namen MBUX Interieur-Assistent verbergen: Der erlaubt die Bedienung durch Bewegungen. Hände und Arme von Fahrer und Beifahrer werden dabei von einer Kamera im Dach erfasst. Nähert sich eine Hand dem Display werden einzelne Elemente hervorgehoben. Das System kann die beiden Passagiere unterscheiden, weiß also, bei welchem Sitz beispielsweise die Massagefunktion eingeschaltet werden soll. Andere Funktionen wie die Leselampe können lediglich durch Annähern der Hand ein- und ausgeschaltet werden. Außerdem können Fahrer und Beifahrer je eine Funktion als Favorit einspeichern. Die wird dann durch das Formen des Victory-Zeichens mit Zeige- und Mittelfinger ausgewählt.
Eine weitere neue Funktion von MBUX kann das Fahrzeug mit einem Fitnesstracker vernetzen. Der Energizing Coach empfiehlt anhand der gesammelten Werte, die der Fitnesstracker liefert, individuell eines der Komfortprogramme mit Musik- und Lichtstimmungen sowie einem bestimmten Massageprogramm.

Bildergalerie

Mercedes A-Klasse  !! Sperrfrist 09. Januar 2018 22:00 Uhr MEZ !!
Mercedes MBUX
Mercedes MBUX
Kamera
Mercedes MBUX Infotainmentsystem (2018)

Motoren und Preise: Drei Diesel, ein Benziner

Alle Infos zum neuen Mercedes GLE
Einstiegsmotor für den GLE ist ein Diesel mit vier Zylindern. Darüber rangiert ein Reihensechszylinder-Benziner.
Als Basismotorisierung dient der 245 PS starke GLE 300 d 4MATIC. Der Vierzylinder-Turbodiesel entwickelt 500 Newtonmeter Drehmoment und kostet mindestens 65.807 Euro. Die beiden stärkeren Dieselvarianten setzen auf einen Reihensechszylinder mit 2,9 Litern Hubraum. Der bringt es im GLE 350d auf 272 PS und 600 Nm (69.496 Euro). Im GLE 400 d 4MATIC leistet der Dieselmotor 330 PS und 700 Nm und kostet 76.101 Euro. Die beiden Reihensechszylinder-Diesel sind derzeit die saubersten der Welt. Dank eines zweiten, passiven SCR-Kats erfüllen sie bereits heute die Abgasnorm Euro 6d, die erst ab Januar 2020 in Kraft tritt. Außerdem ist der ein Benziner im GLE 450 4Matic verfügbar, der es auf 367 PS und 500 Nm bringt. Das serienmäßige 48-Volt-System mit integriertem Startergenerator senkt nicht nur den Verbrauch, es stellt auch kurzfristig 22 PS und 250 Nm Zusatzkraft über die Boost-Funktion bereit. Der Sechszylinder kostet mindestens 72.650 Euro. Laut Mercedes sollen weitere Motoren, darunter ein Plug-in-Hybrid, folgen. Die Automatik 9G-Tronic ist immer an Bord.
AUTO BILD vermutet: Den V8 gibt es nur noch in der AMG-Variante mit bis zu 640 PS. Der AMG GLE 43 kommt künftig nicht mehr als V6, sondern als Reihensechszylinder. Außerdem will Mercedes die elektrische Reichweite des Plug-in-GLE von 50 auf 100 Kilometer ausbauen.

Technische Daten: GLE ab 65.807 Euro

GLE 300 d 4MATIC • Motor: Vierzylinder-Diesel • Hubraum: 1950 cm³ • Leistung: 180 kW (245 PS) • max. Drehmoment: 500 Nm • Beschleunigung 0-100 km/h: 7,2 s • Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h • Verbrauch: 6,1 l/100 km • CO2-Emissionen: 161 g/km • Preis: 65.807 Euro.
GLE 350 d 4MATIC • Motor: Reihensechszylinder-Diesel • Hubraum: 2925 cm³ • Leistung: 200 kW (272 PS) • max. Drehmoment: 600 Nm • Beschleunigung 0-100 km/h: 6,9 s • Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h • Verbrauch: 6,9 l/100 km • CO2-Emissionen: 184 g/km • Preis: 69.496 Euro.
GLE 400 d 4MATIC • Motor: Reihensechszylinder-Diesel • Hubraum: 2925 cm³ • Leistung: 243 kW (330 PS) • max. Drehmoment: 700 Nm • Beschleunigung 0-100 km/h: 5,8 s • Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h • Verbrauch: 7,0 l/100 km • CO2-Emissionen: 184 g/km • Preis: 76.100,50 Euro.
GLE 450 4MATIC • Motor: Reihensechszylinder-Benziner • Hubraum: 2999 cm³ • Leistung: 270 kW (367 PS) + 16 kW (22 PS) zusätzliche Leistung EQ Boost • max. Drehmoment: 700 Nm + zusätzliches Drehmoment EQ Boost • Beschleunigung 0-100 km/h: 5,7 s • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h • Verbrauch: 8,3 l/100 km • CO2-Emissionen: 190 g/km • Preis: 72.649,50 Euro.

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Mercedes GLE (2018): Neue Infos und Bilder
Mercedes GLE (2018): Neue Infos und Bilder
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Katharina Berndt
Tomas Hirschberger
Elias Holdenried