Der durchschnittliche Preis eines neuen Pkw hat 2022 das durchschnittliche Arbeitnehmer-Jahresbruttogehalt überstiegen, liegt jetzt bei 42.790 Euro. Aber es gibt sie noch, die bezahlbaren Kleinwagen mit Verbrenner, wie unsere drei Testkandidaten Corsa, Polo und Yaris.

Drei Kleinwagen im Test

Ausgewählte Produkte in tabellarischer Übersicht
1.
Testsieger
VW Polo 1.0 TSI
UVP 24.835,00 EUR
2.
Toyota Yaris Hybrid 1.5 VVT-i
UVP 22.990,00 EUR
3.
Opel Corsa 1.2 Direct Injection Turbo
UVP 20.160,00 EUR
Unter diesen verkauft sich der Opel Corsa F unübertroffen gut. Gebaut wird er wie der VW Polo in Spanien, rollt auf der gleichen Technikbasis wie der Peugeot 208, meidet aber dessen Eigenwilligkeiten (Cockpitgestaltung, Instrumente über Mini-Lenkrad) und gibt sich ganz konventionell: keine besondere Spartechnik, keine Bedienungs-Extravaganzen.
Opel Corsa DIT
Komplett rätselfrei: Mit der Bedienung des Corsa kommt jeder klar. Der Fußraum an den Pedalen hingegen ist zu klein ausgefallen.
Bild: Roman Raetzke

Er verfügt sogar noch über den klassischen Drehzündschlüssel. Jeder könnte sofort mit diesem Auto umgehen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist der dicke Schaltklops der leider nur halbwegs präzise geführten Manuellschaltung und der beengten Fußraum. Der sechste Gang hat eine Schongang-Auslegung. Soll es auf der Autobahn mal flott am Lkw vorbeigehen, nimmt der Fahrer besser den fünften.

Im Corsa-Fahrwerk steckt Dynamik

Vorn sitzt man im Corsa recht kommod, hinten aber ist er ebenso wenig ein Raumwunder wie der Yaris. Deutlich leichter als sein Vorgänger, liefert der Corsa einen kleinwagenhaftereren Fahreindruck als der Polo. Und nicht nur die Karosserie- und Windgeräusche ab 140 km/h sind lauter. Der muntere, gut am Gas hängende und durchzugsstarke Turbo-Dreizylinder mit 1,2 Liter Hubraum knurrt vernehmlicher – was man auch unterhaltsam finden kann.
Opel Corsa DIT
Gokart-artig: Mit seiner direkt ansprechenden, präzisen Lenkung und der tiefen Sitzposition wirkt der Corsa besonders dynamisch.
Bild: Roman Raetzke

Das Ganze wirkt leicht und handlich, gokartartig wie die direkt ansprechende, präzise Lenkung und die tiefe Sitzposition – und die auf Querfugen und Kopfsteinen doch etwas spröde ansprechende Federung. Die lässt die Fahrgäste nie im Unklaren über den Fahrbahnzustand. Die französische Abstammung schimmert aber durch: Im Slalom zeigen sich schnell die Grenzen der Agilität, das ESP nimmt früh Tempo weg, ist nicht abschaltbar.

Fahrzeugdaten

Fahrzeugdaten
Motor Bauart/Zylinder
Dreizylinder, Turbo
Dreizylinder, Hybrid
Dreizylinder, Turbo
Einbaulage
vorn quer
vorn quer
vorn quer
Ventile/Nockenwellen
4 pro Zylinder/2
4 pro Zylinder/2
4 pro Zylinder/2
Nockenwellenantrieb
Zahnriemen
Kette
Zahnriemen
Hubraum
1199 cm³
1490 cm³
999 cm³
kW (PS) bei 1/min
74 (100)/5500
85 (116) Systemleistung
81 (110)/5500
Nm bei 1/min
205/1750
120 Nm + 141 Nm E-Motor
200/2000
Vmax
194 km/h
175 km/h
195 km/h
Getriebe
Sechsgang manuell
stufenloses Automatikgetriebe
Siebengang-Doppelkupplung
Antrieb
Vorderradantrieb
Vorderradantrieb
Vorderradantrieb
Bremsen vorn/hinten
Scheiben/Scheiben
Scheiben/Scheiben
Scheiben/Scheiben
Testwagenbereifung
205/45 R 17 V
215/40 R 18 Y
215/45 R 17 W
Reifentyp
Michelin Pilot Sport 4
Michelin Pilot Sport 5
Michelin Primacy 3
Radgröße
7 x 17"
7 x 18"
7 x 17"
Abgas CO2
116 g/km
98 g/km
134 g/km
Verbrauch*
4,9 l/100 km
4,1 l/100 km
5,7 l/100 km
Tankinhalt
44 l
36 l
40 l
Kraftstoffsorte
Super
Super
Super
Partikelfilter
Serie
Serie
Serie
Vorbeifahrgeräusch
67 dB(A)
67 dB(A)
69 dB(A)
Anhängelast gebr./ungebr.
1200/580 kg
450/450 kg
1100/600 kg
Stützlast
55 kg
50 kg
50 kg
Kofferraumvolumen
309–1081 l
286–935 l
351–1125 l
Länge/Breite/Höhe
4060/1765–1960**/1433 mm
3940/1745–2020**/1500 mm
4074/1751–1964**/1451 mm
Radstand
2538 mm
2560 mm
2552 mm
Grundpreis
20.160 Euro
22.990 Euro
24.835 Euro
Testwagenpreis (wird gewertet)
23.820 Euro
30.790 Euro
29.370 Euro


Wie im größeren, teureren Mokka fehlt jegliche Fondbeleuchtung – schlecht, wenn man bei Dunkelheit ausladen muss. Zwei weitere kleine Unzulänglichkeiten: Das Navi liegt zwar schön hoch und im Blickfeld, ist aber klein und verwendet etwas rätselhafte Symbole. Und der Opel-Tempomat arbeitet als einziger bei 30 km/h noch nicht – gerade in Tempo-30-Zonen wäre er nützlich. Erwachsen ist dafür die Sicherheitsausstattung mit Spurhalteassistent, Fußgänger-Notbremssystem sowie Verkehrszeichen- und Müdigkeitserkennung.
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Der Toyota Yaris stellt sich mit seiner bewusst von der reinen Lehre der Raumökonomie abweichenden Form in die jahrzehntelange Tradition knubbeliger Kleinwagen – und will auch nichts anderes sein. Toyota lieferte uns mangels anderer verfügbarer Testwagen ein Exemplar in der GR-Sport-Ausstattung (6800 Euro Aufpreis). Die hatten wir zwar nicht bestellt, aber der Wagen erschien uns zu interessant, um ihn hier außen vor zu lassen.

Yaris mit neuem Infotainment

Unter anderem deshalb, weil er das neue Neun-Zoll-Infotainment an Bord hatte, das Toyota mit dem Corolla eingeführt hat. Es macht Schluss mit pixeligen, trüben Toyota- Touchscreens und ist intuitiv zu bedienen, vielleicht mit Ausnahme der Navi-Maßstabswahl.
Toyota Yaris Hybrid
Viel Hartplastik im Yaris, aber untadelig verarbeitet. Neue Touch-Navi-Generation jetzt an Bord, die Toyota mit dem Corolla einführte.
Bild: Roman Rätzke / AUTO BILD

Vorn sind Platzangebot und Sitze durchaus erwachsen. Über den mäßig bequemen Yaris-Fond haben wir schon öfter geschrieben: kleiner Türausschnitt, wenig Beinraum und Schulterbreite. Immerhin sitzt man angenehm hoch und kann die Füße unter die Frontsitze schieben.

Messwerte

Messwerte
Beschleunigung
0–50 km/h
3,4 s
3,5 s
3,8 s
0–100 km/h
10,7 s
10,3 s
10,4 s
0–130 km/h
18,1 s
17,4 s
17,5 s
0–160 km/h
32,6 s
35,0 s
30,2 s
Zwischenspurt
60–100 km/h
6,2 s
5,7 s
5,6 s
80–120 km/h
8,2 s
7,5 s
7,6 s
Leergewicht/Zuladung
1123/497 kg
1163/452 kg
1196/464 kg
Gewichtsverteilung v./h.
63/37 %
62/38 %
62/38 %
Wendekreis links/rechts
10,8/10,8 m
10,8/10,8 m
10,7/10,6 m
Sitzhöhe
550 mm
575 mm
580 mm
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
34,7 m
34,6 m
34,5 m
aus 100 km/h warm
34,2 m
33,1 m
34,9 m
Innengeräusch
bei 50 km/h
60 dB(A)
59 dB(A)
58 dB(A)
bei 100 km/h
66 dB(A)
68 dB(A)
65 dB(A)
bei 130 km/h
71 dB(A)
72 dB(A)
68 dB(A)
Verbrauch
Sparverbrauch
5,3 l/100 km
3,9 l/100 km
4,8 l/100 km
Testverbrauch
Durchschnitt der 155-km-Testrunde (Abweichung zur WLTP-Angabe)
6,5 l S/100 km
(+33 %)
5,4 l S/100 km
(+32 %)
6,1 l S/100 km
(+7 %)
Sportverbrauch
8,2 l/100 km
7,8 l/100 km
8,1 l/100 km
CO2 (Testverbrauch)
153 g/km
127 g/km
144 g/km
Reichweite (Testverbrauch)
680 km
670 km
650 km

Mit 18-Zoll-Rädern und flachem 40er-Reifenquerschnitt wirkt der Yaris wie eine Rennsemmel mit unpassendem Antrieb – dem leistungsverzweigten Hybridantrieb mit seinem seit Jahren bekannten Eigenleben. 
Bei Einlegen der EV-Taste fährt er rein elektrisch los, schafft es aber wegen des kleinen Akkus nur wenige Hundert Meter weit. Dann meldet sich der Dreizylinder knurrend zu Wort – Gewichtsreduzierung, Materialwahl und das Toyota-typische stufenlose Planetenradgetriebe können keinen Leisetreter ergeben, obwohl sich der Hybridantrieb weniger jaulig gibt als früher.

Komfort ist nicht die Stärke des Toyota

Der kratzige Höreindruck beschränkt sich auf Beschleunigungsphasen. Konstantfahrt mit 160 km/h auf der Autobahn ist überraschenderweise möglich, ohne das Hörvermögen der Insassen zu gefährden. Und das bei weniger Vibrato, als es der Opel produziert. Der Geradeauslauf lässt aber Wünsche offen: Nahe der Mittellage fehlt der Lenkung etwas Rückstellkraft, sodass der Fahrer bei Geradeausfahrt ständig leicht korrigieren muss.
Toyota Yaris Hybrid
Rennsemmel-Optik: der Yaris in der GR-Sport-Ausstattung. Der Hybridantrieb im Bug passt allerdings nicht wirklich dazu.
Bild: Roman Rätzke / AUTO BILD

Der Yaris GR Sport nutzt eine kurzhubigere Feder-Dämpfer-Kombination als die Normalversion. Die 18-Zöller rauben naturgemäß weiteren Komfort, erhöhen minimal das Leergewicht und den Verbrauch, verbessern aber die Bremswege. Weitere Details zum Test gibt es in der Bildergalerie.

Bildergalerie

Opel Corsa DIT  Toyota Yaris Hybrid  VW Polo 1.0 TSI
Opel Corsa 1.2 DIT
Toyota Yaris Hybrid
Kamera
Drei Kleine mit Benziner im Test

Fazit

von

AUTO BILD
Um den Slogan eines Qualitätsware-Versenders leicht abzuwandeln: Es gibt sie noch, die vernünftigen Dinge! Alle drei bremsen gut, keiner hat uns im Slalom ins Schwitzen gebracht – und die Wiederverkaufswertprognosen stempeln das Trio zur grundvernünftigen Kaufentscheidung. Das gilt auch und gerade für den Opel-Bestseller.