Mercedes V 220 d: 100.000-Kilometer-Dauertest
Länge läuft

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So lang wie eine S-Klasse, hoch wie eine Garage: Der Luxusriese packt fast alles, nun auch den harten Alltag? Wer so viel kostet, muss auch richtig was liefern.
Wer V-Klasse sagt, denkt "Bulli". Und denkt an den VW T6, den großen Schatten, den Mercedes vor zwei Jahren erstmals überholt hat. "Der Stern ist der bessere Bulli" – unser Testurteil erschütterte das Weltbild von Familien und Freiberuflern, der klassischen Bus-Klientel. Und steigerte die Erwartungen an den Dauertester. Wie würde der silbergraue V 220 d die gnadenlose Alltagshölle bei AUTO BILD bestehen – 100.000 Kilometer abwechselnd als rollendes Messebüro, Crew-Shuttle oder Fotografen-Frachter? Schon seltsam, aber die Großen müssen bei AUTO BILD immer besonders hart ran.
Der Testwagen-Preis von 57.575 Euro ist noch bescheiden

Mittlerer Radstand, 220 d, EditionAusstattung – so wie unser Dauertester werden die meisten V-Klassen geordert.
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In 12,3 Sekunden ist der V auf Tempo 100 und bringt 200 km/h Endgeschwindigkeit. Bei überlegten Gasfuß gibt er sich mit acht Litern zufrieden.
Auch der V 220 d verströmt das bekannte Bulli-Baldrian
Die Schiebetüren, zum Glück ohne elektrische Schließung, eröffneten ein Geräuschkonzert, das den Dauertester schon nach 12.000 Kilometern begleitete. "Klappern auf der rechten Seite", monierte zuerst Andreas Borchmann. Später kam ein Klötern aus der Heckklappe hinzu, die schlecht schloss, manchmal ein Schleifen von der Vorderachse, die zweimal vermessen wurde. Ohne Ergebnis. Klang nicht gerade hochwertig, doch kaputt ging bis zum Schluss nichts. Trotz der Begleitmusik verströmte der V 220 d das bekannte Bulli-Baldrian. Hinterm Lenkrad vergisst du die Welt. Allerdings zeigte die Verkehrs-Info im teuren Comand Online mal einen Stau trotz freier Piste, und die Touchpad-Funktion am Zentralknopf verwirrte mehr, als zu helfen. Nach 71.289 Kilometern waren die Bremsbeläge rundum verglast – eine Folge hoher Reiseschnitte. Das schwankende Bremsgefühl störte viele Fahrer. Nach dem ersten Pedal tritt wanderte der Druckpunkt nach unten weg. "Fehlkonstruktion!", blieb ein seltener Wutausbruch, zumal der Bus die Dauertest-Hölle trotz aller Klapperei ohne technische Mängel überstand. AUTO BILD würde nur zu gern wissen, wie sich im Vergleich der aktuelle T6 schlägt, doch den rückt VW nicht zum Dauertest heraus. Deshalb bestätigt die 1– unser Testurteil: Die V-Klasse ist der bessere Bulli.
In der Bildergalerie erfahren Sie, was während des Tests und bei der Demontage des Testwagens nach Erreichen der 100.000 Kilometer außerdem aufgefallen ist.
Fazit
Die V-Klasse ist ein Riese in puncto Platz und Reisekomfort, trotz harter Einsätze gab es keinen Ausfall. Die Qualität ist besser als beim Vorgänger. Doch ihre Robustheit störte, wenn Leichtigkeit gefragt war: Überschwere Sitze begrenzen die Variabilität, einige Klappergeräusche begleiteten den Dauertest. Das passt nicht ganz zu Preis und Anspruch.
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