Opel Corsa, Toyota Yaris, VW Polo: Test, Kleinwagen, Motor, Preis
Corsa, Yaris und Polo im Kampf um die Kleinwagenkrone

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Es gibt sie noch: kleine Benziner wie Toyota Yaris, Opel Corsa und VW Polo. Wer bietet das vollwertigste Paket? AUTO BILD macht den Vergleichstest.
Bild: Roman Rätzke / AUTO BILD
Der durchschnittliche Preis eines neuen Pkw hat 2022 das durchschnittliche Arbeitnehmer-Jahresbruttogehalt überstiegen, liegt jetzt bei 42.790 Euro. Aber es gibt sie noch, die bezahlbaren Kleinwagen mit Verbrenner, wie unsere drei Testkandidaten Corsa, Polo und Yaris.
Unter diesen verkauft sich der Opel Corsa F unübertroffen gut. Gebaut wird er wie der VW Polo in Spanien, rollt auf der gleichen Technikbasis wie der Peugeot 208, meidet aber dessen Eigenwilligkeiten (Cockpitgestaltung, Instrumente über Mini-Lenkrad) und gibt sich ganz konventionell: keine besondere Spartechnik, keine Bedienungs-Extravaganzen.

Komplett rätselfrei: Mit der Bedienung des Corsa kommt jeder klar. Der Fußraum an den Pedalen hingegen ist zu klein ausgefallen.
Bild: Roman Raetzke
Er verfügt sogar noch über den klassischen Drehzündschlüssel. Jeder könnte sofort mit diesem Auto umgehen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist der dicke Schaltklops der leider nur halbwegs präzise geführten Manuellschaltung und der beengten Fußraum. Der sechste Gang hat eine Schongang-Auslegung. Soll es auf der Autobahn mal flott am Lkw vorbeigehen, nimmt der Fahrer besser den fünften.
Im Corsa-Fahrwerk steckt Dynamik
Vorn sitzt man im Corsa recht kommod, hinten aber ist er ebenso wenig ein Raumwunder wie der Yaris. Deutlich leichter als sein Vorgänger, liefert der Corsa einen kleinwagenhaftereren Fahreindruck als der Polo. Und nicht nur die Karosserie- und Windgeräusche ab 140 km/h sind lauter. Der muntere, gut am Gas hängende und durchzugsstarke Turbo-Dreizylinder mit 1,2 Liter Hubraum knurrt vernehmlicher – was man auch unterhaltsam finden kann.

Gokart-artig: Mit seiner direkt ansprechenden, präzisen Lenkung und der tiefen Sitzposition wirkt der Corsa besonders dynamisch.
Bild: Roman Raetzke
Das Ganze wirkt leicht und handlich, gokartartig wie die direkt ansprechende, präzise Lenkung und die tiefe Sitzposition – und die auf Querfugen und Kopfsteinen doch etwas spröde ansprechende Federung. Die lässt die Fahrgäste nie im Unklaren über den Fahrbahnzustand. Die französische Abstammung schimmert aber durch: Im Slalom zeigen sich schnell die Grenzen der Agilität, das ESP nimmt früh Tempo weg, ist nicht abschaltbar.
Fahrzeugdaten
Modell
Opel Corsa 1.2 Direct Injection Turbo
Toyota Yaris Hybrid 1.5 VVT-i
VW Polo 1.0 TSI
Motor Bauart/Zylinder
Einbaulage
Ventile/Nockenwellen
Nockenwellenantrieb
Hubraum
kW (PS) bei 1/min
Nm bei 1/min
Vmax
Getriebe
Antrieb
Bremsen vorn/hinten
Testwagenbereifung
Reifentyp
Radgröße
Abgas CO2
Verbrauch*
Tankinhalt
Kraftstoffsorte
Partikelfilter
Vorbeifahrgeräusch
Anhängelast gebr./ungebr.
Stützlast
Kofferraumvolumen
Länge/Breite/Höhe
Radstand
Grundpreis
Testwagenpreis (wird gewertet)
Wie im größeren, teureren Mokka fehlt jegliche Fondbeleuchtung – schlecht, wenn man bei Dunkelheit ausladen muss. Zwei weitere kleine Unzulänglichkeiten: Das Navi liegt zwar schön hoch und im Blickfeld, ist aber klein und verwendet etwas rätselhafte Symbole. Und der Opel-Tempomat arbeitet als einziger bei 30 km/h noch nicht – gerade in Tempo-30-Zonen wäre er nützlich. Erwachsen ist dafür die Sicherheitsausstattung mit Spurhalteassistent, Fußgänger-Notbremssystem sowie Verkehrszeichen- und Müdigkeitserkennung.
Der Toyota Yaris stellt sich mit seiner bewusst von der reinen Lehre der Raumökonomie abweichenden Form in die jahrzehntelange Tradition knubbeliger Kleinwagen – und will auch nichts anderes sein. Toyota lieferte uns mangels anderer verfügbarer Testwagen ein Exemplar in der GR-Sport-Ausstattung (6800 Euro Aufpreis). Die hatten wir zwar nicht bestellt, aber der Wagen erschien uns zu interessant, um ihn hier außen vor zu lassen.
Yaris mit neuem Infotainment
Unter anderem deshalb, weil er das neue Neun-Zoll-Infotainment an Bord hatte, das Toyota mit dem Corolla eingeführt hat. Es macht Schluss mit pixeligen, trüben Toyota- Touchscreens und ist intuitiv zu bedienen, vielleicht mit Ausnahme der Navi-Maßstabswahl.

Viel Hartplastik im Yaris, aber untadelig verarbeitet. Neue Touch-Navi-Generation jetzt an Bord, die Toyota mit dem Corolla einführte.
Bild: Roman Rätzke / AUTO BILD
Vorn sind Platzangebot und Sitze durchaus erwachsen. Über den mäßig bequemen Yaris-Fond haben wir schon öfter geschrieben: kleiner Türausschnitt, wenig Beinraum und Schulterbreite. Immerhin sitzt man angenehm hoch und kann die Füße unter die Frontsitze schieben.
Messwerte
Modell
Opel Corsa 1.2 Direct Injection Turbo
Toyota Yaris Hybrid 1.5 VVT-i
VW Polo 1.0 TSI
Beschleunigung
0–50 km/h
0–100 km/h
0–130 km/h
0–160 km/h
Zwischenspurt
60–100 km/h
80–120 km/h
Leergewicht/Zuladung
Gewichtsverteilung v./h.
Wendekreis links/rechts
Sitzhöhe
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
aus 100 km/h warm
Innengeräusch
bei 50 km/h
bei 100 km/h
bei 130 km/h
Verbrauch
Sparverbrauch
Testverbrauch
Durchschnitt der 155-km-Testrunde (Abweichung zur WLTP-Angabe)
Sportverbrauch
CO2 (Testverbrauch)
Reichweite (Testverbrauch)
Mit 18-Zoll-Rädern und flachem 40er-Reifenquerschnitt wirkt der Yaris wie eine Rennsemmel mit unpassendem Antrieb – dem leistungsverzweigten Hybridantrieb mit seinem seit Jahren bekannten Eigenleben.
Bei Einlegen der EV-Taste fährt er rein elektrisch los, schafft es aber wegen des kleinen Akkus nur wenige Hundert Meter weit. Dann meldet sich der Dreizylinder knurrend zu Wort – Gewichtsreduzierung, Materialwahl und das Toyota-typische stufenlose Planetenradgetriebe können keinen Leisetreter ergeben, obwohl sich der Hybridantrieb weniger jaulig gibt als früher.
Komfort ist nicht die Stärke des Toyota
Der kratzige Höreindruck beschränkt sich auf Beschleunigungsphasen. Konstantfahrt mit 160 km/h auf der Autobahn ist überraschenderweise möglich, ohne das Hörvermögen der Insassen zu gefährden. Und das bei weniger Vibrato, als es der Opel produziert. Der Geradeauslauf lässt aber Wünsche offen: Nahe der Mittellage fehlt der Lenkung etwas Rückstellkraft, sodass der Fahrer bei Geradeausfahrt ständig leicht korrigieren muss.

Rennsemmel-Optik: der Yaris in der GR-Sport-Ausstattung. Der Hybridantrieb im Bug passt allerdings nicht wirklich dazu.
Bild: Roman Rätzke / AUTO BILD
Der Yaris GR Sport nutzt eine kurzhubigere Feder-Dämpfer-Kombination als die Normalversion. Die 18-Zöller rauben naturgemäß weiteren Komfort, erhöhen minimal das Leergewicht und den Verbrauch, verbessern aber die Bremswege. Weitere Details zum Test gibt es in der Bildergalerie.
Fazit
Um den Slogan eines Qualitätsware-Versenders leicht abzuwandeln: Es gibt sie noch, die vernünftigen Dinge! Alle drei bremsen gut, keiner hat uns im Slalom ins Schwitzen gebracht – und die Wiederverkaufswertprognosen stempeln das Trio zur grundvernünftigen Kaufentscheidung. Das gilt auch und gerade für den Opel-Bestseller.
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