Alt sein war früher kein Makel. Im Gegenteil. Erfahrung und Weitsicht galten als wertvolle Eigenschaften. Heute regiert dagegen der Jugendwahn. Über 30 bedeutet da quasi scheintot. Vor diesem Hintergrund könnte man diesen Vergleich für unfair halten. Immerhin muss das schon fünf Jahre alte 3er Coupé zwei Jahre vor seiner Ablösung noch gegen so junge Hüpfer wie das Renault Laguna Coupé (Debüt 2009) und das ganz frische Mercedes C-Klasse Coupé antreten. Doch keine Sorge, liebe BMW-Fans: Fürs Neusein allein gibt es bei AUTO BILD keine Punkte. Für Ausgereiftheit schon.

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Renault Laguna
Lässt wenig Wünsche offen: Das Renault Laguna Coupé ist umfangreich ausgestattet.
Beim Thema Ausstattung kann sich der Renault ordentlich in Szene setzen. Den ebenso praktischen wie coolen und sonst gern in Mercedes-Modellen anzutreffenden Gurtbringer bietet zwar nur der 3er, im Laguna GT gehören dafür Einparksensoren hinten, das Navigationssystem und eine Sitzheizung zum Serienstandard – bei BMW und Mercedes werden dafür mindestens zwei Tausender extra fällig. Xenonscheinwerfer (wie BMW) und eine Fahrlichtautomatik (wie Mercedes) kosten ebenfalls keinen Aufpreis. Nett. Noch netter wäre es allerdings gewesen, hätten die Renault-Raumplaner unters schicke Blech auch vernünftige Platzverhältnisse gezaubert. Schon vorn wünschen sich große Fahrer ihren Sitz noch ein Stück weiter zurück, dahinter kneift es aber auch so schon gewaltig. Wie im zudem recht schmalen Benz bohren sich die Knie unsanft in die Vorderlehnen, allein im 3er-Fond können auch Erwachsene halbwegs entspannt sitzen.

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BMW 3er
Alles andere als ein Lastesel: Das BMW 3er Coupé darf nur 383 Kilogramm zuladen.
Unsere drei Coupés funktionieren aber ohnehin am besten, wenn nicht mehr als zwei Personen auf Reise gehen. Dann reicht der nicht gerade gewaltige Kofferraum selbst im Laguna (423 bis 873 Liter) aus, wird die bescheidene Zuladung (im BMW nur 383 kg) nicht zum limitierenden Faktor fürs Gepäck. Allerdings erfordert der Laguna schon eine ausgefuchste Lade-Logistik. Wie die beiden Deutschen verzichtet der Franzose auf eine große Heckklappe – was besonders erstaunt, weil doch der viertürige Laguna so ein praktisches Scheunentor besitzt. Dem Coupé muss dagegen ein Heckdeckel reichen. Der hat zwar vielversprechende Ausmaße, die Ladeluke darunter bleibt allerdings eng. So wird Packen noch stärker als bei Benz und BMW zum Puzzle.
Vernunft und Verstand sind sich einig: Der Mercedes-Motor muss es sein. Genau wie der BMW liefert er 204 PS an die Hinterräder, springt ebenfalls in wenig mehr als sieben Sekunden auf Tempo 100 und muss sich erst bei 240 (BMW 244) km/h den Fahrwiderständen ergeben. Zusätzlich verbucht der Benz dank Drehmomentvorteils auch noch den besseren Durchzug – und verbraucht sogar einen halben Liter weniger. Unsere Sympathie gehört aber dem 325d. Der Dreiliter-Reihensechser läuft einfach geschmeidiger als der Diesel der C-Klasse, schiebt gleichmäßiger an und bringt sogar noch so etwas wie eine coole Klangkulisse zusammen. Ganz klar: Die Zukunft gehört dem C 250 CDI, unser Herz dem 325d.

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Video: Mercedes C-Klasse Coupé

Mercedes C Coupé in voller Fahrt

Der Laguna kann in diesem Turbodiesel-Trio nicht ganz mithalten. Was nicht nur an der geringeren Leistung von 178 PS liegt. Die Fahrleistungen enttäuschen keineswegs, allerdings stört, dass der französische Zweiliter länger im Turbokeller festhängt und nicht so mühelos gen Begrenzer dreht. Das weniger exakt geführte Getriebe bremst den Elan des Laguna zusätzlich. Allradlenkung und 18-Zöller (Serie im GT) bringen dem Laguna im Handling keinerlei Vorteile, große Räder und straffes Fahrwerk kosten aber ordentlich Komfort. Deutlich geschmeidiger federt die C-Klasse, die zusätzlich die besten Bremsen mitbringt. Am ausgewogensten zeigt sich der 3er, der Bodenwellen noch besser filtert und den agilsten Eindruck hinterlässt.
Der Coupé-Zuschlag fällt bei Renault zwar am höchsten aus, mit 37.900 Euro kostet der Laguna aber ein paar Tausender weniger als 325d (40.850 Euro) und C 250 CDI (43.393 Euro). Dass der Benz in Anschaffung und Wartung am teuersten kommt, bringt den sehr wertstabilen BMW dann endgültig auf die Siegerstraße. Was uns lehrt: Alter schützt vor Siegen nicht.

Fazit

Coupé und Diesel? Am Ende dann doch kein so großer Widerspruch wie anfangs gedacht. Besonders C-Klasse und 3er lassen mit ihren kräftigen Selbstzündern keine Leistungsdefizite erkennen, bieten hohen Fahrspaß und gleichzeitig viel Komfort – was sich Mercedes allerdings teurer bezahlen lässt als BMW. Renault stellt mit dem Laguna zwar ein gefälliges Coupé ins Feld und ruft die günstigsten Preise auf, kann das hohe Niveau der beiden deutschen Konkurenten aber nicht erreichen.