Der echte Adam, also der von damals, hatte es bestimmt auch nicht einfach. Alleine mit der schönen Eva im Garten Eden, nur mit einem Feigenblatt bekleidet – und dann diese verflixte Sache mit der verbotenen Paradiesfrucht. Da kann Mann schon mal schwach werden. Heute hat Adam andere Probleme. Er soll zwar nicht die ganze Menschheit ins Paradies führen, aber doch bitte Opel retten. Mindestens. Nur mal wieder die gebeutelten Rüsselsheimer am Garten Eden der Zulassungszahlen schnuppern lassen. Wäre das nicht schön ...?
So fährt der Opel Adam
Mit dem Lifestyle-Kleinwagen Adam will Opel den Konkurrenten Mini und Fiat 500 trotzen. Da liegt die Hauptzielgruppe "junge Frauen" mehr als nahe.
Adam ist durchaus ein Typ, der Eva gefallen dürfte. Auf verkürzter Corsa-Basis raspelt der 3,70 Meter-Knirps schon optisch reichlich Süßholz. Und was er in seiner kleinen Kleiderkammer an Klamotten und Schminke auffährt, lässt die Damenwelt dahinschmelzen. Mit über 30.000 Ausstattungs-Varianten macht Adam die ganz große Modewelle. Ladys haben die Gewissheit, dass ihnen zumindest rein rechnerisch kein zweiter Opel-Mini im identischen Adams-Kostüm die Show stiehlt. Sie kennen ja die Sache mit den Abendkleidern bei einer Party ... Wir kühlen Rechner indes fragen uns: Ticken die noch richtig? 30.000 Varianten – weiß Opel eigentlich, was die sich da antun, wenn Kunde Oskar Schmitz in zehn Jahren eine Zierleiste in kanarienvogelgelb nachbestellen will?
So fährt der Opel Adam
Nachteil des Kleinstwagen Adam: Kaum Beinfreiheit auf der Rückbank und mickriger Kofferraum.
Okay, wir schweifen ab. Denn ohne dieses Mode-Chichi ist Klein-Adam zweifellos ein nettes Autochen. Das Multimediasystem inklusive Apps ist kinderleicht  zu bedienen – intensive Handbuch-Lektüre ist nicht nötig, um das System zu verstehen, einfach lostippen reicht. Das Gestühl ist so montiert, dass du dir schnell mit Adam über die richtige Sitzposition einig wirst. Verarbeitung und vor allem Materialgüte im Innenraum des Adam sind in dieser Preisklasse selten bis kaum anzutreffen. Und dafür, dass Opels Zwerg der letzte und damit einzige noch in Deutschland – genauer in Eisenach – gefertigte Kleinwagen ist, bekommt er schon vor der ersten Fahrt einen megadicken extra Sympathiepunkt. Den braucht er auch, denn hinten kneift es mehr als im Mini oder Fiat 500. Nur mit gummigelagerten Gelenken gelingt der Sprung auf die Rückbank, auf der dann das Dach erst von allen Seiten und abschließend auch noch von oben mächtig drückt. Viel größer als 1,65 Meter sollten die Gäste in Reihe zwei also besser nicht sein. Und möglichst mit leichtem Gepäck reisen. Nur 170 Liter passen hinten rein – und die wollen auch noch über Europas höchste Ladekante gewuchtet werden.

Ab Januar 2013 ist der Opel Adam zu haben

So fährt der Opel Adam
Die Qual der Wahl: Was ziehe ich heute an? Unglaubliche 30.000 Ausstattungsvarianten sind für den Adam verfügbar.
Ja ja, wir stehen immer noch. Jetzt geht's aber los. Mit – nennen wir es mal – gebremstem Schaum. Wie 100 PS fühlt sich das ja nicht gerade an. Die spürbare Ladehemmung beim Anfahren enttäuscht. Adam muss nicht nur das Fahrwerk, sondern auch Motoren und Getriebe vom Corsa auftragen. Erst 2014 kommt eine ganz neue Generation an Dreizylinder-Turbomotoren. Bis dahin heißt es: durchhalten. Schlecht ist das Corsa-Erbe ja nicht. Nur eben nicht mehr wirklich up to date. Was sich beim Spritverbrauch (5,5 Liter/100 km) ebenso zeigt, wie beim Geräuschniveau. Einen sechsten Gang aber, der Drehzahl, Verbrauch und Geräusch reduzieren könnte, hat Adam nicht. Sechs. Setzen.
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Video: Opel Adam

Hier wird Adam gebaut

Viel bessere Noten verdient Opels Junior, wenn er sich ein wenig austoben kann. Kurven, möglichst viele hintereinander, schön geschlängelt, die liebt er. Auch wenn in Lenkung und Schaltung noch mehr von der Feinfühligkeit und Exaktheit eines Mini wünschenswert wäre, so gefällt die Beinarbeit doch außerordentlich. Vor allem die Komfortabstimmung ist den Opel-Burschen wirklich gut gelungen. Selbst mit den 18-Zöllern unseres Testwagens zeigt sich Adam nie von seiner groben Seite. Ab Januar 2013 ist der Kleine zu haben, zu Preisen ab 11.500 Euro. Am Ende bleibt ein sympathischer gelber Freund, mit vielen guten Ansätzen, aber auch einigen teilweise erblich bedingten Aussetzern. Trotzdem wird vor allem Eva den gut gebauten Adam mögen – schließlich ist er ja mit seinem auffälligen Gefieder auch ein kleiner Paradiesvogel.

Von

Tomas Hirschberger