Führerscheinentzug ist für die meisten Autofahrer eine harte Strafe. Doch um die Fahrerlaubnis zurückzubekommen, ist in einigen Fällen die Teilnahme an einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (kurz: MPU) Vorschrift. Und die ist nicht gerade ein Schnäppchen. Ließen sich vor dem 1. August 2018 die Kosten für eine MPU noch recht simpel ermitteln, ist dies nun nur noch schwer möglich. Neuerdings gibt es keine Bindung der MPU-Entgelte mehr an die Gebührenordnung. Das heißt: Bisher waren die Kosten für eine MPU bundesweit einheitlich geregelt, jetzt können die Preise von den Trägern von Begutachtungsstellen frei bestimmt werden. Zusätzlich fallen Kosten für Vorbereitungskurse oder Beratungsgespräche an. AUTO BILD schafft Klarheit in Sachen Ausgaben für den Idiotentest und sagt, wo man solch eine Prüfung absolvieren kann und wie sie abläuft.

Kosten für die MPU variieren nach Vergehen

Bisher waren die Kosten für eine MPU durch den § 6f im Straßenverkehrs-Gesetz (StVG) vorgegeben. Die Gebühren lagen zwischen 350 und 750 Euro. Wie viel Geld für den Idiotentest letztendlich zu entrichten war, hing vom zugrundeliegenden Vergehen ab. Seit August 2018 können die Träger von Begutachtungsstellen für Fahreignung ihre Preise selbst bestimmen. Dazu sagt der TÜV Süd Life Service: "Die Höhe des Entgelts für die medizinisch-psychologische Begutachtung richtet sich wie zuvor auch nach dem Aufwand, der durch die Fragestellung der Behörde bzw. dem Anlass für die Begutachtung definiert wird." So ist im Falle von Alkohol- und Drogendelikten die MPU meist aufwändiger und somit teurer, als wenn der Idiotentest aufgrund eines vollen Punktekontos gemacht werden muss. Der TÜV betont weiter, dass eine zuverlässige Aussage über die Kosten für eine Untersuchung erst dann möglich ist, wenn die Führerscheinakte und damit die Anordnung der Behörde vorliegt. Noch teurer wird die MPU, wenn man beispielsweise einen Drogentest machen muss. Die Preise für eine Urinprobe liegen etwa zwischen 80 und 250 Euro. Ein Alkoholtest kostet rund 80 bis 165 Euro und ein Medikamententest um die 50 Euro.

Eine gute Vorbereitung auf die MPU ist wichtig

Wer zum Idiotentest muss, sollte sich gut darauf vorbereiten, denn die Durchfallquote ist hoch. Doch auch hier lauern Kosten. Während Begutachtungsstellen kostenlose Informationsabende anbieten, bei denen es hauptsächlich um allgemeine Hinweise zum Idiotentest geht, kosten Vorbereitungskurse und Beratungsgespräche beim Psychologen mehrere hundert Euro. Weitere Informationen zu den Möglichkeiten der MPU-Vorbereitung hier: MPU-Vorbereitung.

Ziel, Fragen und Ablauf bei der MPU

Drogenkonsum am Steuer
Drogenkonsum führt immer häufiger zum Führerscheinentzug.
Die medizinisch-psychologische Untersuchung soll das Problembewusstsein des Prüfkandidaten feststellen: Erkennt er seine persönlichen Fehler, etwa unkontrollierten Alkoholkonsum oder regelmäßig wiederkehrendes Fehlverhalten im Verkehr? Und kann er glaubhaft machen, dass er sein Verhalten zum Zeitpunkt der MPU bereits gründlich geändert hat? Das Gutachten des Psychologen bietet dann die Entscheidungsgrundlage für das Straßenverkehrsamt, ob der Führerschein neu erteilt werden kann. Jede MPU ist auf den Einzelfall zugeschnitten. Einen festen Fragenkatalog, auf den man sich vorbereiten kann, gibt es deshalb nicht. Vieles ergibt sich aus dem Gespräch mit dem Psychologen. Je nach Vergehen nimmt der Idiotentest zwischen zwei und vier Stunden Zeit in Anspruch. Zu Beginn sind drei Fragebögen zu Lebenslauf, Gesundheit und Anlass des Führerscheinentzugs auszufüllen. Anschließend werden Reaktionstests durchgeführt. Zuvor gibt es dafür eine Übungsphase, damit niemand unvorbereitet ist. Wer diesen Teil der Prüfung nicht schafft, ist aber noch nicht durchgefallen. Ein Gespräch mit einem Arzt samt Untersuchung inklusive Blutentnahme schließen sich an. Den Abschluss der MPU bildet das etwa einstündige Gespräch mit einem Psychologen, der das entscheidende psychologische Gutachten ausstellt.

Durchführung der MPU in staatlich geprüften Einrichtungen

Angeboten wird die MPU von staatlich anerkannten Begutachtungsstellen. Diese gibt es zum Beispiel bei technischen Prüforganisationen (z.B. TÜV, DEKRA). Aber auch andere Institute (z.B. Avus, IBBK, Pima) sind staatlich geprüft und zur Durchführung einer MPU berechtigt. In allen Begutachtungsstellen wird nach den gleichen Kriterien vorgegangen, sodass es für das Ergebnis unerheblich ist, welche Organisation den Test durchführt. Hier gibt es eine Liste aktueller anerkannter Begutachtungsstellen. Bevor der Idiotentest jedoch stattfinden kann, muss bei der Führerscheinstelle die Neuerteilung des Führerscheins beantragt werden. Die Behörde teilt dann mit, ob dazu ein Idiotentest notwendig ist. Wenn ja, muss die ausgewählte Begutachtungsstelle der Führerscheinbehörde gemeldet werden, die dann die Fahrerlaubnisakte versendet. Sobald sie bei der Begutachtungsstelle eingegangen ist, kann ein Termin vereinbart werden.

Gründe für Anordnung einer MPU

Rote Ampel überfahren
Auch wenn das Punktekonto voll ist, ist der Führerschein weg.
Die meisten MPUs werden in Zusammenhang mit Alkohol am Steuer verordnet. Wer öfter bei Vergehen in Zusammenhang mit Alkohol im Straßenverkehr erwischt wurde, muss den Idiotentest absolvieren. Bei einem Blutalkohol-Wert ab 1,6 Promille reicht schon ein einmaliger Ausrutscher für den Besuch beim Verkehrspsychologen. Auch Drogendelikte sind ein Grund für die Anordnung einer MPU – dabei muss das Drogendelikt gar nicht zwangsläufig in Zusammenhang mit dem Straßenverkehr stehen. Es reicht zum Beispiel, beim Feiern bei der Einnahme von Drogen erwischt worden zu sein, um den Führerschein in Gefahr zu bringen. Neben der MPU ist bei Führerscheinentzug aufgrund von Drogen oder Alkohol zudem ein Abstinenznachweis notwendig. Durch Urin- und/oder Haarscreenings muss bewiesen werden, dass für einen zuvor festgelegten Zeitraum (z.B. sechs Monate) keine Drogen oder Alkohol konsumiert wurden. Der Abstinenznachweis ist bei Drogendelikten immer erforderlich. Bei Vergehen in Zusammenhang mit Alkohol wird er angeordnet, wenn bei der MPU ausgeschlossen werden soll, dass eine Suchtproblematik vorliegt. Ein weiterer Grund für den Idiotentest ist ein volles Punktekonto in Flensburg. Bei anderen Vergehen im Verkehr kann ebenfalls eine MPU angeordnet werden. Dies wird jedoch im Einzelfall entschieden.

MPU nicht geschafft – und jetzt?

Vorab: ein negatives MPU-Gutachten muss der Führerscheinbehörde nicht vorgelegt werden. Deswegen sollte vor der Untersuchung möglichst nicht angegeben werden, dass ein direkter Versand zur Behörde gewünscht ist. Das ist zwar bequem, kann bei negativem Ergebnis jedoch hinderlich sein. Immerhin wird der Bescheid bis zu zehn Jahre in der Führerscheinakte aufbewahrt. Wer beim Idiotentest durchfällt, kann die Untersuchung wiederholen. Es ist aber ratsam, dazwischen etwas Zeit verstreichen zu lassen und die Phase zu nutzen, um an den Gründen für das negative Ergebnis zu arbeiten. Das Gutachten geht etwa sieben bis zehn Tage nach der MPU bei den Betroffenen ein. Es gibt einen guten Einblick welche Punkte ausschlaggebend waren, ein negatives Gutachten auszustellen. Der neue MPU-Termin kann bei der gleichen oder einer anderen Begutachtungsstelle ausgemacht werden. Die Führerscheinbehörde muss jedoch zuvor darüber informiert werden. Das Ärgerliche an einem erfolglosen Idiotentest: die Kosten werden erneut fällig.

Diese häufigen Fehler sollten bei der MPU vermieden werden

• Nach dem Verlust des Führerscheins zu lange in Schock und Selbstvorwürfen verharren, lieber früh Hilfe suchen – entscheidend für den Erfolg ist eine gute Vorbereitung auf die MPU.
• Die Schuld an der persönlichen Situation abschieben. Etwa auf das Schicksal, auf die Polizei oder auf Freunde, die einen ans Steuer gelassen haben.
• Die MPU allein als Bestrafung ansehen und nicht als Chance auf Veränderung, um den Führerschein zurückzubekommen.
• Die mit der Untersuchung befassten Fachleute (Arzt, Psychologe) als Feinde ansehen.
• Sich bei der Untersuchung als Verlierer darstellen, mit dem es das Leben schon immer schlecht gemeint hat, und damit auf Mitleid hoffen.
• Schauspielern, auswendig Gelerntes sowie vermeintlich Gewünschtes vortragen.
• Bei der MPU vorgeben, eigentlich gar kein Problem zu haben. Beschönigen, was zum Verlust der Fahrerlaubnis geführt hat.
• Zur MPU antreten, ohne dass bereits eine Veränderung stattgefunden hat. Bei Alkoholproblemen etwa bei den Trinkgewohnheiten.

Von

Roland Bunke
Isabella Sauer